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0234 - Der Boß kennt kein Erbarmen

0234 - Der Boß kennt kein Erbarmen

Titel: 0234 - Der Boß kennt kein Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Boß kennt kein Erbarmen
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waren darauf festgebunden. Sie blinzelten unglücklich in die Kamera.
    »Diese Waffen haben wir bei ihnen gefunden«, fuhr Mackinson fort, während die Kamera in Großaufnahme das Waffenarsenal auf dem Schreibtisch zeigte, »natürlich hatte kein Einziger von ihnen einen Waffenschein.Trotzdem schoss einer von ihnen auf meinen Mitarbeiter Dick Coster. Der arme Junge bekam einen Streifschuss an der Stirn. Drei Millimeter tiefer, und aus dem Streifschuss wäre ein nackter Mord geworden.«
    Die Stimme des Sprechers verlor alle ironische Lässigkeit.
    »Gil«, sagte er ernst, »das ist keine Geschichte, über die man sich lustig machen kann. Erzählen Sie uns genau, was da los war.«
    »Gern«, nickte Mackinson. »Aber ich muss mich setzen. Mit siebzig ist man nicht mehr der Jüngste.«
    Die Kamera begleitete ihn zu seinem Platz am Schreibtisch.
    »Ich bin, wie meine Freunde ja wissen, Journalist«, fing der alte Mackinson an. »Ich habe große Vorbilder. Ich will nur einen davon nennen: Mark Twain. Auch er war Journalist. Und ich liebe ihn besonders deswegen, weil er die gleiche Auffassung von.unserem Beruf hatte wie ich: Journalist sein, heißt die Welt über Tatsachenunterrichten. Wir haben keine Vermutungen aufzustellen, keine Meinungen zu manipulieren, keine Einbildungen und Gerüchte zu verbreiten, wir haben Tatsachen zu beobachten und sie so zu schildern, wie sie sich wirklich zugetragen haben. Das ist nicht immer einfach. Es gibt viele Leute, denen die Wahrheit unangenehm ist, und sie versuchen, die Verbreitung der Wahrheit zu unterdrücken. Dagegen müssen wir uns zur Wehr setzen. Aber nichts darf uns davon abhalten, die Öffentlichkeit wahrheitsgetreu von dem zu unterrichten, was die Öffentlichkeit angeht. Das ist meine Überzeugung, und jeder weiß, dass ich in meinem langen Leben dieser Überzeugung treu geblieben bin.«
    Der alte Mackinson sah kampfeslustig in die Kamera. Er schwieg einen Augenblick, bevor er fortfuhr:
    »Ich bin froh, dass ich in den USA lebe. Hier ist es, verglichen mit den Zuständen in manchen anderen Ländern, verhältnismäßig leicht, die Wahrheit beim Namen zu nennen. Tatsachen objektiv und ehrlich wiederzugeben. Die Regierung achtet die Freiheit der Presse. Die Behörden achten sie. Der einzelne Bürger dieses Landes ist stolz darauf, dass er zu den bestinformierten Bürgern der Welt gehört, eben weil er sich durch eine freie Presse unterrichten lassen kann. Auswüchse gibt es natürlich auch in unserem Geschäft, aber das sind die Ausnahmen. Davon wollen wir heute Abend nicht sprechen. Wir wollen bei den Aufgaben bleiben, die ein amerikanischer Reporter, die die ganze amerikanische Presse hat. Die Aufgabe, wie ich sie sehe: die Öffentlichkeit über Tatsachen zu informieren.«
    Der Alte hob zwei der Pistolen hoch, die man vor ein paar Minuten den Zuschauern gezeigt hatte.
    »Dies sind solche Tatsachen. Zwei Pistolen. Mit einer von ihnen wäre ein junger Mitarbeiter um ein Haar ermordet worden. Ich wäre ein schlechter Journalist, wenn ich glaubte, nun müsste ich ängstlich werden und meinen Mund halten. Nein! Gerade jetzt muss ich erst recht reden. Gerade weil dies hier in meiner Wohnung passiert ist, muss ich davon sprechen. Denn was heute in meiner Wohnung geschieht, kann in einer Stunde in Ihrer Wohnung geschehen. Jawohl! In Ihrer Wohnung, Freunde, die Sie mir jetzt zuhören und zusehen. Wenn der Mensch nicht einmal mehr in seinen eigenen vier Wänden Ruhe und Frieden haben kann, dann, glaube ich, wird es Zeit, dass sich die Öffentlichkeit dafür interessiert.«
    Er legte die beiden Revolver wieder zurück.
    »Man zeigt Ihnen jetzt hinter mir ein Bild von einem Haus«, fuhr er fort. »Wie Sie sehen - es ist kein kleines Haus. Sechzehn Stockwerke hat es. Oben liegt ein flaches Dach mit einer niedrigen Mauer ringsum. Von diesem Dach stürzte ein Mann in den Tod. Er hieß Raggers. Die Polizei kann nicht beweisen, dass es ein Mord war. Auch ich kann es nicht beweisen. Aber ich weiß, dass Raggers einem gewissen Mann im Wege war. Einem Mann, dessen Foto wir Ihnen nicht zei-44 gen können, weil es kein Foto von ihm gibt. Sind Sie, meine Freunde, nicht auch der Meinung, dass es Sie alle etwas angeht, wenn mitten unter uns ein Mann in den Tod gestürzt werden kann, ohne dass die Polizei eine Möglichkeit hat, die Mörder zu fangen? Oder meinen Sie etwa, das ginge Sie nichts an? Es berührte Sie nicht? Ich bin ein alter Mann, ich brauchte mich nicht mehr mit diesen Dingen auseinander

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