0227 - Der Duplo und sein Schatten
konzentrieren. Die helle Fläche der Mattscheibe schien vor seinen Augen hin und herzuschwanken.
Er wünschte, er hätte irgendein schmerzstillendes Mittel bei sich gehabt. Der dritte Schuß, den er auf sich abgegeben hatte, war zu viel gewesen. Es konnte sein, daß er starb, bevor ihn die Terraner fanden.
Er wälzte sich auf die Seite. Mit zusammengebissenen Zähnen gelang es ihm, sich in den Pilotensitz zu ziehen. Wenn er wirklich starb, dann sollten sie ihn nicht am Boden liegend finden. Die Anstrengung erschöpfte ihn so, daß er für wenige Sekunden das Bewußtsein verlor. Er erschrak, als er wieder zu sich kam.
Er kniff die Augen zusammen, um den Bildschirm besser zu erkennen. Da erschienen auf der leuchtenden Fläche eine Anzahl pulsierender Punkte. Woolver stieß einen krächzenden Laut aus.
Da waren sie.
Er schrie vor Schmerzen auf, als er den Arm hob und nach dem Starthebel greifen wollte. Vor seinen Augen wurde es dunkel.
Längere Zeit lag er wie betäubt da. Irgendwie gelang es ihm, den Starthebel zu umfassen. Es gab ein knirschendes Geräusch, als er ihn aus der Arretierung löste und nach unten drückte.
Die Andruckabsorber neutralisierten die Auswirkung der hohen Beschleunigung, so daß Woolver nichts davon spürte, als das kleine Schiff aus dem Hangar der ASTAGUN herausschoß. Er ließ den Schalter los und sackte im Sitz zusammen. Einen Augenblick hing er so da, während das Beiboot steuerlos durch den Raum raste.
Mit zitternden Fingern öffnete er schließlich seine Gürtelschnalle und sendete einen kurzen Impuls. Fast im gleichen Augenblick detonierte die Bombe in der Zentrale des akonischen Kreuzers.
An der Stelle, wo die ASTAGUN gestanden hatte, dehnte sich eine leuchtende Wolke atomaren Staubes aus. Auf dem Bildschirm konnte der Duplo das Ende des Kreuzers mitverfolgen. Sorgfältig verschloß er den Gürtel. Nun konnte er nur noch warten.
Bisher hatte er seine Aufgabe in allen Einzelheiten genau nach Greks Plan ausgeführt.
Woolver besaß nicht mehr die Kraft, noch länger auf den Bildschirm zu blicken. Bewußtlos kippte er aus dem Sitz und fiel zu Boden.
Als der akonische Raumer explodierte, hatte man an Bord der CREST II das Beiboot bereits geortet.
Fassungslos blickten die Männer in der Zentrale des Flaggschiffes auf die Bildschirme der Raumortung. Die atomare Wolke, die sich an der Explosionsstelle gebildet hatte, begann sich bereits zu verflüchtigen.
„Jetzt verstehe ich überhaupt nichts mehr", äußerte Allan D. Mercant. „Wer hat das Raumschiff zerstört?"
„Die Antwort darauf werden wir mit Bestimmtheit vom Passagier des kleinen Schiffes erhalten, das sich vor der Explosion von seinem Mutterschiff gelöst hat", vermutete Atlan. „Ich möchte fast wetten, daß sich der falsche Woolver an Bord befindet."
„Wenn das so ist, bin ich auf seine Geschichte gespannt", meinte Rhodan.
Die Techniker im großen Hangar erhielten den Befehl, das Beiboot mit Hilfe der Traktorstrahlen in die Schleuse zu ziehen. Im Augenblick sah es so aus, als sei das winzige Schiff ohne Steuermann.
Auf den Bildschirmen konnte Rhodan deutlich verfolgen, wie das unbekannte Flugobjekt immer näher auf die CREST II zukam.
Seine Triebwerke waren viel zu schwach, um der Gewalt des Traktorstrahls zu entkommen. Rhodan glaubte auch nicht daran, daß die Besatzung des Kleinstraumschiffes die Aufnahme an Bord der CREST II verhindern wollte.
Rhodan gab weitere Befehle. Dann verließ er zusammen mit Rakal Woolver die Zentrale.
„Denken Sie immer daran, daß der Duplo Sie nicht sehen darf", sagte er zu dem USO-Spezialisten. „Es ist jedoch wichtig, daß Sie ihn sehen. Halten Sie sich im Hintergrund."
Woolver fragte: „Glauben Sie wirklich, daß es der Duplo ist, der an Bord kommen wird?"
„Alles deutet darauf hin", gab Rhodan zurück.
Sie betraten zusammen den Antigravschacht und sanken einige Decks tiefer, bis sie innerhalb jenes Hangars ankamen, wo das Beiboot erwartet wurde.
„Glauben Sie, daß es der Duplo war, der das akonische Schiff vernichtet hat, Sir?" fragte Woolver gespannt.
„Wir werden es bald erfahren", sagte Rhodan, der den Mutanten nicht noch mehr verwirren wollte. Es kam ihm fast unmenschlich vor, von Rakal Woolver zu verlangen, daß er zusehen sollte, wie der Duplo aus dem Beiboot kam. Es war psychologisch jedoch richtiger, den Bruder Tronar Woolvers sofort mit den gegebenen Tatsachen zu konfrontieren, als ihn von dem Wesen fernzuhalten, das wie der echte Tronar Woolver
Weitere Kostenlose Bücher