0221a - Ich kam in letzter Sekunde
Pistole. Das musste der Erwartete sein.
»Glenn, wo bist du?«, fragte die Stimme des Mannes. In diesem Augenblick sprang Gip Nicols aus seinem Versteck.
Als der Knall des Schusses verhallte, heulte hinter dem Schuppen der Motor des Lincoln auf.
***
Wir zeigten unsere Ausweise. Nora Brooks prüfte sie sorgfältig.
»Was kann ich für Sie tun, Mr. G-man?«
Ich legte ihr den Prospekt, den wir in Brants Schreibtisch gefunden hatten, auf den Tisch.
»Wir hätten gern einen von diesen Dolchen, Miss Brooks. Sie könnten uns damit einen großen Gefallen erweisen.«
Sie nickte, während sie zur Tür ging- »Darf ich wissen, was es damit für eine Bewandtnis hat?«
»Sicher! Mit dreien von ihnen sind Morde begangen worden. Wir vermuten, dass sie bei Ihrer Firma gekauft worden sind. Ich wundere mich, dass Sie nichts davon wissen. Haben Sie denn nicht die Aufrufe gelesen, in denen wir nach der Herkunft der Mordwaffen forschten?«
Sie gab dem alten Mann im Vorzimmer Anweisungen und schloss dann die Tür wieder hinter sich.
»Nein. Ich kümmere mich nicht um solche Dinge. An manchen Tagen habe ich kaum die Zeit, einen flüchtigen Blick in die Zeitung zu werfen. Sie dürfen mir das nicht verübeln…« Sie breitete die Arme aus und zeigte auf die Papierlast auf ihrem Schreibtisch.
»Wir vermuten, dass diese Dolche bei Ihnen gekauft wurden«, wiederholte ich. »Es muss bei Ihnen Unterlagen darüber geben, wer die Waffen bestellt hat und wohin sie geschickt wurden. Wir werden sie einsehen müssen. Sie könnten uns einen großen Gefallen tun, wenn Sie uns dabei helfen würden.«
»Oh«, meinte sie plötzlich verdutzt. »Sie haben mich da auf einen Gedanken gebracht…«
»Ja?«, fragte ich neugierig. »Bitte sprechen Sie weiter. Was wollten Sie uns sagen?«
»Ich bin gestern Abend von einem Mann belästigt worden, als ich nach Hause fahren wollte. Als ich einstieg, saß er bereits in meinem Wagen. Er zwang mich, loszufahren. Er zeigte mir ein Messer und bedrohte mich. Er verlangte, ich solle ihm die Bestellungsunterlagen der letzten vier Wochen ausliefern. Er wollte mit mir hierher zurückfahren und sie sich selbst abholen. Als ich mich weigerte, ließ er mich halten und schlug mir ins Gesicht. Zum Glück kam gerade ein Mann vorbei, der den brutalen Kerl aus dem Wagen riss und ihn auf die Straße warf.«
Phil und ich sahen uns an. Wir schienen auf der richtigen Spur zu sein.
»Warum sind Sie nicht zur Polizei gegangen?«, fragte ich.
Sie sah mich achselzuckend an. »Ich hielt den Mann für einen Verrückten, Mr. Cotton. Jetzt beginne ich allerdings zu begreifen, dass das falsch war.«
»Sicher«, sagte ich. »Jetzt ist es natürlich zu spät. Sie haben einen sehr schweren Fehler gemacht. Sie können von Glück sagen, dass Sie heil aus der Geschichte herausgekommen sind. Können Sie den Mann wenigstens beschreiben?«
Sie konnte es so gut, dass wir schon nach den ersten Sätzen wussten, mit wem sie es zu tun gehabt hatte.
»Lex Loman«, stellte mein Freund fest. »Mein Kollege sagte, sie hätten Glück gehabt. Ich kann das nur unterstreichen. Loman ist einer der brutalsten Burschen, mit denen wir es je zu tun hatten. Wir werden Ihnen später noch einmal sein Bild zeigen, um ganz sicher zu gehen. Wir müssen uns jetzt also die Bestellungsunterlagen der letzten vier Wochen ansehen. Können wir gleich damit anfangen?«
Miss Brooks nickte und schleppte aus dem Regal an der Wand eine Reihe dicker Aktenordner heran. Phil und ich machten uns sofort über die Prüfung.
Trotz der Unmengen von Karten und Bestellschreiben ging die Arbeit doch ziemlich rasch voran. Wir brauchten ja nur die Bestellungen für Dolche herauszusuchen. Miss Brooks half uns eifrig dabei. Nach einer guten Stunde hatten wir alle Bestellungen beisammen. Das heißt, infrage kam eigentlich nur eine einzige. Auf ihr bestellte jemand gleich ein Dutzend dieser Messer.
Es war eine gewöhnliche Postkarte mit unleserlicher Unterschrift, der Text selbst war mit der Maschine geschrieben. Der Besteller verlangte, man sollte das Paket postlagernd an das Postamt auf der Ostseite der Grand Central Station schicken.
Das Kennwort hieß Elsa. Der Mörder musste über eine grausige Phantasie verfügen.
»Wie erfolgte die Bezahlung?«, wollte mein Freund wissen.
Miss Brooks beugte sich über einen Kontoauszug.
»Die Kaufsumme wurde gleichzeitig mit der Bestellung überwiesen.«
»Dann ist alles klar«, meinte ich. »Wir werden jetzt zum Postamt fahren und den
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