0218 - Der Monster-Club
Tisch in Deckung. Die Wölfe hatte er bisher nicht gesehen, und auch mit seinen Schüssen hatte er kein Glück gehabt.
»Die haben sich verkrochen, John!« rief er mir zu, während ich das Gewehr unbrauchbar machte.
»Dann holen wir sie.« Ich wandte mich um und wollte die Treppe hinuntergehen.
Im selben Augenblick sprang draußen der Motor eines Wagens an. Wir horchten auf.
Dann war Suko wie der Blitz hoch, flankte über den umgekippten Tisch hinweg und jagte dem Ausgang entgegen. Wie auch ich war der Chinese sicher, daß sich draußen etwas tat und die verfluchten Bestien fliehen wollten. Mich hielt ebenfalls nichts auf der Treppe. Nur hatte ich im Rücken keine Augen. Das war mein Pech.
Als ich starten wollte, erschien aus dem Dunkel des Etagengangs die große Gestalt eines Werwolfs. Der sah mich, lief noch zwei Schritte, stieß sich mit einem gewaltigen Sprung ab und flog genau auf mich zu…
Suko stand der Tür viel näher als sein Partner. Bisher hatte er nur einen Werwolf gesehen, auf ihn geschossen, aber nicht getroffen. Und nun vernahm er den Wagenmotor draußen vor dem Haus. Das konnte nur einen Grund haben.
Flucht!
Irgend jemand wollte hier aufräumen und sich schnell verdünnisieren. Etwas anderes konnte sich Suko nicht vorstellen, und er wollte diesem Jemand einen Riegel vorschieben. Nein, so leicht würde er es ihm nicht machen. Als er über den gekippten Tisch gesprungen war, hatte er es nicht mehr weit bis zur Tür. Drei große Schritte benötigte er, hieb seine Hand auf die schwere Klinke und wuchtete die Tür auf.
Es war draußen dunkler geworden. Schwere Gewitterwolken hingen am Himmel, die Sonne war verdeckt. Dafür hatte die Schwüle zugenommen.
Der Wagen stand in der Nähe. Es war ein Jeep mit geöffnetem Heck, und am Steuer hockte eine Frau.
Clara!
Doch die interessierte den Chinesen nicht. Viel wichtiger waren die drei Werwölfe, die mit langen, geschmeidigen Sprüngen auf den Jeep zuhetzten. Sie waren aus irgendeinem Schlupfwinkel entwischt, den Suko nicht hatte einsehen können.
Auch Clara hatte den Chinesen gesehen. Ihr Schrei klang auf, und er hörte sich für Suko wie der jaulende Ton einer Sirene an. Der Schrei alarmierte auch die Wölfe.
Während zwei von ihnen auf den Jeep zuhetzten, stoppte der dritte seinen Lauf und stieß ein heftiges Knurren aus. Er war in der Nähe des abgestellten Bentley gelaufen, glitt nach links und duckte sich hinter dem Wagen zusammen. Suko konnte ihn nicht sehen.
Clara hatte den Jeep nicht weit entfernt angehalten. Ihr Gesicht war zu einer Grimasse geworden.
»Zerfetzt ihn!« brüllte sie. »Zerfetzt diesen Bullen!« Sie hatte die Hände geballt und trommelte auf das Lenkrad. Suko konnte nur den Kopf schütteln. Dieses Weib war wahnsinnig.
Vorsichtig und mit schußbereiter Beretta näherte er sich dem silbergrauen Wagen. Der Motor des Jeeps tuckerte im Leerlauf. Auch dieses Fahrzeug mußte Suko im Auge behalten, schließlich war es mit zwei Werwölfen besetzt. Im selben Augenblick startete Clara.
Sie war raffiniert. Jeder hätte angenommen, daß sie mit ihrer Ladung flüchten würde. Dem war nicht so. Sie tat genau das Gegenteil, rammte den Rückwärtsgang ins Getriebe und fuhr auf Suko zu.
Schnell und zügig geschah dies, so daß der Chinese zur Seite springen mußte, wollte er nicht von dem Jeep erfaßt werden. Clara lachte wie irre und kurbelte am Lenkrad. Sie wollte ihren Feind unbedingt erwischen.
Suko wurde abgelenkt. Staubwolken quollen hoch und nahmen ihm die Sicht.
Das nutzte der dritte Werwolf aus. Bisher hatte er sich hinter dem Bentley ruhig verhalten. Als er sah, wie Clara den Gegner ablenkte, wollte er ebenfalls eingreifen. Er schoß hinter dem Wagen hervor, seine Gestalt wurde gewaltig, und wie ein rächender Geist tauchte er aus den Staubwolken auf.
Suko hatte sich mehr auf den Wagen konzentriert, weil seiner Meinung nach von ihm die größere Gefahr ausging. Die Ansicht mußte er ändern, als er den dritten Werwolf so plötzlich vor sich sah.
Er hörte das heisere Fauchen, dieses tierhafte Schreien, das gleichzeitig das Signal zum Angriff war.
Der Chinese warf sich nach rechts, knickte in den Knien ein und dachte an die Wunde, die man ihm heute durch einen Werwolfangriff zugefügt hatte.
Er mußte schnell sein, sehr schnell.
Suko schoß.
Gleichzeitig mit dem Aufflackern des fahlen Mündungslichts griff der Werwolf an.
Seine Richtung konnte er nicht mehr ändern, und auch die Kugel änderte die ihre nicht. Es
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