023 - Der Satan schickt die Höllenbrut
tun haben.«
Tschin ging
unruhig in dem kleinen Raum auf und ab, Kon Lun hockte still auf einem Stuhl
und wagte nicht, sich zu rühren. Er kannte die Explosivität dieses Mannes und
fürchtete ihn.
Tschin fuhr
fort, nachdem er sich eine neue Zigarette angezündet hatte. »Ich werde meine
Leute informieren und sie mit den nun notwendigen Dingen vertraut machen. Dir
gebe ich eine letzte Bewährungschance, Kon Lun.«
Tschin machte
eine Pause, die er dazu nutzte, eine rußige Petroleumlampe anzuzünden. Das
flackernde Licht warf bizarre Reflexe an Decke und Wände und auf Tschins
Gesicht, das plötzlich starr wie eine Maske wirkte. Hätte Tschin jetzt die
Lippen nicht bewegt, Kon Lun hätte schwören können, daß dieser Mann vor ihm im
Halbdunkel des Waggons nicht der war, für den er sich ausgab.
Tschin zog
eine Fotografie aus der Innentasche seines Jacketts. Es war eine Aufnahme, die
mit einer Sofortbildkamera geschossen worden war.
»Dieser Mann
ist vor wenigen Stunden in Hongkong eingetroffen. Er nennt sich Henry Ferguson
und gibt an, ein Cousin des toten Patrick Ferguson zu sein. Das ist nicht wahr.
Ferguson hatte keinen Cousin.« Tschin kam mit diesen Worten einen Schritt auf
Kon Lun zu.
Dann streckte
er die Hand mit dem Bild aus. Kon Lun griff danach. Die Fotografie war
aufgenommen worden, als Larry Brent die Schlüssel für den Bentley entgegennahm.
»Der andere
Mann auf dem Bild ist ein Angestellter der Botschaft«, fuhr Tschin mit harter
Stimme fort. »Das zeigt eindeutig, daß der angebliche Henry Ferguson Kontakt
zur amerikanischen Botschaft hat. Ist er vom Geheimdienst? Alles weist darauf
hin. Dieser Mann muß verschwinden! Ich vermute, daß er einigen undurchsichtigen
Dingen nachgehen wird, die für uns Schwierigkeiten bedeuten.« Kon Lun nickte.
Es überraschte ihn nicht, daß Tschin so gut informiert war. Tschin wußte alles,
was in dieser Stadt vorging. Diesem Umstand war es zu verdanken, daß seine
Vorhaben immer auf einem recht guten Fundament standen.
Kon Lun kam
etwas näher. Das Licht der Petroleumlampe leuchtete das Bild gut aus. Kon Lun
wurde bleich. Sein Blick irrte abwechselnd zu Tschin und auf die Fotografie.
»Aber das…«
Kon Lun war unfähig zu sprechen.
»Was ist los?«
»Diesen Mann,
der sich Henry Ferguson nennt, kenne ich. Er war der Fremde, der Su Hang zu
Hilfe kam.« Kon Lun ließ Tschins Zornesausbruch über sich ergehen.
»Zufall oder
Planung? Die Tatsache, daß er auf euch stieß, zeigt seine Gefährlichkeit. Sie
kann aber jetzt auch unsere Pläne beschleunigen und vereinfachen.
Vorausgesetzt, daß wir schnellstens zuschlagen.« Tschins Stimme klang
messerscharf. Seine dunklen Augen glühten wie Kohlen.
»Wir brauchen
den Fremden nicht mehr zu suchen, wir kennen ihn. Er darf den morgigen Tag
nicht mehr erleben, Kon Lun! Dieser Mann, der sich Henry Ferguson nennt, muß
noch in dieser Nacht sterben, ehe er etwas von dem, was er gesehen hat,
weitererzählen kann! Er hat sein Zimmer im Hotel China. Du gehst dorthin,
machst seine Zimmernummer ausfindig, und wir schicken ihm die Fliegen!«
●
Sie saß
hinter dem Steuer ihres 2 CV, und Larry ließ sie voranfahren.
Er lächelte
still vor sich hin.
Su steuerte
den 2 CV mit einer Hand, die verletzte Linke auf das herabgelassene Fenster
gestützt. Und der 2 CV hatte es in sich. Er fuhr erstaunlich schnell und fast
lautlos. Der Bentley, den Larry Brent lenkte, machte ein wesentlich lauteres
Motorengeräusch. Larry war überzeugt davon, daß der klapprige CV auf einer
glatten Straße ohne Schwierigkeiten auf 140 km/h gebracht werden konnte. Unter
der leicht verbeulten Kühlerhaube waren einige PS verborgen, die man dem
Gefährt nicht zutraute.
Su Hang fuhr
bis dicht an den Rummelplatz heran. Sie mußten den Wagen außerhalb des Platzes
abstellen. Der heftige Regen hatte den Boden in eine Morastfläche verwandelt.
Auf dem
Festplatz herrschte ein reges Treiben. Die Schausteller waren damit
beschäftigt, die Schäden zu beseitigen, die der heftige Regenguß angerichtet
hatte. Das Wasser floß von den Zeltdächern, dicke, schwarze Bohlen wurden
ausgelegt, um die schlammigen Wege zwischen den Buden, Ständen und Zelten
einigermaßen begehbar zumachen. Überall brannten Lichter.
Es wurde
dämmrig, und es sah so aus, als würde sich vom Westen her eine neue Regenfront
nähern.
Rufe hallten
über den Platz, Wassereimer wurden geschleppt und Masten und Abstützbalken
durch zusätzliche Sicherungen verstärkt. Riesige
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