Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0223 - Sie würfelten um unser Leben

0223 - Sie würfelten um unser Leben

Titel: 0223 - Sie würfelten um unser Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sie würfelten um unser Leben
Vom Netzwerk:
Sie schien nichts anderes zu sein als ein nicht gerade seltener Unglücksfall. Ich konnte also meine Koffer packen und nach New York zurückfliegen.
    Aber ich war entschlossen, das solange nicht zu tun, bis ich einige Kleinigkeiten geklärt hatte.
    Da war zunächst einmal Harrys plötzliche Vorliebe für den Whisky. Er trank in New York keinen Tropfen, und hier in Miami legte er plötzlich in massivster Form los. Genauer gesagt, er begann elf Tage nach seiner Ankunft mit dem Trinken, und ein paar Tage später heiratete er Grace Haller. Die Mixer beschrieben ihn als einen melancholischen Mann, der seine Verzweiflung niedertrank. - Ich hörte noch gut seine Stimme im Ohr, als er sich per Telefon vor seinem Abflug von mir verabschiedete. Es war die Stimme eines fröhlichen, jungen Burschen gewesen, der ein paar Wochen schöner Ferien in einer schönen Gegend und in der Begleitung einer schönen Frau vor sich hatte. Woher kam der Stimmungsumschwung? Grace musste es wissen, und ich war entschlossen, sie ohne Rücksicht auf ihre Nerven auszufragen.
    Ein zweiter Punkt, der mich beunruhigte, war dieses Telefongespräch mit Charles Ralligan, während ich bereits in der Hotelhalle wartete. War Ralligans Besuch etwa gar nicht verabredet, sondern hatte sie ihn angerufen, als ich mich bei ihr melden ließ, und war er eiligst hergefahren, um sie zu unterstützen? Auch hier musste ich Klarheit schaffen.
    Und schließlich war ich mit den Auskünften von Captain Cross nicht zufrieden. Ich habe mich selbst viel auf dem Wasser herumgetrieben, und ich weiß, dass es selten ist, dass ein verunglücktes Boot spurlos verschwindet. Das meiste an einem Boot kann schwimmen, und ein paar Trümmer finden sich fast immer. Es erschien mir rätselhaft, dass Harrys Kahn vom Ozean einfach verschluckt worden sein sollte.
    Ein Hotelboy kam an meinen Tisch.
    »Sind Sie Mr. Cotton, Sir?«
    »Ja.«
    »Eine Dame erwartet Sie in der Halle.«
    Ich stand auf und folgte ihm. Er brachte mich zu einem niedrigen Tisch in der äußersten Ecke der Empfangshalle. Mit Überraschung sah ich, dass es Grace war, die dort saß.
    »Hallo, Jerry«, sagte sie und gab mir die Hand, während sie sich mit der anderen nervös durch das Haar fuhr. »Ich habe gedacht, dass ich mich heute Vormittag unmöglich benommen habe. Ich verlor die Nerven. Okay, ich bin hier, um es wieder in Ordnung zu bringen. Sie sind der Einzige, der wirklich etwas dafür tun kann, dass Harry gefunden wird, und ich will Sie unterstützen.«
    Sie trug ein einfaches, mittelblaues Leinenkleid, keinen Schmuck außer ihrem Ehering und einer schmalen Perlenkette.
    Sie merkte, dass ich sie ansah, und sagte: »Wundern Sie sich, dass ich nicht in Schwarz bin? Ich will nicht daran glauben, dass Harry tot ist.« Ein flüchtiges Lächeln zuckte über ihr Gesicht. »Außerdem ist Miami keine Stadt, um Schwarz zu tragen. Ich würde auffallen.«
    »Wollen Sie mir ein paar Fragen beantworten, Grace?«
    »Dazu bin ich hergekommen.«
    »Warum trank Harry so viel?«
    »Oh, tat er das? Ja, er nahm ganz gern einen Whisky.«
    »Nein, er trank, genauer gesagt: Er betrank sich jeden Abend.«
    Sie starrte mich an.
    »Sie dürfen das nicht sagen, Jerry«, flüsterte sie.
    »Es ist die Wahrheit.«
    Sie rieb nervös die Handflächen aneinander.
    »Ja, es stimmt«, gab sie zu. »Er fing ganz plötzlich damit an, aber ich kann nicht sagen, warum er es tat. Er war ganz wild auf Alkohol. Ich versuchte, ihn davon abzubringen, aber er war in diesem Punkt einfach nicht ansprechbar.«
    »War er betrunken, als Sie zusammen im Boot saßen?«
    »Nein, nicht richtig betrunken, obwohl er im Laufe des Tages einiges trank.«
    »Sie müssen doch eine Erklärung dafür haben, Grace. Sie waren seine Frau. Sie haben ihn geheiratet, nachdem Sie wussten, dass er eine Vorliebe für den Alkohol hat.«
    »Ich liebe ihn, Jerry, und ich habe seinem Trinken keine Bedeutung beigemessen. Ich wusste ja aus New York, dass er Alkohol ablehnte. Ich dachte, er würde wieder damit aufhören, wenn wir nach New York zurückkehrten. Wirklich, ich habe das nicht wichtig genommen.«
    Ich bot ihr eine Zigarette an, reichte ihr Feuer, und während sie sich über die Flamme beugte, fragte ich: »Warum haben Sie Charles Ralligan angerufen, während ich in der Halle des Beach Hotel wartete?«
    Ihr Blick traf mich.
    »Ich habe Ralligan angerufen?«, wiederholte sie mechanisch. Sie warf sich nach hinten in den Sessel.
    »Oh, ja, richtig!«, rief sie. Es klang schrill. »Ja,

Weitere Kostenlose Bücher