0234 - Der Boß kennt kein Erbarmen
sehen, dass er einen Nacken wie ein Bison hatte und Schultern wie ein Preisboxer. Ich tappte leise von hinten auf ihn zu. Das Mädchen entdeckte mich. Hoffnung leuchtete plötzlich in ihren Augen. Der Kerl merkte es nicht einmal.
Ich holte aus und schlug ihm die Fkust meiner Rechten mit aller Wucht auf die Schulter.
Der Schlag ging durch ihn hindurch wie ein sehr starker Stromstoß. Kraftlos fiel seine rechte Hand herab. Ich wusste, dass er seinen rechten Arm für die nächsten Minuten nicht würde gebrauchen können.
Der Bursche warf sich herum. Wut und Schmerz zugleich standen in seinem Gesicht.
Er wollte mit der linken Fhust nach mir schlagen, aber es war ein Leichtes für mich, dieser einen Faust auszuweichen, solange ich die andere nicht zu fürchten hatte.
Ich klopfte ihm hart gegen das Handgelenk.
»Lassen Sie das«, sagte ich ruhig. »Mit Ihrer Sorte werde ich fertig.«
Er war ein bisschen größer als ich und viel schwerer und breiter. Vielleicht lag es an diesem Unterschied, dass er sich einbildete, er könnte mich selbst mit einem Arm noch am Boden zusammenfegen. Jedenfalls trat er plötzlich nach mir und versuchte gleich darauf, mich mit dem Kopfe zu rammen.
Ich sprang beiseite, schob ihm das Bein in den Weg und klatschte ihm mit der flachen Hand noch einen kräftigen Stups in den Rücken. Er fiel nach vorn, dass die Möbel anfingen zu zittern, als er auf den Boden krachte. Ich kniete ihm von hinten auf die Arme und tastete ihn ab.
Der Kerl trug eine Schulterhalfter mit einer Pistole ausländischen Fabrikates.
Ich nahm ihm die Waffe ab und das Klappmesser dazu, das ich in seiner linken Rocktasche fand. Anschließend fischte ich ihm noch einen Totschläger aus der rechten Hosentasche.
»So«, sagte ich. »Jetzt können Sie wieder aufstehen. Aber machen Sie keine Dummheiten.«
Mit wutverzerrtem Gesicht kam er hoch. Kaum stand er, da hämmerte er mir auch schon die Linke gegen die kurzen Rippen. Ich spürte, wie mir ein scharfer, stechender Schmerz durch die Brust schoss. Aber jetzt war auch meine Geduld endgültig erschöpft. Mit einem harten Schlag trieb ich ihm den linken Arm seitlich vom Körper weg. Blitzschnell hämmerte ich zwei gerade Haken hinterher, die beide in seiner Brustgrube landeten.
Er riss den Mund auf, bekam aber keine Luft, weil die beiden Schläge kurzfristig seine Brust gelähmt hatten. Ich holte mit der Rechten aus und setzte ihm die flache Hand so hart ins Gesicht, dass er nach links wegtaumelte. Er fing sich mühsam genug an einer Art Wohnzimmerschrank und stemmte sich ächzend wieder hoch.
»Aufhoren!«, krächzte er. »Aufhören! Ich geb auf! Aufhören!«
Ich sah ihn verächtlich an. Er war einer von der Sorte, die wir tagtäglich bei uns kennen lernen: brutal bis zum Äußersten gegen andere und feige bis zum Weinen, wenn sie selber einmal etwas einstecken müssen.
»Setz dich!«, sagte ich und schob ihm einen Stuhl hin.
Er ließ sich schwer atmend darauf niederfallen. Mit gesenktem Kopfe brummte er:
»Wer bist du?«
Ich griff in meine Rocktasche und holte das Etui heraus. Während ich es aufklappte und ihm unter die Nase hielt, sagte ich knapp und klar:
»FBI!«
Er riss den Kopf hoch und starrte mich erschrocken an. Auch die Augen des Mädchens ruhten erstaunt auf mir. Ich steckte mein Etui wieder ein und zeigte auf das Telefon, das in der linken Ecke des Wohnzimmerschranks stand.
»Kann ich das mal benutzen?«, erkundigte ich mich.
»Sicher«, sagte das Mädchen schnell. »Selbstverständlich, Sir!«
Ich ließ den Burschen auch beim Telefonieren nicht aus dem Auge. Mit dem rechten Zeigefinger wählte ich LE 57700 und wartete, bis sich unsere Zentrale meldete.
»Cotton«, sagte ich. »Schickt mir einen von unseren Streifenwagen Ich möchte Besuch mit zum Distriktgebäude bringen…«
Ich fügte Straßennamen und Hausnummer hinzu. In der Sekunde, als ich den Hörer auflegen wollte, sprang mich der Kerl an. Seine beiden Arme flogen vor und krampften sich um meinen Hals. Offenbar hatte er die Lähmung im rechten Arm schneller überstanden, als ich erwartet hatte. Ich ließ den Telefonhörer fallen und riss meine Arme innen hoch. Von diesen Spielchen hatte ich jetzt endgültig die Nase voll. Umsonst paukt man uns nicht jede Woche zweimal Jiu-Jitsu-Tricks ein. Ich erwischte seine kleinen Finger und drehte sie weg.
Er stieß ein Gebrüll aus, das man einen Straßenzug weit hören musste. Damit er nicht gleich wieder aktiv wurde, wenn er sich von dem ersten
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