0203a - Wir standen auf der Abschußliste
verlangte.
Ich wollte Grover gerade noch antworten, als das Telefon auf meinem Schreibtisch klingelte. Ich meldete mich. Mr. High bat mich, in der Befehlszentrale ein Ersatzgerät zu übernehmen, damit der' erhöhte Sprechfunkverkehr ohne Zeitverlust abgewickelt werden konnte.
Und unter Umständen kam es gerade jetzt auf jede Sekunde an.
***
Ich schickte Grover, der mich hämisch musterte, einen Blick zu, daß es ihm eigentlich kalt den Rücken ’runterlaufen mußte, und befahl dem Beamten dann leise, den Kerl ins Gefängnishospital zu überführen. Ich wies ihn nochmals besonders darauf hin, daß er für strengste Bewachung zu sorgen hätte.
Dann ging ich den Gang ’runter zum Lift und fuhr zur Zentrale hoch. Als ich ’reinkam, schwirrte es hier wie in einem Bienenhaus, denn außer den ganzen Sprechfunkgeräten stehen hier auch noch mehrere Bandgeräte, die wir für manche Verhöre einsetzen und von denen sich jetzt auch ein rundes Dutzend in Bewegung befanden.
Wilder blickte kurz auf, als ich auf seinen Tisch zutrat, und zeigte auf den Platz ihm gegenüber. Ich hockte mich auf den Stuhl und stülpte mir die Kopfhörer um. Ein Techniker im blauen Overall hantierte an dem schwarzen Apparat vor mir und brachte anscheinend die Anschlüsse in Ordnung.
Dann hörte ich auch schon das erste Gespräch.
»Wagen 25 an Zentrale. Wagen 25 an Zentrale. Fahren Houston Street, Höhe Broadway. Werden bis East River Drive fahren. Ende.«
»Hier 12. Ich rufe Zentrale. Hier 12.« Als ich mich kurz meldete, fuhr der zweite Sprecher fort: »Stehen Peter Cooper Road, fahren Roosevelt Drive bis Vierzehnte, dann Columbia Avenue.«
Ich schaute mir die Geschichte auf dem großen Stadtplan an, der ganz in meiner Nähe eine ganze Wand einnahm, und stimmte zu:
»Okay, 12. Ende.«
Jetzt kamen abwechselnd die Standortmeldungen unserer Wagen. Wir zogen langsam, aber immer dichter ein Netz um den ganzen Bezirk. Von allen anderen Gebieten kamen die Wagen hierhin zusammen. Wilder und ich dirigierten die Kommandos zu den einzelnen Stellen, und dann wartete ich nur noch auf den einen Anruf, daß der Wagen der Gangster gefunden und gestellt wäre.
Ich streifte den Kopfhörer von einem Ohr ab und hörte mit dem anderen Ohr auf die Gespräche, die Wilder führte. Als ich ihn gerade in einer Sprechpause anschaute, sah ich, daß er auch nur einen Hörer am Ohr hatte.
Dann kamen wieder nacheinander die Standortmeldungen der einzelnen Fahrzeuge, die inzwischen die vorgeschriebenen Ziele erreicht hatten. Aber bis jetzt war keines darunter, das eine Spur der Gangster entdeckt hatte.
Wilder schaute etwas nervös zu mir herüber, und auch ich spürte langsam, wie ich nervös wurde. Sollte Rice etwa der Durchbruch aus dem abgeriegelten Gebiet gelungen sein? War er doch noch schneller gewesen als unsere Leute?
Ich machte ein paar hastige Züge, aber dann vergaß ich die Zigarette, die jetzt im Aschenbecher verqualmte. Denn aus meinem Kopfhörer kam wieder eine Meldung, und am Ton der Stimme schon hörte ich, daß der Beamte etwas Besonderes hatte.
»Hallo, Zentrale. Hallo, Zentrale. Hier Wagen 25. Haben hier einen schwarzen Chevrolet gefunden. Kennzeichen Anton Ludwig zwofünfzwosiebendrei.« Ich hatte den kleinen Hebel an der rechten Seite an dem schwarzen Apparat vor mir herumgelegt, und jetzt tönte die Stimme des Beamten aus dem Hauptlautsprecher. Als die Nummer des gefundenen Fahrzeugs genannt wurde, war ein Beamter an den Tisch vor dem Fenster getreten. Jetzt winkte er mir herüber und rief gedämpft: »Nummer stimmt!«
»Nummer stimmt«, sagte ich in das Mikrofon der Sprechfunkanlage und fragte weiter: »Wo sind Sie im Augenblick?«
»Ludlow Street, Ecke Rivington Street. Der Wagen ist verlassen und steht abseits der Straße auf einem unbebauten Grundstück. Deswegen haben wir ihn auch beim erstenmal nicht gesehen, als wir hier durchfuhren.«
Wilder hatte auf seinem Apparat schon ein Ruf »An alle« gegeben. Er nahm das Mikrofon in die Hand, zog das Verlängerungskabel heraus und trat vor den großen Stadtplan.
Der Wagen meldete sich wieder aus der Ludlow Street.
»Wir haben den Wagen untersucht. Auf dem Rücksitz lagen leergeschossene Patronenhülsen, 38er Kaliber. Vor dem Wagen lag noch der Rest einer brennenden Zigarette. Vermutlich stammt sie von einem der Flüchtenden. Was sollen wir tun? Ende.«
»Hier Zentrale. Wagen 25. Bleiben Sie dort, bis Leute von der Spurensicherung bei Ihnen aufkreuzen. Achten Sie darauf, daß keine
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