0231 - Der Tod spielt auf im Treppenhaus
da. Ich komme zu euch!«
Seine Gestalt tauchte am Rand des Lichtscheins auf. Er hob die Hände bis zu seinem Kopf und kam ganz ins Licht.
»Macht nur keine Dummheiten, Jungs«, sagte er. »Der Spaß hier ist es nicht wert, dass…«
Vier, fünf Pistolenschüsse schnitten den Satz entzwei. Der schwere Körper Benders zuckte hoch, als habe er einen elektrischen Schlag erhalten. Einen Augenblick lang richtete er sich gerade auf, dann fiel er nach vorne auf das Pflaster.
Ich erwiderte die Schüsse nicht. Sie hätten'ihnen verraten, dass nur ein Mann ihnen gegenüberstand.
Ein Lastwagenmotor brüllte auf. Spanische Worte und Flüche, und dann Schüsse… Schüsse… Schüsse.
Mindestens vier oder fünf Pistolen spuckten Feuer nach allen Seiten.
Der Lastwagen, ein mittelschwerer Truck, brach in den Lichtkreis der Bogenlampe. Vom Führerhaus aus blitzten Schüsse auf. Von der offenen Ladefläche wurde geschossen. Der Laster kam rasch auf Touren.
Ich zog durch, und ich leerte das ganze Magazin. Ich traf den Kühler und die Windschutzscheibe, aber das brachte den Truck nicht zum Stehen. Mit zunehmender Geschwindigkeit raste er über das Pier, an mir vorbei, streifte eine der hölzernen Unterstellhütten, die sofort zersplitterte, verschwand aus dem Lichtkreis in die Dunkelheit. Sekunden später tauchte er im Schein der nächsten Bogenlampe wieder auf.
Ich jagte ihm meine letzten beiden Kugeln nach.
Das Heulen des Motors entfernte sich immer mehr, verhallte.
***
Der Dürchbruch der Gangster war geglückt, kein Wunder, wenn ihnen nur ein Mann gegenüberstand.
Ich streckte die nutzlos gewordene Pistole ein und ging zu der reglosen Gestalt Matthew Benders.
Der Mann lag auf dem Gesicht. Der Truck war knapp an ihm vorbeigerast. Bender war tot. Eine der Kugeln hatte ihn in den Kopf getroffen.
Er hatte Geschäfte mit Gangstern gemacht, und er war daran gestorben.
Auf dem Schiff am Pier blieb alles still. Es lag dort wie ausgestorben.
Ich machte mich auf den Weg zum Piereingang, um nach einem Telefon zu suchen, aber es erwies sich als unnötig. Mit Rotlicht und heulenden Sirenen kurvte ein Streifenwagen auf das Pier zu.
Ich sprang in das Scheinwerferlicht und winkte mit den Armen. Der Wagen stoppte. Drei Cops sprangen heraus.
Der Streifenwagen salutierte.
»Wir brauchen noch mehr Leute«, sagte ich. »Geben Sie mir eine Verbindung mit dem FBI—Hauptquartier.«
Über Funkspruch forderte ich fünf G-men des Einsatzkommandos an. Anschließend alarmierte ich die Küstenwache und unterrichtete das Kommando des Funkstreifenwagens und gab den Auftrag, einen gewissen Bezirk zu sperren und zu versuchen, den Lastwagen zu stoppen, den ich so genau beschrieb, wie ich konnte.
Knappe zehn Minuten später erstrahlte das Pier 29 im Licht von einem Dutzend Standscheinwerfern. Die Beamten einer Mordkommission der City-Police wickelten ihre Untersuchung ab. Die Blitzlichter der Kameras zuckten.
Zusammen mit einem Inspektor der Küstenwache stand ich vor dem Kapitän des Schiffes. Der Kahn hieß Dolores und war ein verkommener Frachter von fünftausend Tonnen, der mit einer Ladung Rohrzucker aus Puerto Rico gekommen war.
Der Kapitän, ein fetter, schmuddliger Bursche, stand in Unterhosen vor uns und behauptete, von den Schüssen aus dem Schlaf gescheucht worden zu sein.
Er schwor bei allen Heiligen, er hätte nichts mit dem zu tun, was sich auf dem Pier abgespielt habe. Wir ließen uns die Papiere geben. Als Empfänger der Zuckerladung war Matthew Bender angegeben. Die Ladung war wie üblich beim Anlegen des Schiffes vom Zoll abgenommen, durchsucht und versteuert worden. Danach hatte man sie im Lauf des Tages gelöscht, und nach Angaben des Kapitäns wartete die Dolores auf eine Rückfracht. Erlegte beide Hände aufs Herz und beteuerte, er sei der ehrlichste Kapitän unter der Sonne.
»Das Schiff wird untersucht«, entschied der Inspektor der Zollbehörde. »Kapitän, Sie und Ihre Mannschaft verlassen nicht die Kajüten.«
Drei von den fünf G-men, die das Einsatzkommando geschickt hatte, machten sich an die Vernehmung der Schiffsbesatzung. Die beiden anderen Beamten schickte ich zu Phils Unterstützung in die Desbrosses Street.
Phil und die Männer kamen nach etwa zehn Minuten zurück.
»In der Desbrosses Street ist alles erledigt«, meldete Phil. Er blickte auf den inzwischen zugedeckten Körper des Erschossenen.
»Wer ist es?«, fragte er leise.
»Matthew Bender«, antwortete ich. »Er wollte sich ergeben, und er wurde
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