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0230 - Heroin für Gangsterarme

0230 - Heroin für Gangsterarme

Titel: 0230 - Heroin für Gangsterarme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heroin für Gangsterarme
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fragte ich.
    Phil zuckte die Schultern. »Was - na und?« entgegnete er. »Ich meine nur so… Komm, ich habe Hunger.«
    Ich atmete tief aus. Aber so, daß Phil es nicht merkte. Er sah sehr hager aus, aber es war endlich wieder der alte Phil Decker.
    Der G-man Phil Decker. Am selben Abend gab ich ihm seinen Dienstrevolver zurück.
    ***
    Wir hatten es absichtlich so eingerichtet, daß wir nach Einbruch der Dunkelheit durch den Holland-Tunnel in Manhattan einfuhren.
    »Alles klar?« fragte ich unterwegs.
    Phil nickte. »Alles«, erwiderte er. Weiter nichts.
    Aber das genügte ja auch.
    Wir fuhren hinauf nach Norden. Phil hätte seinen Peiniger nur mit tiefsitzendem Hut und hochgezogenem Tuch gesehen. Aber eins hatte er immer gesehen: die Augen. Nasen kann man operieren. Bärte kann man wachsen lassen oder entfernen. Frisuren kann man färben und verändern. An die Augen aber denken die wenigsten.
    »In einer halben Stunde wissen wir, ob ich mein Verdacht bewahrheitet hat«, brummte Phil.
    »Irrtum«, korrigierte ich. »In einer halben Stunde wissen wir erst eine Adresse. Ob es die richtige ist, muß sich danach auch noch rausstellen, bevor wir wissen, ob du recht hast.«
    »Stimmt«, gab er zu. »Mir zittern die Hände, wenn ich nur daran denke.«
    »Steck uns zwei Zigaretten an!« bat ich, um ihn abzulenken.
    Wir hatten über 600 Meilen telefoniert und einen Reporter von der Tribune angerufen, von dem wir wußten, daß wir uns auf ihn verlassen konnten. Um elf Uhr abends trafen wir uns mit ihm in einem Lokal am nördlichsten Broadway.
    »Da ist die Adresse«, sagte er. »Es war verhältnismäßig einfach, sie herauszubekommen.«
    »Danke«, sagte ich. »Wir haben jetzt keine Zeit. Aber halte dich heute Nacht in der Redaktion auf! Wenn sich die Geschichte entwickelt, wie wir hoffen, wirst du der erste sein, der sie erfährt.«
    Er grinste zufrieden. »Okay«, sagte er. »Viel Glück!«
    Wir zahlten unsere kleine Zeche und machten uns auf den Weg. Das Haus war leicht zu finden. Wir fuhren einmal daran vorbei. Kein einziges Fenster war erleuchtet. Drei Blocks weiter stellte ich den Jaguar ab. Zu Fuß gingen wir zurück.
    Von der Straße her führte eine Auffahrt zum Haus. Sie war mit kleinem, scharfkantigem Splitt beworfen.
    Die Haustür hatte ein Sicherheitsschloß. Wir umrundeten vorsichtig das Haus.
    Auf der Rückseite gab es eine Terrasse. Aber alle Türen waren von innen abgeschlossen. Alle Fenster verriegelt.
    Gut zehn Minuten brauchten wir, bis wir den Schlüssel in der Terrassentür nach innen gestoßen und die Tür selbst mit unserem Dietrich geöffnet hatten. Auf Zehenspitzen tappten wir hinein.
    Im Schein meiner Taschenlampe durchsuchten wir das ganze Haus. Im Schlafzimmer gab es einen Safe, aber da der Schlüssel nicht zu finden war, hätten wir ihn sprengen müssen.
    Wir suchten weiter.
    Im Keller machten wir eine grauenhafte Entdeckung.
    In einem finsteren Raum, den Phil als den wiedererkannte, in dem er gefesselt gelegen hatte, fanden wir einen Mann.
    Er lag auf einem Feldbett, war gefesselt und sah so verdreckt und übel zugerichtet aus, als habe man ihn hier schon seit Wochen festgehalten.
    Er starrte uns aus schreckgeweiteten Augen entgegen.
    »Mit dem hat man anscheinend das gleiche vor.«
    Phils Stimme klang heiser und rauh, als er sich über den Mann beugte und dessen Fessel löste.
    Wie wir in einem kurzen Gespräch mit dem Gefangenen erfuhren, war er ein Sergeant der City Police, vor acht Tagen von den Gangstern auf die gleiche Weise wie wir gefangen worden und seit drei Tagen den Heroinspritzen ausgesetzt gewesen. Der Mann hieß Benny Crawford. Crawford streifte den linken Ärmel seines verschmutzten Leinenhemdes empor und zeigte uns die Einstiche in der Ellenbogenbeuge.
    »Heroin für Gangsterarme«, sagte Phil und knirschte mit den Zähnen. »Auf diese Weise werden ehrliche Leute auf jenen Weg gezerrt, der direkt zum elektrischen Stuhl führt.«
    Da wir im Augenblick keine Gelegenheit hatten, den Mann in ein Krankenhaus zu bringen, ließen wir ihn im Keller. Zuerst galt es jetzt, dem Teufel, dessen Hirn die grausigen Pläne ausgebrütet hatte, das Handwerk zu legen. Crawford, bei dem sich noch keine Suchtanzeichen bemerkbar machten, war durchaus in der Lage, einige Stunden auszuharren.
    Wir verließen den Keller wieder und gingen in das große Wohnzimmer. Wir machten kein Licht, und wir rauchten auch nicht. Wenn er kam, konnte ihm der Rauch verraten, daß Leute anwesend waren. Darauf wollten wir

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