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0227 - Der Duplo und sein Schatten

Titel: 0227 - Der Duplo und sein Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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tatsächlich ein Schauspiel ausgedacht hatten, dann mußte es in diesem Augenblick beginnen.
    Achthundert Akonen befanden sich mit ihm an Bord. Trotzdem war das Wesen, das jetzt Tronar Woolver hieß, allein. Im Schiff war es still. So still, daß Woolver durch den Helm des akonischen Raumanzuges, den er jetzt trug, das Geräusch seiner Schritte hören konnte.
    Tronar Woolvers Duplikat hockte mit verschränkten Beinen neben dem paralysierten Kommandanten der ASTAGUN und fixierte ihn. Der Blick des Akonen war ohne Leben.
    Er glich dem riesigen Fisch, den Tronar Woolver auf Imart geangelt hatte. Der Duplo erinnerte sich, wie sein Original den Fisch von der Angel gelöst hatte. Und er erinnerte sich plötzlich, daß noch jemand mit ihm am Bach gestanden hatte. Wer? fragte sich der Duplo.
    Warum war diese Person nur ein Schatten in seinem Gedächtnis?
    Er beugte sich nach vorn und versetzte dem Akonen einen Stoß. „Wach auf!" schrie er. Kal-Rah zuckte noch nicht einmal mit den Augenlidern. Er war betäubt. Obwohl sein Organismus noch schwach funktionierte, war Kal-Rahs Bewußtsein ausgeschaltet.
    Und das war gut so. Denn Kal-Rah würde sterben ... Wer war damals dieser Mann am Bach gewesen? fragte sich Tronar Woolver verzweifelt. Er spürte, daß von der Beantwortung dieser Frage sein Leben abhing. An alle anderen Personen, denen er auf Imart begegnet war, konnte er sich genau erinnern. Da war der alte Siedler, der seine Hütte außerhalb der Stadt errichtet hatte und behauptete, er würde Gold finden, wenn er nur lange danach grub.
    Da war Parny, der Stadtälteste, ein wuchtiger Mann mit Falkenaugen und weithin hörbarer Stimme. Und da war der Schatten.
    „Komm heraus und zeig dich, Schatten!" flüsterte der Duplo.
    „Hast du Angst vor der Erinnerung?"
    Woolvers Duplikat erinnerte sich, wie er den Fisch aufgehoben und in die Kühltasche gelegt hatte. Dann war er in die Stadt gegangen. Der Schatten hatte ihn begleitet.
    „Vielleicht ist es Einbildung", flüsterte der Duplo.
    Er packte den hilflosen Kal-Rah an den Schultern und zerrte ihn ein Stück in die Höhe. „Wach auf!" schrie er ihn an. Er ließ ihn los.
    Kal-Rah fiel zu Boden.
    Sinnlos! dachte der Duplo. Der Schatten und er hatten sich den Fisch gemeinsam zubereitet, über einem offenen Feuer im Hof eines Hauses am Stadtrand. Der Duplo glaubte noch den scharfen Fischgeschmack auf der Zunge zu spüren. Er erinnerte sich, wie er den Kopf und die Eingeweide des Fisches entfernt hatte. Das genießbare Fleisch hatte er jedoch geteilt. Mit einem Schatten.
    Der Duplo hämmerte sich mit beiden Fäusten gegen die Schläfen.
    Wer war damals auf Imart bei ihm gewesen? Ein Gespenst?
    „Es gibt keine Gespenster", sagte der Duplo zu sich selbst.
    „Abgesehen von jenen, die in den Multi-Duplikatoren der Maahks entstehen."
    Vielleicht war er damals auf Imart auch allein gewesen. Es war immerhin möglich, daß seine Erinnerung trog.
    Doch dann, der Duplo sah das Bild deutlich vor sich, war er aufgestanden und hatte zusammen mit dem Schatten das Feuer gelöscht.
    Tronar Woolver erschauerte. Er konnte froh sein, daß der Schatten nicht früher in seinen Gedanken aufgetaucht war. Grek-1 hätte ihn gnadenlos gejagt. Der Maahk hätte das duplizierte Wesen nicht einen Augenblick geschont.
    Tronar Woolver stand auf und blickte ein letztes Mal auf den Akonen hinab. „Ich beneide dich", sagte er. Kal-Rahs Augen schienen die Decke der Zentrale zu durchdringen und ins Nichts zu blicken.
    Der falsche USO-Spezialist löste die Bombe von seinem Kombigürtel und wog sie nachdenklich in den Händen. Die Akonen waren ihm gleichgültig, aber ihr Tod erschien ihm ebenso sinnlos wie sein Leben.
    Er ging zur Mitte der Zentrale. Es war ihm, als begleite ihn der Schatten aus seiner Erinnerung. Er blieb stehen und blickte zurück. Neben dem Kartentisch ließ er sich nieder. Da gab sein Kombigürtel einen kaum hörbaren Summton von sich.
    Der Duplo öffnete die Gürtelschnalle, drückte auf die beiden mittleren Nieten und zog einen winzigen Spezialsender hervor.
    „Ja?" Unwillkürlich senkte er seine Stimme zu einem Flüstern.
    Auf abgesicherter Hyperfunkwelle sprach Grek-1 zu ihm.
    „Ein terranisches Flottenaufgebot ist im Anflug. Du mußt jetzt das Ausschleusungsmanöver vorbereiten."
    „Ja", sagte Woolver.
    „Woolver ...", Greks Stimme klang gedehnt. „Ja?"
    „Du mußt an die Verletzungen denken."
    „Ja", sagte Woolver zum viertenmal.
    Die Verbindung wurde unterbrochen. Sorgfältig

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