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022

Titel: 022
Autoren: Flucht vor dem Teufel
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Handgelenke. Dann umfasste er ihre Hand.

    „Ich, Robert, Comte de Belesme, nehme dich, Eleanor de Nantes, als das mir versprochene Eheweib. Das schwöre ich." Seine grünen Augen sahen sie warnend an. „So, du wirst mir dasselbe Versprechen geben."
    „Das werde ich nicht!"
    Sie immer noch in festem Griff haltend, versetzte er ihr mit der freien flachen Hand einen Schlag. Der Hieb traf sie an der Schläfe und hätte sie umgeworfen, wäre sie nicht von Belesme festgehalten worden. Deshalb taumelte sie nur und fiel fast gegen ihn. „So, gib mir dein Versprechen."
    Stur schüttelte sie den Kopf.
    „Demoiselle Eleanor, es war nicht meine Absicht, das Gelöbnis aus dir zu prügeln, aber ich werde das tun, wenn ich muss." Belesme hob die Hand, um sie wieder zu schlagen. Diesmal versetzte er ihr einen Schlag über das Gesicht, der sie gegen die Wand schleuderte, wo ihr Sturz nur durch das Herabfallen eines exquisiten Wandbehanges gemindert wurde. Sie landete auf einem Haufen Tapisserien.
    Diesmal würde sie nicht schwach auf einen weiteren Schlag warten. Sie sprang auf, die Finger wie Krallen gekrümmt, und stürzte sich auf Belesme. Ihre Fingernägel gruben sich in sein Gesicht und hinterließen blutige Spuren. Er hatte kaum die Zeit, seine Augen zu schützen.
    „Weibsteufel! Du willst mich blind machen!" Es gelang ihm, ihre beiden Handgelenke zu ergreifen und festzuhalten. Unglaublicherweise lachte er. Er hielt sie mit einer Hand fest und wischte sich die blutende Wange ab. „Bei den Minnemalen Christi! Du verletzt mich mehr als meine Feinde." Er bemerkte Eleanors Keuchen und ihr zerzaustes Haar, ihren nackten Leib und ihre fallen gelassene Chemise. Er ließ Eleanor los und reichte ihr erneut das Untergewand. „Zieh das an, ehe du mich noch mehr in Versuchung führst."
    Ihn misstrauisch beäugend, zog sie sich die Chemise über den Kopf. Sie sehnte sich danach, sich das schmerzende Kinn und das verletzte Gesicht zu reiben, wollte Belesme jedoch nicht die Genugtuung geben zu wissen, wie sehr er ihr wehgetan hatte.
    „Der alte William hatte Recht", sagte er zu ihr, „als er meinte, du seist geeignet, die Braut eines Kriegers zu sein.
    Du wirst zu Beginn des Sommers in Courteheuses Beisein in Rouen mit mir verlobt werden." Zögernd berührte er die roten Stellen auf ihrem Gesicht. „Es war nicht meine Absicht, dir wehzutun, Demoiselle. Lerne, ein gehorsames Eheweib zu sein, und ich werde vielleicht mein verfluchtes Temperament im Zaum halten." Er schien noch mehr äußern zu wollen, besann sich jedoch eines anderen. Mit wenigen raschen Schritten war er vor der Tür. „Lebe wohl, Eleanor. Bis Rouen." In dem Moment, da er die schwere Tür aufmachte, stand die Äbtissin davor, bereit, einzutreten.
    „Aber ich kann dich nicht heiraten", wisperte Eleanor verzweifelt. „Das kann ich nicht."
    Ihre Worte gingen im Keuchen der indignierten Äbtissin unter. „Mein Kind, was hat er dir angetan? Setz dich hin, Demoiselle, während ich dir Hilfe hole." Die alte Frau nahm Eleanors geschundene Erscheinung, ihr fallen gelassenes Gewand zur Kenntnis und gelangte zu der offenkundigen Schlussfolgerung. „Mein armes Kind! Hättest du doch deinen Treueeid Jesus Christus geleistet und nicht diesem Teufel!" Laut rief sie dann: „Schwester Therese! Schwester Agnes!" Sie kehrte an Eleanors Seite zurück und tröstete das Mädchen so gut wie möglich: „Ich werde dich baden und im Nu zu Bett bringen lassen. Oh, ich wusste, dass ich dich nicht mit dieser widerlichen Bestie hätte allein lassen dürfen! Der Bischof soll davon erfahren!" Ihr alter Busen wogte förmlich vor Indignation.
    Eleanor sank auf die Knie und begann zu weinen. Als Mathilde sie hochheben wollte, hob sie ihr das tränenüberströmte Gesicht entgegen und wisperte: „Ich bin wirklich verflucht!"

4. KAPITEL
    „Jesus!" murmelte der junge Aubery de Valence, „Ich habe ihm zwei Jahre gedient und mehr, aber so habe ich ihn noch nie gesehen."
    „Ja, ich kenne ihn, seit er nichts anderes als ein kleiner Bastard war, und ich habe sein Temperament nie so widerlich erlebt", nörgelte sein Begleiter. „Bei den Minnemalen Christi! Seinetwegen würden wir alle uns zu Tode reiten. Und wofür, frage ich dich? Er sagt, um seine Schwester zu besuchen. Ich habe ein halbes Dutzend Schwestern, und keine von ihnen könnte mich so aus dem Haus zerren."
    „Nicht nur irgendeine Schwester", erinnerte Aubery den Begleiter, „sondern die Demoiselle de Nantes. Viele Leute preisen ihre
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