0221a - Ich kam in letzter Sekunde
Dermott musste ihm über den Weg laufen.
Bob hatte sich erstaunlicherweise als Freund gezeigt, aber Bob war ein Schwätzer. Wenn er ihn wenigstens um ein paar Dollar gebeten hätte. Vielleicht hätte Bob ihm fünf oder zehn Dollar gegeben? Das sah ihm zwar nicht ähnlich, aber hatte Bob nicht etwas von fünftausend Dollar gesagt, die als Belohnung auf seinen Kopf gesetzt waren?
Cliff war sich plötzlich nicht mehr so sicher, ob Dermott der feine Kerl war, für den er ihn jetzt eigentlich halten musste. Sie hatten zwei Jahre im gleichen Büro gearbeitet, und er kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass Bob sich eine solche Gelegenheit, zu Geld zu kommen, nicht entgehen lassen würde. Er durchquerte den Park und ging dann auf der Lexington Avenue weiter, immer bereit, um sein Leben zu laufen.
Ein Wagen überholte ihn. Er wandte den Kopf zur Seite, um nicht in das Scheinwerferlicht zu geraten. Als der Wagen zehn Yards vor ihm stoppte, presste er sich in den Schatten eines Hauseingangs. Aber niemand stieg aus. Er beobachtete einen Mann hinter dem Steuer und eine Frau auf dem Beifahrersitz.
Hoffentlich dauert die Abschiedsszene nicht zu lange, dachte Cliff. Eigentlich könnte ich ja Vorbeigehen. Ein Liebespaar kann mir nicht gefährlich werden.
Aber dann rieb er sich die Augen. Der Bursche hinter dem Steuer hatte die Frau ins Gesicht geschlagen. Jetzt noch einmal und gleich darauf wieder. Er sprang vorwärts, ohne sich zu überlegen, wie gefährlich es für ihn werden konnte, wenn er sich einmischte.
Cliff riss die Wagentür auf und fasste den unbekannten Mann am Kragen. Aus einem teueren Maßanzug ragte ein aufgeschwemmtes Gesicht, das zu einem Mann um die vierzig gehörte. Ehe er sich von seiner Überraschung erholen konnte, knallte er hart auf den Asphalt. Aber dieser Dicke war sofort wieder auf den Beinen und tänzelte um Cliff herum. In der Hand hielt er ein Messer.
Die Frau im Auto schrie auf. Sie sprang heraus und lief um den Wagen herum. Der Mann mit dem Messer blickte einen Augenblick zu ihr hin, und das genügte. Mit einer blitzschnell abgeschossenen Rechten schickte Cliff den Messerhelden zu Boden. Cliff schleuderte das Messer mit einem Fußtritt auf die Fahrbahn.
Der Motor des Wagens hinter ihm heulte auf. Die Frau saß jetzt am Steuer, sie winkte ihm, einzusteigen. Mit einem Satz war Cliff an ihrer Seite und schlug die Tür zu.
Der unbekannte Mann war schon wieder auf den Beinen, wenn auch sichtlich benommen. Er taumelte auf den Wagen zu und griff mit beiden Händen durch das Fenster hindurch nach Cliffs Hals. In diesem Augenblick schoss der Frazer davon. Cliff spürte, wie Nägel an seiner Kehle kratzten, dann schlug er mit dem Kopf gegen die Windschutzscheibe. Der Kerl hatte loslassen müssen. Als sich Cliff herumwarf, sah er ihn durch das Heckfenster auf der Straße liegen.
»Sie brauchen sich nicht mehr zu beeilen, Madam«, sagte er heiser. »Ich glaube, wir sind ihn los.«
Erst jetzt fand er Zeit, sie näher zu betrachten.
Noch gestern Vormittag hätte er bei einem solchen Anblick durch die Zähne gepfiffen, aber jetzt war für ihn die Frage, wie er wieder aus diesem Wagen herauskam, wichtiger. Es hingen so viele Steckbriefe mit seinem Bild in der Stadt herum, dass ihn die Frau erkennen müsste, sobald sie ihn nur richtig ansah.
»Bitte, lassen Sie mich aussteigen«, murmelte er, als sie in Höhe der Grand Central Station angelangt waren.
»Kommt gar nicht in Frage«, meinte sie. »Ich kann Sie doch nicht einfach absetzen, nachdem Sie mir so tapfer geholfen haben. Außerdem - seien Sie mir nicht böse - sehen Sie wirklich nicht mehr gesellschaftsfähig aus. Sie kommen jetzt mit mir nach Hause, wo Sie Ihr Äußeres einigermaßen in Ordnung bringen können. Übrigens, ich bin Nora Brooks.«
Cliff Brant vermied aus begreiflichen Gründen, seinen Namen zu nennen. Und dass ihn die hübsche Frau mit nach Hause nehmen wollte, gefiel ihm schon gar nicht. Sicher gab es da einen Ehemann oder Eltern oder eine Freundin… Es genügte ja schon, wenn Nora Brooks selbst merkte, wer da neben ihr im Wagen saß.
»Ich danke Ihnen«, erwiderte er, »aber ich kann nicht. Ihrem Mann oder Ihren Eltern würde es bestimmt nicht recht sein, einen abgerissenen und zerlumpten Gast mitzubringen.«
»Also das ist’s!«. Sie brachte sogar ein leichtes Lächeln zustande. »Deswegen brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Ich wohne allein und bin nicht verheiratet.«
»Dann geht es erst recht nicht«, beharrte
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