0224 - Satan mit vier Armen
halten, denn unglücklicherweise trat ich mit dem linken Fuß auf die Kante der letzten Stufe, bekam das Übergewicht und fiel der Länge nach hin.
Schräg krachte ich gegen die Wand. Und zwar mit der Schulter und dem Arm, der nicht von den beiden Händen festgehalten wurde. Der Aufprall schüttelte mich durch. Ich saugte pfeifend die Luft in meine Lungen und versuchte, wieder auf die Beine zu kommen, doch die beiden Klauen bogen meinen Arm so weit nach hinten, daß ich zwangsläufig mit dem Körper folgte.
Es wurde knapp.
Sosehr ich mich auch anstrengte, den Druck bekam ich nicht weg. Ich sorgte nur durch Gegendruck dafür, daß die beiden Hände mich nicht noch weiter nach hinten pressen konnten, so daß mein Arm in der Haltung blieb.
Den linken hatte ich noch frei. Nur mit ihm würde ich mich gegen die Angreifer wehren müssen.
Die Beine kamen.
Ein groteskes Bild bot sich meinen Augen, wie sie über die Treppe schwebten und genau Maß nahmen. Hinter ihnen erkannte ich den grinsenden Schädel des Hausmeisters, der über der Treppe schwebte und meine verzweifelten Bemühungen beobachtete.
Es war schlimm, denn der erste Tritt erwischte mich gleich in der Magengegend und jagte mir die Luft aus den Lungen. Den zweiten Tritt mußte ich ebenfalls nehmen. Er richtete mich wieder auf, wie man so schön sagt, denn ich war nach vorn gefallen.
Bewußtlos wurde ich nicht, aber ich war schwer angeschlagen, atmete keuchend und krümmte mich.
Mein Gegner merkte natürlich, daß mit mir nicht mehr allzuviel los war, und er wollte es zu einem Ende bringen. Ich erwartete den nächsten Angriff der über dem Boden schwebenden Beine, doch die Attacke kam von einer ganz anderen Seite. Mein rechter Arm wurde herumgewuchtet und gegen die Wand geschlagen. Darauf war ich nicht gefaßt gewesen. Von meinen Lippen löste sich ein Schrei, der Schmerz wühlte von meiner Hand aus aufwärts, und ich mußte die Pistole fallen lassen.
Blitzschnell war ein Bein da und kickte sie weg.
Das andere trat nach meinem Gesicht.
Es war eine Reflexbewegung, mit der ich meinen linken Arm hob, Glück hatte und das Bein zu fassen bekam. Wütend schleuderte ich es herum und hörte gleichzeitig das Lachen meines Gegners. Der Mund in dem in der Luft schwebenden Schädel hatte sich geöffnet. Das Lachen war hämisch, klang triumphierend, aber auch grausam. Es sollte mein Ende begleiten, denn während ich noch mit dem angreifenden Bein beschäftigt gewesen war, hatte einer der Arme einen anderen Befehl bekommen.
Mit Schrecken sah ich, daß die Hand meine eigene Beretta, die bis gegen die unterste Treppenstufe gekickt worden war, hochhob. Vier Finger umklammerten den Griff, einer lag am Abzug.
Ich schaute in die Mündung.
Starr stand ich auf dem Fleck und erlebte das Gefühl, das bei mir immer dann eintritt, wenn ich in das dunkle Loch einer Waffenmündung schaue. Sie sah so verdammt harmlos aus, aber aus ihr konnten jeden Augenblick Tod und Verderben schießen.
Ich hielt die Luft an, mein Magen zog sich zusammen, die einzelnen Teile des Körpers kamen mir plötzlich verschwommen vor. Ich wußte, daß es die Tränen waren, die meinen Blick verschleierten.
»Ich hatte dir eine Chance gegeben!« hörte ich die Stimme des Hausmeisters. »Du hast sie nicht genutzt. Was nun geschieht, dafür trägst du allein die Verantwortung.
Der Mund hatte die Worte kaum ausgesprochen, als ich hinter dem Schädel etwas aufblitzen sah, und noch in der gleichen Sekunde peitschte der Schuß…
***
Ich hatte mich nicht bewegt. Aus dieser kurzen Entfernung hätte ich dem Geschoß doch nicht entgehen können. Wie die Waffe gehalten worden war, so hätte mich das Geschoß in der Brust oder im Kopf treffen müssen. Dies allerdings geschah nicht. Ich spürte auch keinen Einschlag an einer anderen Stelle des Körpers, hörte nicht einmal das Pfeifen der Kugel oder nahm den Luftzug wahr, sondern starrte wie gebannt auf den Arm und somit auch auf die Hand, die meine Beretta hielt.
Sie hatte sich verändert.
In ihr steckte ein Dolch!
Ein geweihter Dolch - mein Dolch.
Und geschleudert hatte ihn Suko, der Chinese. Er stand hinter dem in der Luft schwebenden Schädel, am Ende der Treppe. Suko'war im letzten Augenblick gekommen, hatte den Dolch geworfen, einen Treffer erzielt, und die geweihte Waffe war durch die in der Luft schwebende Hand gefahren, genau in dem Augenblick, als sich der Finger um den Abzug krümmte.
Vielleicht zwei Atemzüge war alles wie erstarrt. Dann kam
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