0210a - Die tödliche Gefahr
doch!«, brüllte Martinez wieder. »Und ich nehme eine ganze Anzahl von euch mit. Den Jungen auch.«
Ich blickte zu Phil hinüber. Die ganze Sache sah auf einmal nicht mehr so rosig aus. Ray Martinez hatte nichts mehr zu verlieren. Er hatte schon einen Mord begangen und konnte nur noch den elektrischen Stuhl erwarten. Wenn er uns entkommen konnte, musste er mit der Krankheit fertig werden, die in seinem Leib steckte. Wir hatten nur den Vorteil, dass wir hier sitzen und es der Zeit überlassen konnten, an seinen Nerven 56 zu arbeiten. Der Verbrecher musste essen und schlafen, während wir uns ablösen konnten. Es sah im Augenblick so aus, als müssten wir mit einer tagelangen Belagerung rechnen, bis Ray Martinez genügend zermürbt war, um gegen ihn vorzugehen, ohne dabei das Leben des Jungen zu gefährden.
»Kannst dir deine Lage ein wenig überlegen, Martinez«, schrie ich zurück. »Aber wenn dir schon dein eigenes Leben nichts bedeutet, dann schick wenigstens das Mädchen und das Kind heraus. Sie nützen dir jetzt nichts mehr.«
»Du bist verrückt, Cop«, brüllte Martinez zurück. »Wenn du so viel Interesse an ihnen hast, dann komm ruhig rein und hol sie dir.«
Ich bedeutete Phil mit einer Bewegung, die Rückseite der Blockhütte weiter zu beobachten, während ich tiefer in den Wald zurückhuschte und wieder zu dem Sheriff zurückkehrte.
»Wir sind noch immer machtlos gegen den Kerl«, knurrte ich, als ich ihn erreicht hatte. »Er hat den Jungen bei sich und droht, ihn zu töten, wenn wir versuchen, ihn herauszuholen.«
»Das ist wahrscheinlich nur ein Bluff«, brummte der Sheriff. »Ohne den Jungen hat er jede Chance verloren.«
»Mit dem Jungen auch«, erwiderte ich. »Aber uns geht es darum, ein weiteres Verbrechen zu verhindern und Martinez zu verhaften.«
Der Sheriff nickte.
»Das ändert nichts an der Situation. Was machen wir nun?«
Ich hob die Pistole, zielte genau und schoss zwei Mal. Die beiden Vorderreifen des Wagens auf der Lichtung verwandelten sich innerhalb von Sekunden in Plattfüße.
»Wir brauchen Verstärkung und Tränengas«, sagte ich, »der Wagen ist jetzt nutzlos, und zu Fuß wird er kaum einen Fluchtversuch wagen.«
Dann kroch ich weiter, zu der anderen Seite der Blockhütte hin. Auch hier gab es ein Fenster, aber diesmal begnügte ich mich, es zu beobachten. Die vierte Wand der Blockhütte bestand aus Bohlen ohne Türen und Fenster. Wir hatten Ray Martinez in einer Falle und brauchten nur noch auf die Verstärkung zu warten, bis wir etwas gegen ihn unternehmen konnten.
***
Ray Martinez setzte die Medizinflasche an, aus der er einen Schluck genommen hatte, und starrte aus dem trüben Fenster. Es war ihm vorgekommen, als hätte er drüben zwischen den Bäumen eine Bewegung gesehen. Zur Vorsicht griff er nach der Pistole.
»Bring den Jungen ins Wohnzimmer«, knurrte er Pearl zu, ohne den Kopf zu wenden.
Noch bevor Pearl den Befehl ausführen konnte, sprang draußen eine schattenhafte Gestalt hinter den Bäumen hervor. Ray Martinez riss die Waffe hoch, und dann erfüllte der beißende Pulvergeruch die Hütte.
»Die Cops«, murmelte er überrascht. »Der verdammte Doc hat sie uns auf den Hals gehetzt.«
Pearl war plötzlich bleich geworden und drückte den Jungen an sich, der mit großen, erschrockenen Augen auf die Pistole in Ray Martinez Hand starrte.
»Was machen wir jetzt, Ray?«, fragte sie verängstigt. »Was machen wir nur?«
Selbst Ray Martinez blickte ratlos drein. Nur der harte Zug um seinen Mund verriet, dass er nicht ohne Kampf aufgeben würde.
»Solange wir den Jungen haben, können uns die Cops nichts anhaben«, knurrte er. »Sie wissen, dass es zu gefährlich ist.«
Er rannte in das Wohnzimmer und spähte hinaus über die Lichtung.
»Wir müssen von hier verschwinden«, knurrte er dann. »Vorläufig sind nur zwei oder drei von den Kerlen draußen, aber in einer halben Stunde wird es von ihnen wimmeln.«
Wie zur Beantwortung ertönten von draußen die beiden Schüsse, mit denen der Wagen des Arztes außer Aktion gesetzt wurde.
»Vielleicht kannst du mit den Cops verhandeln«, schlug Pearl vor. »Sie können den Jungen haben, wenn sie uns laufen lassen.«
Ray Martinez blickte sie überrascht an und dann lachte er hart auf.
»Du bist ja noch dümmer als ich dachte«, sagte er schließlich. »Mit den Cops kannst du nicht verhandeln. Auf diese Tour schon gar nicht. Außerdem kommen wir von hier nicht weg, denn den Wagen haben sie uns schon
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