0230 - Heroin für Gangsterarme
bie…«
Er konnte nicht zu Ende sprechen, denn das Telefon auf seinem Schreibtisch schlug an.
»Entschuldigen Sie«, sagte er und nahm den Hörer. »Ja, Britton. Was gibt es denn?«
Er lauschte gespannt, sagte sein Okay und warf den Hörer rasch auf die Gabel.
»Wir haben den Kerl!« rief er. »Er hat sich in ein Mietshaus zurückgezogen! Die Bude ist bereits umstellt! Da kommt er nicht mehr raus! Ich muß Verstärkung hinschicken, denn der Kerl ist bewaffnet.«
Ich fühlte, wie etwas eiskalt nach meinem Herzen griff. »Von wem sprechen Sie, Captain?« fragte ich und gab mir Mühe, meine Stimme ganz normal klingen zu lassen.
»Von wem wohl? Von diesem tollkühnen Räuber, der das Feuerzeug verloren hat! Sie müssen mich jetzt entschuldigen, G-man. Den Burschen will ich mir selber ansehen!«
Ich sprang auf. »Haben Sie was dagegen, wenn ich mitkomme?« fragte ich.
Er schüttelte den Kopf. »Aber nein, warum sollte ich? Ihre Hilfe ist uns willkommen!«
Ich lief ihm nach. Mein Herz schlug bis in den Hals hinauf. Würde sich der fürchterliche Verdacht, der in mir aufgekeimt war, bewahrheiten? War Phil plötzlich ein Gangster geworden?
***
Es hing alles von der Örtlichkeit ab. Wenn er sich in ein alleinstehendes Haus zurückgezogen hatte, war es hoffnungslos. Wenn er noch dazu eine geladene Pistole bei sich hatte und sie zeigte, würden die City Cops ihn zu einem Sieb schießen, sobald er zwei Quadratzoll seiner Haut sehen ließ. Man konnte es ihnen nicht einmal verargen. Von keinem Polizisten der Welt kann man verlangen, daß er sich selber oder einen Kameraden töten läßt, nur damit er nicht auf einen Gangster schießen soll.
Unterwegs war mir abwechselnd heiß und kalt. Die widersprechendsten Gefühle stritten in mir. Natürlich konnte Phil kein Gangster geworden sein. Niemals! Dafür kannte ich ihn viel zu gut. Er war G-man, nicht weil es eben ein Beruf wie jeder andere war. Er war G-man aus Leidenschaft, weil er das Unrecht haßte und die Gewalt. Niemals konnte man aus einem solchen Mann einen Gangster machen.
Wirklich nicht? Gab es keine Möglichkeit die Substanz eines Menschen anzutasten? Sein Fundament zu zerstören? Hatte man in asiatischen Gefangenenlagern nicht mit Gehirnwäsche und anderen Methoden, die im Grunde nichts anderes waren als raffiniert verfeinerte Folterungen, Leute dazu gebracht, die unsinnigsten Geschichten zu gestehen? Waren von uns nicht Soldaten nach Hause gekommen, von denen nach wenigen Worten schon die engsten Freunde sagten, daß sie den Betroffenen nicht wiedererkennen könnten? Daß sein Äußeres zweifellos identisch sei, daß er aber innerlich ein ganz anderer geworden sein müßte. Gleichsam ein Körper mit einer ausgewechselten Seele?
Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn, als Captain Britton in seinem Wagen vor mir auf die Bremse trat. Mit einem leichten Kreischen kamen unsere beiden Wagen zum Stehen. Hinter uns verteilten sich die drei vollbesetzten Streifenwagen, die Britton mitbefohlen hatte.
Ich sprang aus dem Jaguar und sah mich um. Wir befanden uns auf dem Hinterhof eines Mietsblocks. Nach allen vier Seiten ragten die Rückfronten von je drei Mietshäusern düster in den wolkenlosen Himmel. Schmutziggrauer Verputz löste sich an manchen Stellen und gab die roten Ziegelsteinmauern frei. Ein Gewirr von Feuerleitern zog sich an jedem einzelnen Hause hinauf.
Das mittlere Gebäude im westlichen Block war vorn auf der Straße und hier auf dem Hof von je zwei Polizisten bewacht, die ihre Revolver gezogen hatten und in Deckung gegangen waren. Sicher hatten Kinder hier gespielt, aber jetzt zeigte sich keins mehr.
Britton winkte einen Polizisten heran in den Schutz der großen Limousine, mit der er gekommen war.
»Das ist Patrolman Snyder, das ist ein FBI-Mann«, stellte der Captain uns in aller Kürze vor. »Wie sieht es aus, Snyder?«
Der Streifenbeamte war ein ergrauter Polizist. Er zählte mindestens 50 Jahre und stand also kurz vor der Pensionierung.
»Der Bursche versuchte Rippley auszurauben«, erzählte er. »Das Juweliergeschäft vorn in der Straße, ungefähr zwei Blocks weiter im Süden. Aber irgendwas mußte schiefgegangen sein. Harry und ich waren auf der anderen Straßenseite, als er aus dem Laden herauskam. Er trug eine Gummimaske, so daß man sein Gesicht nicht erkennen konnte. Und gleich hinter ihm kam Rippley selbst und schrie in einer Tour: ,Das ist der Räuber! Haltet ihn! Na, Harry und ich machten natürlich lange -Beine. Aber wir
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