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023 - Das Kastell der Toten

023 - Das Kastell der Toten

Titel: 023 - Das Kastell der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca LaRoche
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Dutzend Versuchen erlosch auch der.
    Dave spürte die Angst wie ein schleichendes Gift in sich hochkriechen.
    »Hallo!« schrie er laut. »Hallo, ist hier...?«
    Er brach ab, weil ihm selbst bewusst wurde, wie unsinnig das war. Eiskalter Schweiß stand auf seiner Stirn. Er wischte ihn weg und grub die Zähne in die Unterlippe, bis er Blut schmeckte.
    Er musste zur Treppe zurück.
    Es noch einmal mit der Luke versuchen.
    Mit einer heftigen Bewegung wandte er sich ab, machte einen Schritt dorthin, wo er die Lücke zwischen den Särgen in Erinnerung hatte — und prallte hart mit der Hüfte gegen die Steinkante.
    Schmerz durchzuckte ihn.
    Er verlor den Halt, machte einen unkontrollierten Schritt vorwärts und klammerte sich irgendwo fegt.
    In der nächsten Sekunde geschahen drei Dinge gleichzeitig.
    Ein misstönendes Quietschen erfüllte plötzlich den Raum.
    Irgendetwas schien sich vor oder unter Dave zu verschieben.
    Eben noch hatte er die Finger um eine Kante geschlagen, jetzt griff er plötzlich ins Leere, verlor den Boden unter den Füßen und fiel.
    Er schrie auf. Für Bruchteile von Sekunden hatte er das Gefühl, ins Bodenlose zu stürzen. Der Aufprall war hart und überraschend. Dave stieß sich an Knien und Ellenbogen, sein Kopf prallte gegen Stein, und für einen Moment verlor er das Bewusstsein.
    Als er wieder zu sich kam, herrschte um ihn immer noch undurchdringliche Schwärze.
    Sein Schädel schmerzte. Dunkel erinnerte er sich, dass er gestürzt war, durch irgendeine Falltür vermutlich. Jedenfalls schien es doch einen Ausweg aus der Gruft zu geben. Dave atmete auf — und jetzt, da er wieder Hoffnung schöpfte, fielen ihm auch die Streichhölzer ein, die er in der Tasche hatte.
    Er griff nach der Packung, riss eins der Hölzchen an.
    Die Flamme zuckte, brannte dann ruhig. Schwacher Widerschein geisterte über die Wände eines schmalen Ganges — und über das längliche Loch in der Decke, das genau das Format eines Sarges hatte.
    Ein Sarg, natürlich!
    Einer der Särge hatte die Falltür bedeckt. Dave musste unbewusst einen Kontakt berührt und so den Mechanismus ausgelöst haben. Mit einem unterdrückten Fluch ließ er das Streichholz fallen, weil er sich die Finger daran verbrannt hatte. Er riss ein neues an und stand auf.
    Der Gang sah in beiden Richtungen gleich aus: Wände aus schweren Bruchsteinquadern, eine niedrige Decke, ein Boden, auf dem sich an feuchten Stellen Moos angesiedelt hatte. Dave zögerte einen Moment, dann wandte er sich nach rechts. Er begann, sich blindlings an der Wand entlang zu tasten, nachdem das Streichholz erloschen war.
    Fünf Minuten später stieß er gegen eine Mauer.
    Erneut riss er ein Streichholz an ... und stöhnte fast vor Enttäuschung.
    Der Gang war zu Ende, hörte einfach auf. An der Mauer, die ihn verschloss, glitzerten Wassertropfen. Dave biss die Zähne zusammen, wollte schon umkehren — doch ehe das Streichholz endgültig erlosch, brachte ihn irgendetwas dazu, den Kopf zu heben.
    Ganz kurz sah er die viereckige Luke in der Decke, dann hüllte ihn wieder Finsternis ein.
    Ein neues Streichholz.
    Tatsächlich — über seinem Kopf befand sich eine Falltür. Eine Falltür, die er bequem erreichen konnte. Er ließ das Streichholz fallen, hob die Arme und presste die Handflächen gegen das rauhe Holz.
    Etwas quietschte.
    Staub rieselte herab, das Holz knirschte — und Dave spürte, dass es ihm gelang, die Falltür mindestens um fünfzehn, zwanzig Zentimeter zu heben.
    Er spannte die Muskeln. Seine Ellenbogen knickten leicht ein, die Falltür senkte sich ein wenig — und dann stieß er sie mit aller Kraft nach oben.
    Er schaffte es erst nach einem halben Dutzend Versuchen.
    Schweiß brannte in seinen Augen, sein Atem keuchte, seine Muskeln zitterten. Aber die Falltür schlug endlich in ihren Scharnieren um und krachte auf der anderen Seite auf den Boden.
    Dave wartete ein paar Sekunden, bis sich sein Atem beruhigt hatte.
    Ohne Schwierigkeiten konnte er dann den Rand der Luke erreichen. Mit einem Klimmzug zog er sich hoch, schwang sich auf einen glatten Steinfußboden und richtete sich auf.
    Ein neues Streichholz anreißen!
    Die Flamme geisterte über tapezierte Wände, über Brokatvorhänge und Wandleuchter — und Dave begriff, dass er sich wieder in den Mauern von Montsalve befand.
    Kein Mensch war zu sehen. Dave lauschte, doch nicht das geringste Geräusch drang an sein Ohr. Das Schloss schien verlassen, genauso verlassen wie vor seinem Ausflug in die Gruft.

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