0234 - Der Boß kennt kein Erbarmen
mal sehen, wie er aussieht, wenn ich mit dem Ding,fertig bin.«
Sie lachten wieder. Aber mitten in ihr Lachen hinein tönte auf einmal die helle, energische Stimme von Dick Coster.
»Ihr werdet euch wundern, wie ihr ausseht, wenn ich mit euch fertig bin«, sagte er. »Nur ja keine hastigen Bewegungen ! Was ich in der Hand habe, ist eine Smith Wesson 38er Spezial, und dass das eine zuverlässige Waffe ist, solltet ihr eigentlich wissen.«
DieWirkung seiner unerwarteten-Worte war eine kleine Sensation. Die vier Gangster starrten offenen Mundes dahin, wo Dick Coster gemütlich auf dem Teppich lag und ihnen die Mündung seiner Pistole zeigte. Für ein paar Sekunden schienen die Gangster förmlich gelähmt zu sein.
Dick Coster stand langsam, und ohne die Gangster aus den Augen zu lassen, auf. Rückwärts tappte er bis zum Schreibtisch. Er setzte sich auf die Kante und sagte:
»Wenn jemand wie ich umkippt, darf man sich nie darauf verlassen, dass er auch wirklich tot ist. Ein kleiner Streifschuss brennt zwar höllisch, tötet aber keinen. So. Und jetzt werdet ihr alle schön langsam aufstehen, Herrschaften.«
Die drei übrigen Gangster starrten auf ihren Anführer, als ob sie von dort eine entscheidende Hilfe erwarteten. Aber der vierte hielt es angesichts der drohenden Pistolenmündung für angeraten, den Wünschen Costers nachzukommen.
Ganz langsam stemmte er sich aus seinem Sessel hoch. Allerdings warf er dabei jenem Komplicen, der am weitesten rechts von Coster saß, einen kurzen Blick zu. Und der Mann kniff schnell ein Auge zu als Zeichen des Verständnisses.
Dick Coster verriet durch kein Wimperzucken, ob ihm diese stumme Verständigung zwischen den Gangstern aufgefallen war oder nicht. Er befahl mit ruhiger Stimme:
»Umdrehen! Alle Mann! Gesicht zur Wand und Hände hoch!«
Als ob sie alle von unsichtbaren Fäden gelenkt würden, drehten sie sich der Wand zu. Alle - bis auf den vierten, der mitten in der Drehung plötzlich erstarrte und trotzig knurrte:
»Ich denke ja gar nicht dran, das Theater mitzu…«
Weiter kam er nicht. Dick Coster hatte ihn kaum eines Blickes gewürdigt, Statt dessen war er bereit, als der Anführer dieses Ablenkungsmanöver ausnutzen wollte und sich in seine alte Richtung zurückwarf - diesmal allerdings mit einer Pistole in der Hand.
Dick Costers Waffe bellte auf. Ein kurzer Feuerstrahl schoss aus seiner Mündung, und im gleichen Augenblick stieß der Sprecher der Gangster auch schon einen jämmerlichen Schrei aus. Die Pistole polterte aus seiner Hand und fiel auf den Teppich, während der Mann seine linke Hand auf den rechten Unterarm presste. Zwischen seinen gespreizten Fingern sickerte Blut hervor.
»Mit solchen Tricks dürft ihr mir nicht kommen«, sagte Dick Coster hart. »Ihr drei geht dort an die Wand! Einen Yard Abstand von der Wand und einen Yard Abstand zwischen euch! Arme hoch und gegen die Wand stützen! Wer sich rührt, kriegt die nächste Kugel!«
Es gab keinen Zweifel mehr: Dick Coster beherrschte die Szene. Der alte Mackinson, der sich ächzend unter seinem Bücherberg hervorgeschoben hatte, strahlte über das ganze faltenreiche Gesicht. Er stand schnaufend auf und rieb sich die Hände.
»Wirklich«, sagte er, »so hatte ich mir das gewünscht!«
***
Der schmierige Kerl, der Raggers’ Tochter in die Enge getrieben hatte, hörte es nicht einmal, als ich die Wohnungstür leise aufstieß. Durch einen winzigen Flur hindurch blickte ich direkt ins Wohnzimmer, dessen-Tür sperrangelweit offen stand.
Die Einrichtung des Zimmers war überraschend hübsch. Wenn sie der kleine Gangsterboss Raggers selbst ausgesucht hatte, besaß er mehr Geschmack, als man einem Gangster gemeinhin Zutrauen konnte. Wahrscheinlicher war, dass seine Tochter bei der Auswahl der Möbel, Teppiche und Bilder das entscheidende Wort gesprochen hatte. Jetzt stand das Mädchen mit weit auf gerissenen Augen an einer Wand und versuchte verzweifelt, sich dem harten Griff des Mannes zu entwinden, der vor ihr stand und mit seiner großen Pranke ihre beiden Handgelenke wie in einem Schraubstock festhielt.
Das Mädchen konnte nicht älter als siebzehn Jahre sein. Sie hatte ein hübsches, ovales, blasses Gesicht und rötlich schimmerndes braunes Haar, das eine Neigung zu Naturlocken aufwies.
So zart das Mädchen war, so bullig war der Kerl, der sich nicht schämte, sich an einem Mädchen zu vergreifen. Er war gut einsachtzig groß und wog sicher an die zweihundert Pfund. Von hinten konnte ich nur
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