0221a - Ich kam in letzter Sekunde
sind bereits in New Jersey. Ich denke nicht, dass wir noch eine Straßenkontrolle zu fürchten haben.«
»Warum tun Sie das für mich?«, fragte Cliff. Seiner Stimme merkte man die Aufregung an, die er eben durchgestanden hatte. Dankbar blickte er zu ihr hinüber.
»Sie begreifen aber auch gar nichts. Ohne Ihre Hilfe läge ich jetzt vielleicht schon im Krankenhaus. Glauben Sie, dass einer Frau ihr Leben so wenig wert ist, dass sie keine Dankbarkeit für einen Mann empfindet, der dieses Schicksal von ihr abgewendet hat?«
Cliff dachte wieder an den Mann mit dem Messer. Was konnte ihn dazu treiben, mit einem Messer auf Nora Brooks loszugehen.
***
Es war bereits Mittag, als Phil und ich das Büro betraten, in dem vor drei Tagen noch Cliff Brant Versicherungspolicen überprüft hatte.
Sein Schreibtisch war leer. An einem zweiten Schreibtisch saß sein Kollege Dermott und raschelte in einem Berg von Papier. Er blickte nicht auf, obwohl er uns sicherlich gehört hatte. Schließlich hatten wir laut geklopft. Wahrscheinlich mimte er nur konzentrierte Geschäftigkeit.
»Hallo, Dermott«, sagte ich freundlich.
Er fuhr sich mit dem Finger über die Zunge, um ihn anzufeuchten und hob seinen Blick von der Tischplatte. Dermott starrte uns überrascht an. Der Finger blieb auf der Zunge liegen.
»Warum so überrascht?«, fragte Phil. »Haben wir Ruß in den Gesichtern, oder sitzen unsere Krawatten schief?«
Dermotts Finger rutschte herunter auf die Tischplatte.
»Verzeihen Sie«, stotterte er. »Ich habe Sie nicht hereinkommen hören.«
Das stimmte natürlich nicht. »Was kann ich für Sie tun?«
»Gar nichts«, meinte ich belustigt. »Wir wollten uns nur an Brants Arbeitsplatz ein wenig umsehen.«
Ich ging auf den verwaisten Schreibtisch zu und zog die oberste Schublade heraus.
»Ich werde meinen Chef, Mr. Meals, unterrichten«, sagte Dermott zögernd.
»Nicht notwendig«, unterbrach ihn Phil. »Wir sind durch richterliche Anordnung dazu ermächtigt. Ihren Chef werden wir hernach sowieso aufsuchen. Sie können sich also die Mühe sparen.«
Der junge Mann setzte sich wieder an seinen Platz und sah uns zu. Ich förderte einige Schriftstücke zutage, die sich auf abgeschlossene Versicherungspolicen bezogen. Da sie für unseren Fall keine Bedeutung hatten, legte ich sie beiseite.
Aus dem zweiten Fach förderte ich eine flache Flasche Bourbon zutage. Ich konnte mir das Grinsen nicht verkneifen, als ich Dermotts steinernes Gesicht sah.
»Wetten«, sagte ich, »dass Sie eine gleiche Flasche am gleichen Ort verwahren?«
Wahrscheinlich hatte ich den Nagel auf den Kopf getroffen, denn er ärgerte sich unverkennbar.
»Mr. Meals dürfte es nicht erfahren«, murmelte er besorgt.
»Ich werde nicht petzen«, versprach ich. »Wenn es Sie beruhigt, in meinem Schreibtisch steht auch eine. Nur mit dem Unterschied, dass mein Chef davon weiß.«
»Sie haben’s gut«, brummte er. »Cliff und ich leben in dauernder Angst, dass einer von diesen Aufsehern dahinterkommen könnte. Nun, für Cliff hat sich wenigstens diese Sorge erledigt.«
Der Zynismus des jungen Mannes gefiel mir nicht. Ich suchte weiter in den Fächern des Schreibtisches.
Ich stopfte den ganzen Kram wieder in die Fächer. Dabei fiel zwischen den Formularen mit der verschnörkelten Überschrift Arcadia Life Insurance Co. ein gefaltetes Blatt heraus, das ich vorher übersehen haben musste.
Neugierig hob ich es auf. Es handelte sich um den illustrierten Prospekt einer Firma, die ihren Kunden Souvenirs, kunsthandwerkliche Gegenstände, alte Waffen und dergleichen im Versandhandel anbot. Ich wollte das Blatt gerade beiseitelegen, als ich die Abbildung eines Dolches sah.
Das Original lag in dreifacher Ausfertigung in unserer technischen Abteilung, wo es auf Fingerabdrücke untersucht worden war. Zwei davon trugen die einwandfrei identifizierten Abdrücke Cliff Brants.
Das Bild war mit einem dicken roten Kreuz markiert. Ich legte den Prospekt in meine Brieftasche. Mein Freund zeigte keine Neugier. Er war darauf trainiert, auch die größte Überraschung im Beisein Dritter ohne Wimpemzucken hinzunehmen. Dermott war da anders. Er verrenkte sich fast den Hals, um einen Blick auf das Papier zu erhaschen. Ich musste ihn leider enttäuschen.
»Melden Sie uns bei Ihrem Chef!«, sagte ich. Der junge Mann drückte den Knopf der Rufanlage.
»Hier sind zwei Herren vom FBI, Mr. Meals«, wisperte er devot. »Ja, in der Angelegenheit Brant, Mr. Meals.«
Er schaltete ab und erhob
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