0234 - Macht und Mythos
jetzt, wo…«
»Nein, nein, John Sinclair. Noch wird mich die ewige Dunkelheit nicht schlucken. Ich habe ein wenig Zeit, aber ich will wissen, wer dir gesagt hat, dass du der Sohn des Lichts bist!«
»Das war der Seher.«
»Den kenne ich nicht.«
»Kann es der Geist des großen Propheten Hesekiel sein?« erkundigte ich mich.
»Möglich…«
»Nein«, flüsterte ich, »er kann es nicht sein. Der Seher war schon im alten Atlantis bekannt, da hat Hesekiel noch nicht gelebt. Es muss ein anderer sein, der so gut Bescheid weiß.«
»Wenn er nichts mit dir zu tun hat, dann wollen wir ihn auch lassen«, schlug der alte Mann vor, und ich nickte. »Widmen wir uns deinem Kreuz, und halte es bitte so, dass wir beide es genau sehen können, denn was ich dir jetzt sage, das geschieht nur einmal. Nichts mehr werde ich wiederholen können.«
Ich nickte und konzentrierte mich wie selten in meinem Leben. Die Umwelt vergaß ich völlig. Für mich zählten jetzt nur noch der Alte und seine folgenden Worte.
»Höre mir genau zu, John Sinclair, denn nun wirst du das Geheimnis des Kreuzes erfahren…«
***
Karas Schwert wollte sie haben!
Endlich wusste Sheila Conolly, weshalb die Detektivin sie aufgesucht hatte. »Unmöglich!« stieß Sheila in einer ersten Reaktion hervor und schüttelte demonstrativ den Kopf.
Jane lachte leise und hämisch. »Ist es wirklich unmöglich, kleine Sheila?«
»Ja, ich kann nicht hinausgehen und mir einfach das Schwert holen. Man würde es nicht erlauben.«
»Es ist schwer«, erwiderte Jane. »Ich an deiner Stelle würde an den Kleinen denken. Wenn du das Schwert nicht besorgst, stirbt er. Dann werde ich ihn mitnehmen und dir sein Skelett in Einzelteilen vor die Füße werfen!«
Einer Mutter dies zu sagen, war grauenhaft. Jane sah, dass sie zu weit gegangen war. Sheila hatte den Mund bereits geöffnet, um zu schreien, als die Hexe Jane Collins abermals reagierte und gedankenschnell ihre Hand auf Sheilas Lippen presste.
»Keinen Laut, hörst du?«
Sheila beruhigte sich nur schwer. Nach einer Weile riskierte Jane es und ließ den Arm sinken. Sheila stand schweratmend vor ihr. »Was bist du nur für ein Mensch?« keuchte sie. »Verdammt, was bist du nur für ein Mensch…?«
»Ich bin kein Mensch mehr, Sheila, daran musst du dich endlich gewöhnen. Ich gehöre zu Wikka.«
»Ja, das habe ich bemerkt. Verdammt, das wird mir immer deutlicher klar. Und ich würde mich freuen, wenn man dich tötet!«
Jane lachte leise. »So leicht schafft das keiner, denn ich stehe unter dem Schutz der Mächtigen. Aber zurück zu deiner Aufgabe. Ich will das Schwert haben. Koste es, was es wolle.«
»Warum, Jane? Wofür brauchst du es?«
»Nun, du kannst es ruhig wissen. Es geht dabei indirekt um John Sinclair. Ich weiß, dass er eine Zeitreise unternimmt. Gewaltige Kräfte sind beschworen worden, und sie haben es tatsächlich geschafft, John aus dem Land, das nicht sein darf, wegzuholen. Das konnte nur durch Karas Schwert gelingen. Wenn ich es jedoch in die Hände bekomme, ist eine Rückbeschwörung nicht mehr möglich. Dann wird der Geisterjäger John Sinclair für immer ein Gefangener der Zeiten bleiben und bis in alle Ewigkeiten umherirren. Deshalb das Schwert. Das Bindeglied zwischen dieser Welt und ihm muss unterbrochen oder zerstört werden.«
Nun wurde Sheila alles klar. Und sie wusste auch, dass es allein auf sie ankam. Wenn es ihr gelang, das Schwert zu stehlen, dann war John Sinclair verloren. Sie hielt praktisch das Leben des Geisterjägers in ihren Händen. Nie hätte Sheila gedacht, dass es einmal soweit kommen würde.
Und wenn sie sich weigerte? Auch mit diesem Gedanken spielte Bills Frau. Gleichzeitig schielte sie auf den kleinen Johnny, der schlafend in seinem Bett lag. Er würde ein Opfer finsterer Mächte werden, denn Jane Collins kannte keine Gnade. Das hatte Sheila deutlich genug erfahren.
Die Hexe ahnte, was sich hinter Sheilas Stirn abspielte, und sie lächelte boshaft. »Überlegst du?« Als sie keine Antwort bekam, sprach sie weiter. »Überlegst du wirklich noch weiter, Sheila Conolly? Wer ist dir denn wichtiger: John Sinclair oder dein Sohn Johnny? Wenn ich an deiner Stelle wäre, gäbe es für mich nichts zu überlegen. Ich würde sofort auf den Vorschlag eingehen!«
»Du bist eine Bestie, eine verdammte Bestie!« zischte Sheila Jane Collins entgegen.
»Ja, aus deiner Sicht sicherlich. Es interessiert mich nicht, wie du darüber denkst. Ob Bestie oder nicht, entscheide dich
Weitere Kostenlose Bücher