Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0231 - Der Tod spielt auf im Treppenhaus

0231 - Der Tod spielt auf im Treppenhaus

Titel: 0231 - Der Tod spielt auf im Treppenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Tod spielt auf im Treppenhaus
Vom Netzwerk:
schummerigen Beleuchtung sehen konnte, waren die anwesenden Ladies und Gentlemen ausschließlich Puerto-Leute, aber die Gentlemen trugen Smokings oder Dinnerjacketts, die Ladies steckten in Cocktail-, teilweise sogar in großen Abendkleidern. Die Kellner, durchweg Farbige, schwirrten in weißen Jacken umher.
    Ich begriff. Hier also spielten die drei oder vier Dutzend wohlhabenden Menschen des Puerto Ricaner-Bezirkes die ,große Welt’. Hier ließen sie für schwere Dollars Sekt und das teuerste Zeug auffahren. Hier zeigten sie sich mit ihren Puppen und gaben groß an.
    Ich wollte gehängt werden, wenn von den Dollars, die die Männer hier auf den Kopf hauten oder sie in Schmuck und Kleider für ihre Girls investiert hatten, auch nur zehn Prozent ehrlich verdient waren. Die Diskriminierung eines Volksteils bringt für schlaue Köpfe immer eine Menge Möglichkeiten, um sich am Elend der Masse die Taschen zu füllen.
    Diese Typen flegelten sich hier in den Polstersesseln, und es war fast eine Selbstverständlichkeit, dass ich Juan Rallaro in einem weißen Dinnerjackett an einem runden Tisch knapp vor der Tanzfläche sitzen sah. Drei Männer saßen mit an dem Tisch, und natürlich fehlte auch die entsprechende Garnierung in Gestalt von vier herausfordernd angezogenen Damen nicht.
    Auf der Tanzfläche mühte sich bei unserem Eintritt eine Lady ab, temperamentvoll zu scheinen. Sie schüttelte ihre Haarmähne, rollte mit den Augen und verlor von Zeit zu Zeit ein Kleidungsstück. Wir warteten ab, bis sie ihre Bemühungen beendet hatte und unter donnerndem Beifall mit den Resten ihrer Habe hinter dem Vorhang neben der Kapelle verschwand. Dann erst traten wir an Rallaros Tisch.
    Der Gang-Chef gönnte uns einen flüchtigen Blick, nahm dann den Arm von der Schulter des Mädchens an seiner Seite und griff nach seinem Sektglas.
    »Prost, Mr. G-man«, sagte er laut. »Ich trinke auf Ihren Erfolg!«
    Er winkte mit der linken Hand. »Zwei Gläser für die G-men, damit sie mit mir anstoßen können!«
    Der Kellner zischte ab.
    »Sparen Sie den teuren Sekt, Rallaro«, antwortete ich. »Wir trinken nicht mit Ihnen!«
    Er zog die Augenbrauen hoch.
    »Warum so unhöflich? Ich gratuliere Ihnen zu Ihrem Erfolg, und Sie wollen mit einem fairen Gegner nicht einmal anstoßen?«
    »Setzen Sie sich nicht der Gefahr aus, dass ich Ihnen das Zeug ins Gesicht schütte«, knurrte ich.
    Phil hatte während dieses Wortwechsels die anderen Männer am Tisch gemustert.
    »Von meinen Freunden ist keiner darunter«, stellte er fest. Dann nahm er einen Mann, der mit dem Rücken zur Tanzfläche saß, noch einmal genauer in Augenschein.
    »Sie sind doch kein Puerto Ricaner?«
    »Das geht Sie einen Dreck an«, bellte der Mann zurück.
    Auch ich sah ihn mir jetzt genauer an. Es war ein großer schwerer Bursche so um die Fünfzig herum mit einem massiven Doppelkinn, spärlichen Haaren auf dem rötlich schimmernden Schädel und kleinen blauen Augen.
    Der Kellner kam mit den für uns bestimmten Gläsern.
    »Wollen Sie es sich nicht doch überlegen?«, fragte Rallaro.
    Ich fasste den Kellner, der verschwinden wollte, am Ärmel.
    »Nehmen Sie die Gläser wieder mit. Mr. Rallaro verkennt den Zweck unseres Hierseins.«
    Der Mann rollte verzweifelt mit den Augen und sah abwechselnd Rallaro und mich an. Er wusste nicht, was er tun sollte.
    Ich nahm die Gläser vom Tisch, drückte sie ihm in die Finger und knurrte: »Schwirr ab, mein Junge!« Ich ließ seinen Arm los, und der Mann s6tzte sich in Bewegung.
    In der gleichen Sekunde tobte Juan Rallaro wie von der Tarantel gestochen aus seinem Sessel hoch. Er griff sich den Kellner, schlug den Mann mit der Faust ins Gesicht und schrie: »Ich habe dir zu befehlen. Nur ich und niemand sonst! Merke dir das, du Tölpel!«
    Der Kellner taumelte unter dem Fausthieb, hielt aber die Gläser fest, und vielleicht wäre noch alles gut gegangen, wenn Rallaro es bei dem einen Fausthieb hätte bewenden lassen. Er aber schlug zum zweiten Mal zu.
    Der Kellner nahm den Hieb hin ohne eine Geste der Gegenwehr, und das war es, was mir das Blut in den Kopf trieb. Ich sah die Angst in den Augen des Mannes. Meine Faust setzte sich gewissermaßen mechanisch in Bewegung, und das Resultat war, dass Rallaro über die Seitenlehne des Sessels kippte, vor dem er stand.
    Es war kein sehr genauer Haken gewesen. Der Gangsterchef wurde nicht groggy dadurch, und nur für die Dauer von wenigen Sekunden wusste er nicht, wie er wieder auf den Platz gekommen war,

Weitere Kostenlose Bücher