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0213 - Wir stiegen ein ins Sarggeschäft

0213 - Wir stiegen ein ins Sarggeschäft

Titel: 0213 - Wir stiegen ein ins Sarggeschäft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir stiegen ein ins Sarggeschäft
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Jahren vom FBI akzeptiert wurden. Zwei junge Männer wie Phil und ich, sogar noch eine Kleinigkeit jünger. Und jetzt lagen sie auf zwei Bahren und waren tot. Meuchlings von Gangstern aus vier Maschinenpistolen zusammengeschossen wie räudige Hunde.
    Ich stand neben den Bahren und blickte hinab auf die blassen Gesichter, die noch vom Schmerz der letzten fürchterliche Sekunde verzerrt waren. Sie würden nie mehr im Bereitschaftsraum in der Nacht dort hocken und auf feinen eventuellen Einsatz warten müssen. Sie würden nie mehr einen Whisky zum Munde führen und sich nie mehr mit den Bürokraten der Spesenabteilung herumstreiten. Sie waren tot. Ausgelöscht für immer.
    Sicher haben wir oft mit Morden zu tun. Öfter als uns lieb ist, müssen wir dem Tod in die furchtbare Fratze blicken. Aber es ist etwas anderes, wenn man vor der Leiche eines Kameraden steht. Es ist, als ob ein Stück der eigenen Seele mit gestorben wäre.
    Phil und ich standen neben den beiden Bahren und hielten die Hüte in der Hand und schwiegen und kämpften gegen das an, was sich in unserer Seele breit machen wollte und doch niemals breit machen darf, ein wilder, furchtbarer Hass auf alle Gangster, eine gefährliche Gier, mit der Pistole in der Faust sich das Richteramt anzumaßen, das uns nicht zukommt. Und während wir in die Gesichter unserer beiden toten Kameraden blickten, hörten wir auf einmal eine Stimme direkt neben uns. Die Stimme von Lester Mansfield.
    Lester Mansfield war Redakteur an einem Blatt, das die Druckerschwärze nicht wert war, mit dem es gedruckt wurde. Dreihundert Tage im Jahr hechelte Mansfield in seinem Schmierblatt über die Polizei und über das FBI. Dreihundert Tage lang spielte er den Mann, der die Öffentlichkeit vor blutrünstigen Polizisten bewahren möchte. Dreihundert Tage lang wirft er Schmutz, unbestimmte Verdächtigungen,Verleumdungen und Unterstellungen auf jeden unterbezahlten, überarbeiteten, anständigen Polizisten. Und dieser Kerl, der nie ein gutes Haar an einem von uns gelassen hatte, dieser Kerl stand auf einmal neben uns und sagte in die lastende Stille hinein:
    »Das haben diese schießwütigen Burschen nun davon…«
    Zuerst begriff ich es gar nicht. Die Worte drangen über meine Trommelfelle als Sinnzusammenhänge zuerst in mein Unterbewusstsein, breiteten sich dort aus, kletterten ins Bewusstsein empor und hallten immer lauter aus jeder Gehirnwindung wider. Und dann ging mir schlagartig auf, was er gemeint hatte.
    Ich wirbelte auf dem Absatz herum. Mr Highs blasses, tödlich ernstes Gesicht huschte in der Drehung schnell an mir vorüber.
    Mansfield hatte eine Zigarette im Mundwinkel hängen. Er hatte den Hut auf dem Kopfe. Und er hatte eine Kamera mit einem Blitzgerät in der Hand und zielte gerade.
    Mit der rechten Hand fegte ich ihm die Kamera nach unten, bevor er hatte knipsen können. Mit der Linken riss ich ihn so dicht an mich heran, dass sich beinahe unsere Köpfe berührten. Ich roch den Fuseldunst, der aus seinem Mund stieg.
    »Es gibt nur noch zwei Möglichkeiten für Sie«, sagte etwas in mir. Es war meine Stimme, aber sie hörte sich an wie von einer alten Grammophonplatte. »Verschwinden Sie binnen dreier Herzschläge. Oder die beiden Burschen mit den weißen Schürzen werden hier drei Bahren wegtragen müssen…«
    Ich ließ ihn los. Vor meinen Augen war alles verschwommen. In meinem Gehirn hämmerte das Blut. Es rauschte in meinen Ohren. Wie von fern hörte ich Mrs Highs Stimme, als er zu Mansfield sagte:
    »Sie dürfen schreiben, dass diese Drohung mit Billigung des anwesenden Distriktschefs ausgesprochen wurde. Sie dürfen sogar glauben, dass diese Drohung auch mein voller Emst ist…«
    Ich schluckte ein paarmal. Dann hatte ich die Hälfte des Kloßes hinabgewürgt, der in meiner Kehle saß und mich fast erstickte.
    Mit unsicheren Fingern steckte ich mir eine Zigarette an. Nach dem ersten Zug sagte ich:
    »Komm Phil. Machen wir uns an die Arbeit. Dies ist unser Fall. Und wenn ich von hundert Stunden nur noch zehn ins Bett komme, und wenn ich Manhattan drei Jahre lang bis in den hintersten Winkel durchstöbern müsste - diese vier Gangster werden mir eines Tages gegenüberstehen…«
    Wir wandten uns ab und gingen hinüber zu Rocky Holleris, dem Leiter unserer Mordkommission. Holleris war vierundfünfzig Jahre alt und erst kürzlich aus Chicago zu uns versetzt worden, weil man in »der Burg«, wie sie hierzulande Chicago gern nennen, sein Gesicht zu gut kannte. Jedenfalls bei

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