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0216 - Der Pharaonenfluch

0216 - Der Pharaonenfluch

Titel: 0216 - Der Pharaonenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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am Eingang eines der Zelte um den Eintritt. Keiner der Europäer verstand, welche Liebenswürdigkeiten sich die beiden Muselmanen in der blumenreichen Sprache des Orients an den Kopf warfen. Schließlich aber war man über den Eintrittspreis handelseinig und Zamorra konnte über das Verhandlungsgeschick des ehemaligen Diebes nur noch staunen. Augenblicke später hatten sie das Zelt betreten und damit eine Welt wie im Märchen.
    Aber die Mächte des Bösen haben schon viele Märchen zerstört. Und fern in der Wüste zogen sich die dunklen Kräfte zusammen.
    ***
    Sie kamen aus dem Nichts. Und sie waren nicht aus fester Materie. Wie ein Lichtbild, das in die Weite der Wüste hineinprojeziert wird, so erschienen sie.
    Aber das , was von dem Priester Ramose dem Leben wiedergegeben ward, kannte sie. Denn in den Tagen, als er noch auf der Erde wandelte, hatte ihnen seine Verehrung gegolten. In den Zeiten, als er den Dienst am Altare des Anubis versah, galt sein Gebet auch ihnen.
    Es waren die Tage, da diese schemenhaft über der Wüste schwebenden Gestalten von den Menschen des Niltals verehrt und angebetet wurden. Und an diesen Tagen waren sie mächtig und stark.
    Die Götter Ägyptens. Die alten Götter!
    »Sie werden wieder regieren, wenn du es willst«, vernahm der Geist des Ramose die Stimme des Anubis. Nur um Nuancen stärker waren die Konturen des Erscheinungsbildes des Totengottes gezeichnet.
    »Ich bin ihr Diener und Sklave!« unterwarf sich Ramose. Denn aus dem Gewimmel erkannte er die markanten Gestalten des Horus mit dem Falkenkopf, den Widderkopf des weisen Chons, das gräßliche Löwenhaupt der Kriegsgöttin Sekhmet, die Kuhköpfige Himmelsgöttin, die Liebesgöttin Bastet mit dem Kopf einer Katze und Thot, den Klugen, mit dem Kopfe des heiligen Ibis. Auch das sterbliche Liebespaar Isis und Osirs wurde Ramose offenbar. Das Pantheon, vor dem sich einst die Pharaonen geneigt hatten, war erneut in dieser Welt erschienen.
    »Ich gab ihnen von den vielen Opfern, die du mir spendetest, mein über die Zeit getreuer Diener des Tempels!« war die Stimme des Anubis erneut zu vernehmen. »Hätte ich das Leben derer, die du mir weihtest, alleine in mich eingesogen, ich wäre bereits erstarkt. Aber wie sich der Mensch in der Einsamkeit nach den Gefährten sehnt, so will auch ich nicht ohne die sein, welchen einst die Verehrung deines Volkes gegolten hat. Sie werden wieder leben, sie leben bereits, denn wenn sie verehrt werden und man ihnen Opfer spendet, dann erwachen die Götter aus dem Schlaf, der sie an einen Ort fesselt, der von Lebendigen und Toten nie genannt werden darf. So du willst, werden sie wieder so stark und mächtig wie einst, nehmen sie wieder Materie an, verlassen sie die Schattenwelt. Noch einmal frage ich dich, mein getreuer Diener. Willst du, obgleich nicht mehr in der Welt der Lebendigen, dir den Ruhm erwerben, den wahren Herrn Ägyptens erneut Leben und Macht geschenkt zu haben?«
    » Ich will! « rief der Geist des Ramose. »Ich will dir und den Göttern der alten Tempel dienen!«
    »Dann opfere uns!« befahl Anubis.
    » Opfere uns! « hörte Ramose leise wie das Säuseln eines linden Lüftchens im Frühling den Chor der Götter.
    »Ich opfere!« versprach Ramose.
    »Opfere mehr!« verlangte Anubis. » Viel mehr! « Sang das, was aus den anderen Göttern sprach.
    »Deine Opfer waren gut!« sprach Anubis weiter. »Aber unserer sind viele. Und, so du, o Ramose, alleine zu Werke gehst, werden Jahre vergehen, werden Jahrzehnte verstreichen, werden Jahrhunderte ins Land gehen, bis wir wieder das geworden sind, was wir waren. Denn wisse, daß sich die Kraft der Opfer auf uns alle gleichermaßen überträgt. Nur einen Hauch des lebenssprechenden Odems erhält jeder der Herren des Niltals. Und wir sind viele. Sehr viele. Darum ist das, was du uns mit einem Opfer reichst, nicht mehr als ein Daumennagel voll lebensspendendem Wasser, der einem dem Verschmachten nahen Wanderer in der Wüste gereicht wird. Es stillt nicht unsern Durst, es läßt ihn erst richtig entbrennen!«
    »Herr ich bin allein und schwach«, verteidigte sich Ramose. »Zu groß ist die Arbeit. Zu groß für einen Einzelnen. Verschwunden ist der Glaube an euch, verfallen sind eure Altäre. Wer soll mir helfen. Denn wahrlich, ich benötige Helfer. Denn, so stark meine Macht einem Sterblichen gegenüber ist, ich verspüre eine Kraft, die mich vernichten kann, eine Kraft die meine Hand, mit der ich einen der Frevler meiner Totenruhe strafen

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