0231 - Der Tod spielt auf im Treppenhaus
von dem er so jäh aufgesprungen war. Es sah lächerlich aus, wie er da saß, die Beine über die Lehne baumelnd.
Der Cha-Cha-Cha, den die Kapelle gerade spielte, zerflatterte. Die Musiker setzten ihre Instrumente ab, und die Paare auf der Tanzfläche blieben stehen wie Spieluhrfiguren, wenn die Feder abgelaufen ist.
In Rallaros Gesicht stand die blanke Mordlust geschrieben. Langsam nahm er die Beine von der Lehne herunter, stemmte sich aus dem Sessel hoch. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. Dann riss er den Mund auf und brüllte: »Mad! Salo! Rino! Floyd!«
Der Henker mag wissen, woher die Kerle so plötzlich kamen. Jedenfalls waren sie da, und es waren mehr als nur vier. Sie standen im Eingang, auf der Tanzfläche, neben dem Orchester und hinter der Bar. Sie trugen keine Smokings oder Dinnerjacketts. Sie hielten Pistolen in den Händen.
***
Der glatzköpfige Mann an Rallaros Tisch, der so offensichtlich kein Puerto Ricaner war, sprang auf. Sein feistes Gesicht lief rot an.
»Bist du verrückt geworden?«, brüllte er den Gang-Boss an. »Willst du uns alle auf den elektrischen Stuhl bringen?«
Weder Phil noch ich hatten nach den Waffen gegriffen, aber wir hielten beide die Hände am Ausschnitt der Jacketts.
Rallaro zischte wie eine wütende Klapperschlange.
»Halt dein Maul, Don! Das hier ist meine Sache! Es geht dich nichts an!«
Der Dicke bekam geradezu einen Tobsuchtsanfall.
»Solange ich hier bin, wird nicht geschossen! Ich habe keine Lust, mich von einem Kreuzverhör ins andere schleifen zu lassen! Dein verdammter Hochmut bricht dir das Genick. Du bist größenwahnsinnig, du Nichts von einem Puerto-Mann. Es wird Zeit, dass ich dich in die Gosse zurückjage, aus der du gekommen bist!«
Rallaro explodierte wie eine Rakete, bei deren Start es mal wieder nicht geklappt hat. Sein Gesicht verzerrte sich bis zur Unkenntlichkeit.
»Das ist ein Aufwaschen, Don«, heulte er. »Du stinkst mir schon lange. Ich schicke dich mit den Bullen gemeinsam schlafen!«
Er wandte sich um und war im Begriff, seinen Männern einen Befehl zuzuschreien. Ich hielt es für den richtigen Augenblick, die Pistole zu ziehen, und bevor Juan Rallaro das erste Wort sprechen konnte, drückte ich ihm den Lauf der Pistole ins Kreuz.
Eine ganze Apotheke mit Schlafmitmitteln, Brom und Opiumpräparaten übt auf erhitzte Gemüter nicht so viel beruhigende Wirkung aus wie der Druck einer Pistolenmündung an einer empfindlichen Körperstelle. Der eben noch so heftige Mr. Rallaro erstarrte zur Salzsäule. Er klappte den Mund, den er eben noch zu einem wilden Befehl geöffnet hatte, wieder zu.
»Weg mit den Mädchen vom Tisch!«, sagte ich zu meinem Freund. Phil, der jetzt ebenfalls die Pistole in der Hand hielt, machte damit eine einladende Geste.
»Die Damen mögen sich an einen angenehmeren Ort begeben!«
Wie viel Sekt die Mädchen immer getrunken haben mochten, sie stoben davon wie eine Schar aufgescheuchter Hühner. Die zwei Gentlemen, die außer dem Glatzkopf noch an dem Tisch saßen, wollten folgen, aber Phil nagelte sie fest.
»Bitte, bleiben Sie! Wir legen Wert auf Ihre Gesellschaft!«
Die Knaben sanken in die Sessel zurück und machten sich so klein wie möglich.
Ich verstärkte den Druck meiner Kanone in Rallaros Rücken.
»Wolltest du nicht irgendetwas sagen?«, fragte ich. »Keine Hemmungen, mein Freund! Deine Gorillas haben so viel Schießeisen in den Fingern, dass wir mit unseren beiden Pistolen keine Chance haben. Allerdings werde ich, was immer passiert, als erstem dir ein Loch in den Anzug brennen.«
Der Glatzkopf sagte laut und voller Verachtung: »Du Dummkopf! Hast du geglaubt, die G-men würden die Hände hochnehmen, wenn du deine Garde auf marschieren lässt?«
Juan Rallaro schluckte. Er drehte den Kopf über die Schulter und versuchte mich anzusehen.
»Wenn Sie mich erschießen, kommen Sie hier nicht mehr lebend heraus«, sagte er mühsam.
»Das mag sein, aber davon hast du nichts mehr!«
»Sie verletzen die Bestimmungen. Sie haben nicht das Recht, in meinem Lokal mit Waffen herumzufuchteln. Sie bedrohen mich.«
»Ist das dein Lokal? Gute Einnahmequelle, nicht wahr? Schade, dass du nichts mehr davon haben wirst, falls wir uns nicht einigen können.«
Er wurde ganz friedlich.
»Das ist doch alles ein Irrtum, Mr. G-man. Sie haben mich geschlagen. Die Männer habe ich zum Schutz des Klubs engagiert. Hier entstehen immer mal Schwierigkeiten, und ich brauche ein paar Leute, die randalierende Gäste an
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