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genügt."
„Du weißt, dass mir das nicht genügt!" Er trat so wütend gegen den Stuhl, dass Eleanor zusammenzuckte. „Sieh dich an, Eleanor! Sieh dir deine Sachen an! Sieh dich um und betrachte das, was ich dir gegeben habe. Bei den Minnemalen Christi, du bist stur, Weib!" Grob riss er sie vom Stuhl hoch und schüttelte sie. Er zwang sie, sich das kürzlich fertig gestellte Gemach anzusehen. „Wenn du dich mir noch länger widersetzt, fürchte ich für dich. Ich kann mein Temperament nicht immer bändigen, bevor es zu spät ist." Plötzlich lockerte sich sein Griff, und er streckte die Hand aus, sacht ihr Kinn berührend. „Ich wollte dich nicht erschrecken. Du bist die schönste Frau, die ich je getroffen habe. Ich würde keine andere ansehen."
„Aber du erschreckst mich, Sieur. Ich könnte mein Leben nicht mit dir verbringen, selbst wenn ich meinen Gatten nicht hätte. Heilige Jungfrau Maria, was wäre, wenn ich keine
Söhne gebären würde? Was wäre, wenn ich dich so verärgern würde, dass du dich nicht mehr beherrschen kannst? Würdest du mir bei lebendigem Leib die Haut abziehen, so wie du das bei Fuld getan hast?"
„Du würdest mir einen Sohn gebären. Wenn deine Mutter keinen hatte, dann lag das daran, dass dein Vater keinen gezeugt hat." Robert ließ Eleanor los und trat einen Schritt zurück. „Was du brauchst, ist Zeit. Sobald es den Bastard nicht mehr gibt, wirst du dich mir zuwenden. Ich schwöre, ich werde dich zufrieden machen, Eleanor."
Sie wusste, es war nutzlos, den Wortwechsel fortzusetzen. Robert weigerte sich hartnäckig, die Realität zu erkennen, und nichts, was Eleanor sagte, änderte etwas daran. Sie brachte es fertig, nicht zusammenzuzucken, als seine Hände über ihre Arme glitten und ihre Hände ergriffen. Er neigte sich vor und drückte die Lippen auf ihre. „Ich beweise es dir."
Offenbar hatte William Bonne-Ame in der Nähe sein Lager aufgeschlagen und wartete auf Roberts Antwort, denn er brauchte nicht lange, um Belesmes Tore zu erreichen. Mit einem starken Gefühl drohenden Unheils zog er in die Festung ein und vorbei an den Blicken einer ihm unfreundlich gesonnenen Menschenmenge.
Dabei erinnerte er sich an einige Einzelheiten von Graf Roberts schrecklichem Geständnis, als er ihm gebeichtet hatte. Seine freie Hand berührte das Kruzifix auf seiner Brust.
Man durchquerte das innere Tor und gelangte in einen Hof, in dem Belesmes neues Herrenhaus stand. Robert, barhäuptig und prachtvoll in grüne Seide gekleidet, näherte sich und nahm dem Erzbischof die Zügel ab.
„Du bist rechtzeitig eingetroffen, Eminenz", sagte er mit ausdruckslosem Gesicht,
„denn Eleanor hat vor kurzem unsere Kapelle eingerichtet. Du kannst der Erste sein, der dort seit vielen Jahren eine Messe abhält. Piers, nimm das Pferd seiner Eminenz", sagte er zu dem hinter ihm stehenden Jungen. Er trat zurück und wartete darauf, dass William absaß.
Bonne-Ame schwang sich aus dem Sattel und folgte Belesme zu dem Herrenhaus.
Robert machte ihm die schwere Doppeltür auf. William war gänzlich unvorbereitet auf die Pracht, die er erblickte.
„Ich habe es zu meiner Hochzeit erbaut", murmelte Belesme boshaft hinter ihm.
„Aber wir vertrödeln uns. Ich glaube, du willst Eleanor sehen."
„Ja." Bonne-Ame bedachte die Halle mit einem letzten Blick. „Du bist ein reicher Mann, Graf Robert."
Er drehte sich um, folgte Belesme durch eine der Seitentüren und fand sich in einem Korridor wieder, der zum Wohnquartier des Grafen führte.
Belesme blieb vor einem Raum stehen und ließ den Erzbischof eintreten. „Da ist die Eleanor de Nantes", verkündete er stolz.
Sie saß vor einem hohen Fensterflügel, und ihr edles Profil hob sich gegen die Frühlingssonne ab. Beim Klang von Roberts Stimme hatte sie sich umgedreht, und William Bonne-Ame starrte sie an, beim Anblick ihrer Schönheit plötzlich sprachlos geworden. Sie war klein, aber von vollkommenem Wuchs, die reizvollste Frau, die er je gesehen hatte. Es war kein Wunder, dass Graf Robert und Lord Roger sie so stark begehrten, dass sie um sie erbittert kämpften.
Sie begrüßte den Erzbischof und sagte dann: „Ich bin froh, dass du hergekommen bist, Eminenz, denn hier gibt es keinen Priester, und ich möchte beichten."
William, der schließlich die Sprache wiederfand, drehte sich zu Belesme um.
„Sieur, ich muss mit der Dame allein sein. Das Geständnis ihrer Sünden, falls sie überhaupt welche begangen hat, ist nur für Gottes und meine Ohren
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