0206 - Die Schrecken der Hohlwelt
nämlich auf dem Chefdeck, auf das sich Perry Rhodan mit seinen engsten Mitarbeitern einstweilen zurückgezogen hatte war es beeindruckend und gleichzeitig bedrückend zu merken, wie selbst der überlegene Geist des Haluters Icho Tolot den Kampf gegen die unbegreiflichen Rätsel der Welt Horror allmählich aufgab.
Wenn selbst Icho Tolot auf Grund seiner Erfahrung und mit den vielfältigen Mitteln der Logik nicht imstande war, den Geheimnissen von Horror auf die Spur zu kommen wie gewaltig mußte erst der Geist sein, der diese Welt erschaffen hatte!
Von derart metaphysischen Fragen fühlte sich Fed Russo selbstverständlich völlig unbelastet, als er aus tiefem, ohnmachtähnlichem Schlaf schließlich wieder zu sich kam. Ihn bedrückte vielmehr, daß er während des Schlafes bis dicht an die Kante der Felsplatte gerollt war und sich vermutlich innerhalb der nächsten zehn Minuten weiter unten auf der Talsohle den Hals gebrochen hätte, wäre er nicht rechtzeitig erwacht.
Er schüttelte sich und stand auf. Es war erfrischend kühl im Kamin. Fed sah sich um und hatte den Eindruck die Umwelt hätte sich, seitdem er sich niederlegte, grundlegend verändert. Er fand schließlich, woran es lag. Das rote Gewitter hatte aufgehört. Die Blitze waren verschwunden. Fed Russo zuckte mürrisch mit den Achseln und drehte sich um, um Josh und Sturry aufzuwecken.
Die Ruhepause hatte zwar ihre Kräfte gestärkt, gleichzeitig aber auch den Hunger geweckt. Sie nahmen einen Teil der Rationen zu sich, die sie im Gepäck mitführten, und nach der Mahlzeit kletterte Fed auf einen aus dem Kamin hinausragenden Felsblock hinaus, um sich im Tal umzusehen. Ruhig und tot lag die Felswüste unter ihm. Am weißen Firmament zeigte sich keine Spur des Raumschiffs. Fed schätzte, daß sie mit den Rationen noch etwa zwei Tage irdischer Zeitrechnung aushalten könnten. Rechnete er, daß ihre Naturen kräftig genug seien, um zwei weitere Tage ohne alle Nahrung durchzustehen, dann blieben insgesamt vier Tage, die sie ohne Unterstützung der CREST II auskommen konnten. Sturry würde etwa einen Tag brauchen, um aus den Einzelteilen seiner Geräte einen Morsesender zu basteln. In drei Tagen, von jetzt an gerechnet, mußte er also damit anfangen.
Er sagte das Sturry, als er von seinem Ausguck wieder hinunterkletterte. Sturry verzog das Gesicht und zuckte mit den Achseln. Seine Meßgeräte waren ihm so lieb wie anderen Leuten ihre Hauskatze.
Sie setzten den Aufstieg fort. Von der Talsohle aus hatte Fed die Gesamthöhe der Wand auf knapp einen Kilometer geschätzt. Im Bergsteigen ziemlich unerfahren, hatte er keine Ahnung, wie lange es dauern könnte, bis sie das obere Ende des Kamins erreichten.
Deswegen nahm er jede Gelegenheit wahr, ihren Fortschritt zu überprüfen, indem er von exponierten Stellen aus hinunter ins Tal und hinauf zum Rand der Felsmauer sah. Die Methode erwies sich als zwielichtig. Während ihm der Blick nach unten zu beweisen schien, daß sie schon himmelhoch über dem Talboden seien, belehrte ihn die Ausschau nach oben, daß sie dem Ziel scheinbar noch um keinen Meter näher gekommen waren.
Fed gab das Ausschauhalten schließlich auf und widmete sich der Kletterei mit verbissener Wut. Es war ein Glück, daß die Wände des Kamins viele Stellen, manchmal sogar lange Strecken, vor der Strahlung des Energiekerns schützten. Die Hitze hielt sich dadurch in erträglichen Grenzen. Unten im sonnendurchfluteten Tal wäre ein Marsch unter ähnlicher Kräftebeanspruchung völlig unmöglich gewesen.
Später wußte Fed nicht mehr, wieviel Zeit inzwischen verstrichen war. Er hatte Fuß vor Fuß gesetzt, Hand über Hand gegriffen und war den Kamin hinaufgestiegen. Er schwitzte am ganzen Körper, aber die Flüssigkeit verdunstete, sobald sie aus den Poren trat.
Sturry und Josh waren ein paar Meter weit zurückgefallen, aber Fed hielt sein Tempo unvermindert bei.
Er erreichte schließlich eine Felsplatte ähnlich der, auf der sie vor wer weiß wieviel Stunden gerastet und geschlafen hatten, und legte eine kleine Pause ein. Der Kamin beschrieb hier eine Wendung in der Art eines Korkenziehers. Fed drehte den Kopf nach hinten und versuchte, ob er das obere Ende des Spalts schon sehen könne.
In diesem Augenblick sagte jemand: „Sich dich genau um! Siehst du etwas?"
Fed schrak zusammen. Vor seinen Füßen schob sich Josh Bonins schwarzer Kopf über den Rand der Platte. Josh hatte den Mund offen und schnappte nach Luft.
„Hast du etwas gesagt?"
Weitere Kostenlose Bücher