0221a - Ich kam in letzter Sekunde
glaube allerdings, dass Lex Loman getötet wurde, weil er seinen Auftrag gestern Abend nicht ausführen konnte. Nachdem es ihm nicht gelungen war, die Bestellscheine herbeizuschaffen, wurde sein Todesurteil gesprochen und vollstreckt.«
»Das deutet nicht auf Cliff Brant als den Täter hin«, meinte Phil. »Er hat es doch nicht nötig, seine Urheberschaft zu verschleiern, nachdem er in diesem Fall sowieso gesucht wird. Warum also? Wenn Brant hinter der Geschichte steckt, war dieser neue Mord doch sinnlos. Er musste doch damit rechnen, dass wir ihn sofort als den Auftraggeber Lomans vermuten würden. Wer anders hätte denn ein Interesse daran, die Bestellscheine in seinen Besitz zu bringen?«
»Vielleicht wusste Loman über sein Versteck Bescheid«, wandte ich ein. »Dann war es für ihn durchaus nötig, den Gangster als Gefahrenmoment aus der Welt zu schaffen, selbst unter Zurücklassung seiner Visitenkarte, des Dolchs.«
In diesem Augenblick kam ein Cop der Streifenwagenbesatzung auf uns zu, die den Absperrdienst versah.
»Sie werden von Ihrer Zentrale verlangt, Sir«, meldete er. Der Mann deutete auf den Streifenwagen, der die Einfahrt blockierte. Ich trat hinzu und griff mir den Hörer, den der Fahrer aus dem Fenster hielt.
Mr. High war an der Strippe.
»Jerry, sind Sie’s? Hören Sie zu. Am Pier 72 gehört ein Lagerschuppen der East Lines. In diesem Schuppen wurde Gip Nicols verletzt aufgefunden. Fahren Sie hin und stellen Sie fest, was es damit auf sich hat.«
»Okay, Chef«, erwiderte ich. »Hier sind wir im Augenblick sowieso überflüssig.«
Ich gab den Hörer zurück und teilte Phil die Neuigkeit mit. Eine Minute später sausten wir über die 53. Street nach Osten und bogen dann nach Süden in den F. D. Roosevelt Drive ein. Zwanzig Minuten danach stand der Jaguar vor dem Schuppen. Ein Sergeant der City Police führte uns hinein.
Gip Nicols lag auf dem Rücken. Er war durch einen Brustschuss verletzt und besinnungslos. Vorläufig würde er nicht vernehmungsfähig sein. Phil und ich blickten uns an. Hier lag ein wichtiger Zeuge und war doch im Augenblick völlig wertlos für uns. Aus dem Büro plärrte ein Radio.
»Ein Dockarbeiter verständigte uns«, berichtete der Sergeant. »Er hörte einen Schuss und sah kurz darauf einen Wagen, einen Lincoln,' davonfahren. Der Arbeiter merkte sich sogar das Kennzeichen des Wagens.«
Er reichte uns einen Zettel, auf dem er sich die Wagennummer notiert hatte. »Ich habe bereits unser Headquarter davon in Kenntnis gesetzt.«
»Das haben Sie gut gemacht, Sergeant«, lobte ich. Vorsichtig, ohne die Lage zu verändern, untersuchte ich die Taschen des Verletzten. Den Inhalt legte ich auf ein Stück Zeitungspapier, das ich auf dem Boden ausbreitete.
Mein Freund kniete nieder und roch am Lauf der Waffe, die Gip Nicols immer noch umkrampft hielt. »Nicols hat nicht geschossen«, verkündete er. »Anscheinend wurde er getroffen, bevor er selbst dazu kam, abzudrücken.«
Ich war inzwischen mit meiner Arbeit fertig und betrachtete die Gegenstände, die vor mir ausgebreitet lagen. Von Interesse waren eigentlich nur zwei Dinge, ein Flugschein der TCA nach Paramaribo und ein goldenes Feuerzeug. Die Bedeutung des Flugscheins war klar. Aber dass der Kahlkopf ein goldenes Feuerzeug benutzt haben sollte, glaube ich nicht. Es war viel zu kostbar für einen solchen Gangster. Er musste es irgendwo gestohlen oder jemandem weggenommen haben.
Ich machte Phil darauf aufmerksam. Es war auffällig genug, die Miniaturausgabe eines Colts. Bewegte man den Abzug kroch aus der Mündung eine Gasflamme. Mein Freund kratzte sich hinter dem Ohr.
»Diesen Kitsch habe ich doch in letzter Zeit schon irgendwo gesehen«, murmelte er sinnend. »Wo war das bloß?« Er kniff sich mit der Hand in das Ohr, als könne ihm das helfen.
»Jerry, ich komme nicht drauf. Aber ich bin sicher, dass ich das Ding erst in den letzten Tagen gesehen habe.«
»Lass gut sein«, tröstete ich, »vielleicht fällt es dir später wieder ein. Sicher gibt es viel von den Dingern. Das muss nicht unbedingt mit unserem Fall zu tun haben.«
Phil schlug die geballte rechte Faust in die Hand. »Doch, Jerry. Ich komme nur nicht dahinter.«
Missmutig warteten wir auf die Kollegen der City Police. Die Rekonstruktion des Tatherganges ließ sich kurz zusammenfassen. Gip Nicols war in den Schuppen gelockt und dort angeschossen worden. Die Pistole in seiner Hand bewies, dass er damit gerechnet hatte.
Das Telefon in dem kleinen
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