0207a - Keine Chance für Gangster
anderem Wege als durch die Tür betreten zu können. Ich lief um das Haus herum und stieg die Feuerleiter hinauf. Vor dem geöffneten Fenster meines Badezimmers hielt ich an. Noch immer kam kein Laut aus meiner Wohnung. Langsam, jedes Geräusch vermeidend, kletterte ich durch die schmale Öffnung ins Innere.
Sorgfältig überprüfte ich im Dunkeln meine 38er und schlich an die Tür. Ein schmaler Lichtspalt auf dem Fußboden verriet mir die Anwesenheit eines Fremden in meiner Wohnung. Ich versuchte, durch das Schlüsselloch einen Blick zu werfen, aber ich konnte niemanden sehen. Mit einem kurzen Ruck riss ich die Tür auf und stürmte mit gezogenem Revolver ins Zimmer. Inmitten meiner Bewegung erstarrte ich.
Vor mir saß in einem Sessel, ebenfalls einen Revolver in der Hand, niemand anderes als Joe Mac Gregor. Auf seinem feisten, vierschrötigen Gesicht stand ein amüsiertes Lächeln. Den Grund für sein Lächeln sollte ich gleich erfahren. Schmerzhaft wurde etwas in meine Rippen gedrückt. Es gehörte nicht allzu viel Überlegung dazu, um zu erraten, was mir in den Rücken gedrückt wurde. Es war schlicht und einfach der Lauf einer schussbereiten Pistole. Der Mann, in dessen Hand sie ruhte, musste hinter der von mir aufgestoßenen Tür gestanden haben.
»Nett von Ihnen, Cotton, dass wir nicht so lange auf Sie warten mussten. Pass gut auf ihn auf, Buddy«, wies Mac Gregor seinen Komplicen an.
Also Budd Mullighan stand hinter mir. Dann hatte ich ja die gesamte Spitze des Unternehmens bei mir versammelt. Mac Gregor hatte inzwischen seine Waffe eingesteckt. Er schlug die Beine übereinander und sah mich zufrieden an.
»Sie wollten meine Warnungen nicht hören, Cotton, nun müssen Sie die Folgen tragen. Ich fürchte, das wird für Sie nicht gerade angenehm werden.«
»Sie haben doch nichts dagegen, Mac Gregor, wenn ich mich setze?« Der Gangster gab seinem Komplicen einen Wink, und der führte mich zu dem neben Mac Gregor stehenden Sessel.
»Aber nur kurze Zeit, Cotton. Ich habe nämlich die Absicht, Sie zu einer kleinen Spazierfahrt einzuladen. Nein, ich meine nicht eine solche Fahrt, von der es keine Rückkehr gibt. Zunächst jedenfalls noch nicht. Sie sind mir viel zu wertvoll. Ein toter Cotton nützt mir überhaupt nichts.«
»Was haben Sie mit mir vor, Mac Gregor?«
»Warten Sie nur ab, mein Freund, das werden Sie schon rechtzeitig erfahren.«
Dann wandte er sich an den noch immer hinter mir stehenden Mullighan.
»Fessle ihn, Buddy, wir wollen ihm die Sache nicht allzu leicht machen. Lass ihm aber noch so viel Spielraum, dass er allein laufen kann.« Bei diesen Worten hatte er seine Pistole wieder aus der Tasche geholt. Spielerisch ließ er sie durch seine Finger gleiten. Dann ließ er den Sicherungshebel schnappen und richtete die Mündung des Laufes auf meine Stirn. »So, du kannst anfangen, Buddy. Mach deine Sache aber ordentlich. Wenn du fertig bist, schwirren wir ab.« Mullighan schnürte meine Hände auf dem Rücken zusammen, dann band er auch noch meine Füße, sodass ich nur noch kurze, trippelnde Schritte machen konnte. Als er sein Werk beendet hatte, zog auch er seine Pistole, und wir verließen meine Wohnung.
Unten, einige hundert Yards von meiner Wohnung entfernt, stand ein schwerer Ford. Während Mullighan sich ans Steuer setzte, wurde ich von Mac Gregor in den Fond des Wagens gestoßen. Der Gangster ließ sich neben mir in den Sitz fallen. Seine Kanone ließ er nicht einen einzigen Augenblick aus der Hand. Mullighan startete den Wagen und ließ ihn mit einem lauten Aufheulen davonschnellen.
***
Wir fuhren etwa eine halbe Stunde. Die Fahrt ging in gerader Richtung zum Hafen. Also hatte Floyd Barring doch nicht gelogen, als er von einem Schiff sprach.
Die letzte Strecke mussten wir zu Fuß zurücklegen. Es sah aus, als gingen drei alte Freunde im Hafen spazieren. Mullighan und Mac Gregor hatten mich untergehakt. Mullighan verbarg dabei geschickt seine Pistole, die er mir unter meinem Arm in die Seite drückte. Wir stolperten über eine Vielzahl von Eisenbahngleisen, bis wir an die Anlegestellen der Schlepper kamen. Wenn Mac Gregor seinen Schlupfwinkel auf einem dieser Schlepper hatte, konnte es Wochen dauern, bis die Hafenpolizei den richtigen Kahn fand. Vor dem drittletzten der in einer langen Reihe liegenden Schlepper hielten wir an.
Budd Mullighan ließ einen leisen Pfiff ertönen, der unten auf dem Schlepper einen Mann in Bewegung brachte. Eine Strickleiter wurde zu uns hinaufgeworfen,
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