0235 - Disco-Vampir
dabei…
Die Tür, hinter der die Französin ein Stöhnen hörte, war verschlossen. Nicole wußte, daß es keinen Zweck hatte, dezent anzuklopfen. Niemand hätte die Kraft in ihrem zierlichen Körper vermutet, als sie sich jetzt mit voller Wucht gegen die Türe warf.
Knallend sprang die Tür auf. Von innen hörte Nicole einen doppelten Aufschrei. Auf dem Boden sah sie zwei unbekleidete Gestalten in unzweideutiger Pose liegen.
»Oh, Verzeihung… parbleu… es ist mir wirklich sehr peinlich… !« brachte Nicole hervor.
»Verschwinde, Schätzchen!« fauchte Anny Polat. »Der Macker gehört mir. Such dir draußen einen anderen… !« Geschickt hatte sie über der Bißwunde am Hals des Disc-Jockeys ein geheimnisvolles, schwarzmagisches Zeichen gemacht. Sofort waren die Bißspuren verschwunden. Es sah also alles nach einem Liebesabenteuer aus, wie es bei »Mister Hit-Maker« in der Garderobe üblich war.
Nicole Duval zögerte. Sie war schwach medial veranlagt und spürte das Böse. Ja, hier wurde ganz sicher etwas verheimlicht. Langsam wandte sie sich zum Gehen.
»Ich muß Zeit gewinnen!« raste es durch ihren Kopf. »Ich darf nicht so schnell von hier fort. Die werden mir schon auf den Leim gehen. Aber wie soll ich das anstellen?«
Im nächsten Augenblick hatte Nicole Duval einen schlauen Plan.
Wie unbeabsichtigt, ließ sie ihre kleine Tasche zu Boden fallen. Und Nicole hatte richtig kalkuliert. Der Verschluß öffnete sich beim Aufprall. Eine halbe Großhandlung an Schminkutensilien rollte über den Fußboden.
»Oh, ich war ungeschickt…!« rief sie zerknirscht. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie, daß ihr Trick klappte.
»Alberne Gans!« fauchte Anny Polat.
- »Wenn du den Fünfziger findest, den ich vorhin verloren habe, darfst du ihn behalten, Hübsche!« rief ihr Frank Bess-ler zu, der sich in Rekordzeit wieder angezogen hatte. Mit einem raschen: »Ich muß jetzt wieder zur Arbeit!« war er zur Tür hinaus.
Anny Polat musterte die imbekannte Frau mit giftigem Blick. Aber dann, als sie den grazilen Körper Nicoles genauer musterte, kam ihr ein neuer Einfall. Und ihr ganzer Vampir-Körper dürstete nach Blut.
Nicole Duval sollte das nächste Opfer werden.
»Wollen wir nicht ein wenig plaudern…!« begann die Hexe zu säuseln. Aber da hatte Nicole gefunden, was sie suchte. Mit geschickter Hand öffnete sie den kleinen Taschenspiegel, den sie ständig in ihrer Handtasche aufbewahrte.
Denn sie verspürte noch immer die Ausstrahlung des Bösen. Der Disc-Jockey war gegangen. Und sie hatte keinen Biß feststellen können. Wenn diese Frau in der Garderobe ein Vampir war, dann konnte sie noch nicht zugebissen haben. Ob der »DJ« ahnte, welches Schicksal ihm erspart geblieben war?
Aber sie mußte feststellen, ob die andere Frau wirklich ein Geschöpf der Nacht war. Um ganz sicher zu gehen, wollte sie die Probe mit dem Spiegel machen. Denn Vampire warfen keine Schatten und waren in keinem Spiegel zu sehen.
Diskret richtete Nicole den Spiegel auf das sofaähnliche Gestell, auf dem Anny Polat inzwischen Platz genommen hatte. Das Sofa war auch sehr gut zu erkennen. Nur Anny Polat war nicht zu sehen.
Nicole Duval atmete tief durch. Sie hatte ihre Gegnerin erkannt und konnte einen erstaunten Ausruf nicht unterdrücken. Anny Polat warf den Kopf herum. Ihr Blick sah den Taschenspiegel und Nicoles überraschtes Gesicht. Sie verstand sofort.
Diese Frau hatte sie erkannt. Und jetzt, sie las es in Nicoles Gedanken ganz deutlich, suchte sie einen Weg zur Flucht. »… keine Waffe gegen einen Vampir!« hörte die Hexe Zamorras Assistentin in Gedanken zu sich selbst sagen. »Ich kann sie allein nicht aufhalten. Sie ist zu stark… !«
»Und ob sie zu stark ist, meine Hübsche!« zischte Anny Polat durch die Zähne. Nicole Duval zuckte zusammen wie mit einem glühenden Eisen berührt. Sie war erkannt worden. Das Spiel war aus.
Während in der Disco die Lautsprecher wieder aufgedreht wurden und Frank Bessler mit der neuesten Scheibe der »Spider-Murphy-Gang« den Laden zum Kochen brachte, bahnte sich in der Garderobe eine Tragödie an. Der Vampir griff an!
Nicole konnte sich gerade noch zur Seite hechten, als Anny Polat sich mit der Gewandtheit einer Katze auf sie warf. Geschickt rollte sich Zamorras Assistentin ab und kam wieder auf die Füße. Sie war sportlich gut durchtrainiert und nicht so leicht zu besiegen.
Aber ihre Gegnerin verfügte über mehr als menschliche Kräfte. Wenn für sie auch sonst der Kampf gegen
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