0226 - Jagd auf Staatsfeind Nr. 1
die Reaktion auf seine Worte prüfen. Aber Dowlings Gesicht blieb steinern.
»Sie werden zwei Millionen Dollar innerhalb von zehn Tagen flüssig machen, Dowling. Ich werde Sie täglich einmal davon verständigen, wo das Geld zu verstecken ist. Schreiben sie sich die Orte gut auf. Denn das Geld werden Sie in zehn Paketen zu je zweihunderttausend Dollar am gleichen Abend an die zehn verschiedenen Orte bringen lassen, die Sie in den nächsten zehn Tagen erfahren werden. Ich weiß noch nicht, ob ich alles abholen werde. Es wird von meiner Stimmung abhängen. Vielleicht nehme ich alles, vielleicht nehme ich nur zweihunderttausend. Sie werden es ja merken.«
»Sie sind verrückt«, sagte Dowling tonlos. »Zwei Millionen…!«
»Ja, ich weiß, für das Leben Ihres Kindes ist das ein bescheidener Betrag«, sagte der Maskierte. »Aber Unverschämtheit liegt mir nicht. Drei Tage, nachdem ich das Geld abgeholt habe, werden Sie Ihr Kind Wiedersehen. Natürlich unter der Voraussetzung, dass mich beim Einkassieren der Pakete niemand stört oder verfolgt. Das ist ja selbstverständlich.«
Der Schwarze machte eine kleine Pause. Dann beugte er sich vor.
»Als Erkennungszeichen zwischen und gilt diese kleine Melodie«, sagte er. »Sie werden sie hören, wenn ich mich mit Ihnen in Verbindung setze. Auf andere Anrufe brauchen Sie nicht zu reagieren. Hören Sie gut zu und prägen Sie sich die Melodie ein! Sie ist leicht zu behalten.«
Rückwärts ging der Maskierte zur Tür. Mit langsamen Schritten. Und dabei pfiff er leise vor sich hin. Es war wirklich eine einprägsame Melodie. Dowling war überzeugt, dass er sie bis an seine letzte Stunde nicht vergessen würde…
***
Phil ging langsam den Flur hinab zu den Fahrstühlen. Zwei befanden sich, wie der Stockwerk-Anzeiger in grünem Licht verriet, oben im Dachgeschoss, wo das Archiv und die Kantine lagen. Der dritte Fahrstuhl kam gerade von unten herauf. Phil wartete.
Der Lift hielt an. Das Scherengitter schob sich auseinander, die Glastür rollte zurück. Phil stutzte.
»Miss Clifford?«, murmelte er. »Was tun Sie denn zu so später Stunde noch?«
Isabell Clifford strich eine widerspenstige Haarsträhne aus der Stirn. Die Bewegung des Kopfes, mit der sie es tat, war so selbstbewusst, wie alles an ihr. Mit einer lässigen Geste zupfte sie das dünne Leder ihrer hellen Handschuhe glatt .
»Ich wdllte zu Ihnen, Mister Decker«, sagte sie. »Ich kann Ihnen einen Mann auf dem Tablett servieren, der an der Entführung des Traughers Kind beteiligt war. Vielleicht hat er noch mehr auf dem Kerbholz. Es scheint ein ganz ausgekochter Bursche zu sein.«
Sie sagte es so gleichmütig, als spräche sie vom Wetter. Phil gab sich Mühe, seine Aufregung zu verbergen.
»Sind Sie sicher, dass er dabei war?«, fragte er.
Sie zuckte die Schultern.
»Ich kann es nicht beschwören, denn ich habe ihn nicht selbst dabei beobachtet. Ich bin so sicher, wie man es in unserem Beruf eben sein kann.«
»Wo kann ich den Mann finden?«
»In seinem Zimmer.«
Phil verdrehte die Augen.
»Jetzt sagen Sie nur noch, Sie haben sogar die Wohnung dieses Mannes ausfindig gemacht.«
»Ja!«
Ihre Augen blitzten ihn triumphierend an.
»Und da heißt es immer Frauen taugten nichts als Detektive«, sagte sie spöttisch. »Wie oft habe ich dem FBI in den letzten Monaten eigentlich schon die Arbeit abgenommen?«
»Mehr als genug«, stöhnte Phil. »Warten Sie, ich hole ein paar Leute. Wohin müssen wir?«
»Zum Broadway«, erwiderte Isabell Clifford. »Billys Nightclub. Ich weiß nicht, ob Sie das Lokal kennen.«
»Nein«, sagte Phil. Wenn das so weitergeht, wird es nicht mehr lange dauern, bis ich meinen Dienst quittiere, dachte er.
»Was haben Sie?«, fragte Isabell Clifford und musterte Phil aufmerksam. »Glauben Sie mir etwa nicht?«
»Ich werde mich hüten, Ihre Tipps in Zweifel zu ziehen«, brummte Phil. »Dafür waren alle bisherigen viel zu gut. Warten Sie bitte eine Minute. Ich bin gleich zurück. Die Sache ist mir zu wichtig, als dass ich nicht vollkommen auf Nummer sicher gehen möchte. Nur noch schnell eine Frage: Wie sieht der Mann aus, den Sie aufgegabelt haben?«
Sie machte mit ihrer zierlichen Hand eine Bewegung, als wollte sie sich das Kinn abschneiden. Noch bevor sie etwas dazu sagen konnte, nickte Phil schon.
»Verstehe. Das ist genau der Mann, den wir im Augenblick suchen.«
Er drehte sich um und lief schnell den Flur entlang. Isabell Clifford stieg aus dem Lift und ging ein par Schritte
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