0235 - Disco-Vampir
Wohltat sofort um Lohn nachzusuchen - jedoch, was ist Euer Begehr?«
»Küsse mich!« forderte Anny Polat. »Ich will, daß du mich küßt!«
»Küssen?« wich der Vampir zurück. »Aber das geht doch nicht… das schickt sich doch nicht… erst nach der Verlobung geziemt sich der bräutliche Kuß!«
»Ach, du meine Güte!« entfuhr es der Hexe. »Der ist ja total fertig mit der Bereifung!«
»Eine Vereinigung des Kusses ohne das feste Versprechen der Ehe verbietet die Schicklichkeit… !« versuchte Heinleyn zu erklären.
»Ich will es… ich verlange es… du bist mir verpflichtet!« rief die Hexe. »Und jetzt küsse mich!« Die Festigkeit ihrer Stimme ließ keine Widerworte mehr zu. Ungeschickt tapsig kam der Vampir näher.
»Nun hab dich nicht so!« drängte Anny Polat, die es gerne hinter sich haben wollte. »Ein Küßchen in Ehren… na, nun komm schon in die Gänge!«
»Ja, ich weiß nicht recht…!« kam es schüchtern aus dem Mund des Vampirs.
»Ja, du wirst doch küssen können!« fauchte die Hexe. »Nun tu mal deinen Gefühlen keinen Zwang an!«
»Also gut!« kam es fest aus Heinleyns Mund. »Ich tue es!«
Im nächten Augenblick fühlte die Hexe zwei kalte Lippen auf ihrer Wange.
»Oh, nein!« stöhnte sie. »War das etwa der Kuß?«
Tobias Fürchtegott Heinleyn nickte. Er hatte nie in seinem Leben als Handwerksbursche ein Mädchen auf den Mund geküßt.
Anny Polat sah ein, daß sie schwerste Geschütze auffahren mußte. Sie mußte viel List aufwenden, den Vampir dazu zu bringen, daß er zubiß. Wenn dieser Toby nur nicht so verdammt begriffsstutzig wäre.
»… ja, noch ein bißchen tiefer!« dirigierte die Hexe den Vampir zu ihrem Hals. »Ja, genau da… nun leg deine Lippen darauf… und beiß zu… nun beiß doch endlich zu, du Idiot!«
Im nächsten Moment verspürte sie Schmerz, als wenn sich zwei Nadeln in ihr Fleisch senkten. Ein Stöhnen, das eine Mischung zwischen Schmerz und Erleichterung darstellte, entrang sich ihrer Brust.
Im nächsten Moment wurde die Hexe zurückgeschleudert. Der Vampir spuckte mehrmals heftig auf den Boden. In seinem Gesicht lag Entsetzen und Abscheu.
»Igittegitt! - Blut!« stöhnte Tobias Fürchtegott Heinleyn. »Ich kann doch kein Blut sehen …!«
Mehr konnte die Hexe nicht verstehen. Mit einem Fluch, vor dem selbst der Teufel zurückgewichen wäre, hatte sich Anny Polat in die Discothek zurückversetzt.
Und sie ließ einen reichlich verdatterten Vampir zurück. Denn ihr Plan war total fehlgeschlagen. Zwar hatte Heinleyn sie mit einem Biß zum Vampir gemacht. Aber er selbst hatte die wenigen Blutstropfen der Hexe ausgespien und von seinen Lippen gewischt.
Tobias Fürchtegott Heinleyn, der Vampir wider Willen, war also immer noch rein von aller Blutschuld.
In der Hölle bekam Asmodis einen Tobsuchtsanfall…
***
»Hick! Kleine, grüne Männerchen!«
Nicole Duval wirbelte herum. Und dann sah sie ein Phänomen, das es eigentlich gar nicht geben durfte. Ein Polizist redete mit sich selber.
»Jawohl… das waren sicher die kleinen grünen Männerchen vom Mars!« brabbelte der Uniformierte vor sich hin.
»Einfach da - und dann weggeflogen -husch - husch!«
»Der Knabe hat Getriebeschaden!« stieß Nicole hervor. Oder…? Immerhin konnte er etwas gesehen haben, was er nicht begriff. Vielleicht waren Meeghs in der Nähe…
»Fühlen Sie sich nicht wohl, Monsieur Polizist?« fragte Zamorras Assistentin den Uniformierten.
»Doch, doch!« beeilte sich der Polizist zu versichern. »Aber mir ist etwas begegnet, das glaubt mir keiner. Das war wie in einem von diesen dämlichen Grusel-Filmen… ach, dafür haben Sie sicher kein Verständnis!«
»Erzählen Sie!« Nicoles Mißtrauen war geweckt.
»… verwandelte er sich in eine riesige Fledermaus und flog davon!« beendete der Polizist seinen Bericht. »Aber eben erzählt mir ein Kollege über Sprechfunk, daß wir nach genau dieser Figur fahnden sollen. Soll irgendeinen Wirbel in einer Discothek gegeben haben. Der Kollege war dabei und behauptet steif und fest, daß sich der Kerl und noch eine Frau total in Luft aufgelöst haben. Aber - Sie sehen so ernst aus! Glauben Sie mir etwa? Erklären Sie mich nicht für verrückt?«
»Das wäre ja noch schöner, wenn die Polizei weiße Mäuse sieht!« antwortete Nicole ausweichend. »Trinken Sie mal einen starken Kaffee. Der beruhigt die Nerven. Aber ihren Kunden, den können Sie und Ihre Kollegen nicht fassen. Das ist nämlich ganz sicher ein Vampir…!«
»Und
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