0235 - Hexenabend mit Jane Collins
der Driver wieder die Tür aufzog. Er sah Glenda weinen und bekam Mitleid.
»Nun machen Sie sich mal keine Vorwürfe«, sagte er, »es ist ja alles in Ordnung. Beide Wagen haben kaum etwas abbekommen, und der Knabe des anderen wird sich auch nicht mehr aufregen. Wir können weiterfahren. Bleibt es bei dem Ziel - oder…«
Glenda hob das Gesicht. »Ja, ja…«
»Ich meine, wenn Sie wollen, fahre ich Sie auch gern zu einem Arzt, junge Lady. Sie sehen schlecht aus. Ist etwas mit Ihnen? Haben Sie Ärger, Sorgen?«
»Jetzt geht es wieder.«
»Okay, dann können wir.«
Es dauerte noch etwas, bis der Fahrer seinen Wagen wieder in Bewegung setzen konnte. Er beobachtete seinen hübschen Fahrgast im Innenspiegel. Nein, die Kleine war nicht in Ordnung, das konnte er sehen. Und er hatte auch seine Erfahrungen im Laufe der Zeit gesammelt.
Der Mann versuchte ein Gespräch, doch Glenda war kaum in der Lage zu antworten.
Dann hörte sie wieder die Stimme. Jane Collins, die verdammte Hexe, sprach zu ihr.
›Na, kleine Glenda, wie hat dir die Demonstration gefallen? Gut? Das hoffe ich sehr, denn ich wollte dir nur zeigen, was ich mit dir vorhabe. Es ist übrigens das Messer des Rippers, das in deinem Schädel steckte. Noch habe ich dich geblufft, aber das wird sich ändern. Sehr bald schon, kleine Glenda!‹
»Aber der Ripper ist tot!« schrie Glenda Perkins so laut, daß der Mann am Lenkrad abermals zusammenzuckte.
Diesmal hatte er achtgegeben und bremste nicht.
Er fragte nur: »Soll ich nicht doch lieber zu einem Arzt…?«
»Nein, bitte, bringen Sie mich nach Hause«, erwiderte Glenda erschöpft. Sie rutschte im Sitz vor und breitete ihre Arme aus.
Vor einer Ampel mußten sie stoppen. Der Fahrer hatte die letzten Worte Glendas nicht vergessen, und er erkundigte sich: »Was war das mit dem Ripper?«
»Nichts«, antwortete Glenda hastig.
»Meinten Sie Jack the Ripper? Mensch, Lady, da war doch mal vor kurzem einer. Dieser Kerl, der den Mädchen immer die Haare abgeschnitten hat. Habe ich in den Zeitungen gelesen. Ehrlich.«
»Möglich.«
»Meinen Sie den?«
»Bitte, lassen Sie mich in Ruhe. Ich kann jetzt nicht antworten.« Glenda strich ihr Haar aus der Stirn. Sie sehnte sich danach, endlich in ihrer Wohnung zu sein, und dort mußte sie einfach etwas gegen ihre Krankheit unternehmen. Aber sie wollte keinen Arzt anrufen, sondern einen anderen Mann - John Sinclair!
Auch wenn der Geisterjäger Urlaub hatte, für ihre Probleme besaß er sicherlich ein offenes Ohr.
Nach zehn Minuten Fahrt, die Glenda doppelt so lang vorkam, stoppte der Fahrer. Die Sekretärin wohnte in keinem Hochhaus, sondern in einem älteren zweigeschossigen Bau, mit kleinem Vorgarten, netter Fassade und einem Garten mit Bäumen hinter der Wohnung.
Als sie zahlen wollte, fragte der Driver: »Soll ich nicht noch mit hineinkommen, Miß?«
Glenda schüttelte den Kopf. »Das wird nicht nötig sein.«
»Wie Sie meinen.«
Die Sekretärin drückte dem Mann das Geld in die Hand und lief durch den Vorgarten. Unterwegs überfiel sie wieder der Schwindel und die Mattheit in den Beinen. Sie riß sich unwahrscheinlich zusammen. Der Fahrer sollte auf keinen Fall etwas merken, nachher fühlte er sich noch verpflichtet, sie in die Wohnung zu bringen. Das wollte Glenda nicht. Sie atmete auf, als der Mann den Motor anließ und davonfuhr.
Glenda ließ die Tasche von der Schulter rutschen, zog den Reißverschluß auf und holte ihren Schlüssel hervor. Zweimal verfehlte sie das Schloß, beim dritten Versuch klappte es endlich, und sie konnte die Tür aufschließen.
Glenda betrat den Hausflur. Zum Glück begegnete ihr die Besitzerin nicht. Sie stieg die Treppe hoch, hielt sich am blitzblanken Geländerlauf fest und atmete auf, als sie die erste Etage erreichte, wo sich auch ihre kleine Wohnung befand.
Die Tür war verschlossen. Niemand hatte sich daran zu schaffen gemacht. Obwohl Glenda einerseits froh war, ihre Wohnung betreten zu können, hatte sie doch andererseits ein wenig Angst davor, allein in den Räumen zu sitzen. John Sinclair sollte so schnell wie möglich erscheinen, nur er konnte ihr helfen, denn sie ahnte inzwischen, daß sie in einen teuflischen Kreis hineingeraten war. Durch eigene Kraft würde sie es nie schaffen, ihn zu verlassen.
Glenda stieß die Wohnungstür auf. Inzwischen war der Anfall vorüber, sie fühlte sich wieder normal, bis auf das Gefühl der Angst und der schrecklichen Bedrohung.
Ohne den Mantel auszuziehen, durchquerte sie den
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