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0216 - Der Pharaonenfluch

0216 - Der Pharaonenfluch

Titel: 0216 - Der Pharaonenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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wurden.
    Waren Sekunden, Minuten oder Stunden vergangen? Der Geist des Ramose besaß kein Zeitgefühl. Aber dann, irgendwann begann das wirbelnde Gebilde vor ihm Gestalt anzunehmen. Ein Körper wie der eines Menschen schälte sich langsam aus dem Dunkel der Nacht. Schakale mit einer spitzen Schnauze, die Ohren waren steil emporgestreckt.
    Der dunkelhäutige Oberkörper der Erscheinung war völlig nackt, um die Hüften aber war ein weitfaltiges Tuch gebunden.
    Der Gott war seinem Priester so erschienen, wie dieser ihn von den Darstellungen der Tempel und der heiligen Papyrusrollen kannte. Aber die Gestalt war nur ganz schwach zu sehen, schimmerte durchsichtig und das Licht der Sterne durchdrang die Gestalt. Auch die Konturen der mächtigen Sanddünen im Hintergrund waren durch den Körper zu sehen.
    » Hier bin ich, mein treuer Knecht! « vernahm Ramose die Stimme seines Gottes. »Treu hast du mir gedient, treu hast du denen gedient, die einst das Land des Nils regierten – und wieder regieren werden , wenn du es willst!«
    Der ebenso wie die Erscheinung des Gottes durchscheinende Körper des Ramose, an dem nur der Schädel aus fester Materie bestand, verneigte sich tief.
    »Immer – immer will ich deinen Willen tun!« rief er, »wie schon in den Tagen, da sich noch alles Volk vor dir beugte und ich in den Tempelbezirken den Schakalen, deinen heiligen Tieren, das Futter vorwarf. Künde mir, o hoher Gebieter, was ist dein Wille. Denn ich werde nicht zögern, ihn auszuführen!«
    »Auch wenn er vielen von denen, die jetzt noch im Licht der Sonne wandeln, in meine Arme treibt?« fragte der Gott mit dem Schakalskopf.
    »Ich habe Opfer zu deiner Ehre gelobt!« sagte das, was einst Ramose gewesen war. »In den Tagen der Alten schlachteten wir Tiere zu deiner Verehrung. Aber nun, da ich nicht mehr auf der Erde wandele, wenn der Sonnenwagen des Re über den Horizont fährt, der ich selbst dem Reiche der Schatten angehöre, weshalb soll ich einen Unterschied machen zwischen dem Opfer des denkenden Menschen und der unvernünftigen Kreatur?«
    » Nun, so höre denn … « begann Anubis.
    ***
    Die Silhouetten der Pyramiden von Gizeh versanken hinter ihnen in der Dunkelheit. Vor ihnen breitete sich die nachtschwarze Wüste aus. Die Scheinwerfer der beiden Polizeiautos fraßen sich durch die Nacht.
    Professor Zamorra und seine Begleiter mußten sich auf der Rückbank von Inspektor Hammals Dienstwagen mächtig zusammendrängen. In Europa wäre es ein Unding gewesen, mit vier Mann auf der Rückbank zu sitzen, hier im Orient ging das. Ibrahim Hamada, der Diener und Dolmetscher, der unbedingt mitwollte, aber verbrachte die Fahrt im Kofferraum. Hier im Morgenlande, wo man selbst Kamele auf Pritschenwagen durch die Stadt fuhr, sah man das alles nicht so eng.
    Mit einem Tempo, das selbst auf einer Bundesautobahn die Ordnungshüter bedenklich gestimmt hätte, donnerten die Autos über eine Wüstenstraße, die fast schnurgerade nach Westen führte. Am Horizont wurden einige Lichtpunkte sichtbar.
    »Sahara-City«, klärte der Inspektor seine Gäste auf. »Das ist nicht etwa eine Stadt, sondern ein Amüsierbetrieb, der nur aus Beduinenzelten bestand. Viele Touristen kommen her. Und auch viele Beni Arab. Auch reiche aus den Ländern mit dem vielen Öl. Ein Mord wäre hier nichts Ungewöhnliches, wenn nicht …«
    Der Chef der Mordkommission behielt den Rest für sich. An der Straße hielt ein Krad mit einem uniformierten Polizisten. Inspektor Hammal redete mit ihm einige Worte auf Arabisch.
    »Er bringt uns zum Tatort«, wurde Zamorra aufgeklärt, während der Wagen von der Asphaltstraße abbog und die Räder im Sand zu mahlen begannen.
    Es waren nur wenige hundert Meter. Schon von Weitem sahen sie die Strahlen verschiedener Taschenlampen.
    Der Polizeiarzt kam ihnen bereits entgegen. Sein Gesicht hatte eine eigentümliche, graue Färbung.
    »Sie können mir glauben, das ist zu viel!« hörten sie ihn schon von Weitem. »Ich hatte immer gedacht, in diesem Beruf hart geworden zu sein aber das … oh, Allah, so grausam kann keiner sein, den ein Weib geboren hat!«
    Inspektor Hammal besah sich den Toten nur kurz; Zamorra und seine Begleitung verzichteten darauf. Ihnen stand der grausige Anblick, den sie erst vor einiger Zeit gehabt hatten, noch sehr plastisch vor Augen.
    »Die gleichen Symptome!« klärte sie der Chef der Mordkommission auf. »Und die gleiche Bißwunde. Und, der Doktor ist da eindeutig meiner Ansicht, es handelt sich bei

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