0235 - Hexenabend mit Jane Collins
Dingen Glenda warnen, die sicherlich nichts von dem Netz ahnte, das sich über ihrem Kopf allmählich zusammenzog.
Es waren Gedanken, die durch meinen Kopf schwirrten, während ich auf den Bildschirm schaute.
Dort tat sich etwas.
War das Bild noch Sekunden zuvor gestochen scharf gewesen, so veränderte es sich jetzt. Die Gesichtszüge des schräg gekippten Kopfes begannen zu verwischen. Als hätte jemand mit einem Lappen darübergerieben, so kam es mir vor, und ich sah, wie ein anderes Gesicht entstand. Ebenfalls das einer Frau.
Die Haarfarbe wechselte. Glenda, die pechschwarzes Haar besaß, bekam plötzlich blonde Strähnen, gleichzeitig bewegte sich der Kopf wieder nach oben, so daß er seine normale Stellung einnahm. Die blonden Strähnen wurden breiter, verdeckten die schwarze Fülle fast vollständig, und ich sah eine blonde Haarpracht vor mir.
Hell und glatt hingen die Haare zu beiden Seiten des Gesichts herunter. An ihren Spitzen waren sie leicht gedreht, so daß sie die Andeutung einer Außenrolle bildeten.
So hatte Jane Collins ihre Frisur getragen. Und es war auch ihr Gesicht, in das ich schaute.
Hart mußte ich schlucken. Zum erstenmal nach Wochen sah ich sie wieder vor mir. Wenn auch nicht in natura, sondern auf einem Fernsehschirm. Sie war zwar vor einigen Tagen bei den Conollys erschienen, doch dort hatte ich sie nicht sehen können, weil ich später erst hinzugekommen war.
Ich hielt den Atem an.
Dieses Bild traf mich tief. Jane hatte sich nicht verändert. Beim ersten Hinsehen sah sie so aus, wie ich sie auch in Erinnerung hatte. Ein glattes, klares Gesicht, vielleicht ein wenig unbeweglich, aber mit eindrucksvollen Augen.
Bei genauerer Betrachtung erkannte ich allerdings, daß sich doch etwas verändert hatte. Der Mund war nicht mehr so voll und reif, die Lippen schienen sich verkleinert zu haben, sie waren schmaler geworden als früher. Ich meinte auch, scharfe Falten an ihren Mundwinkeln zu erkennen, und die Pupillen hatten sich ebenfalls verändert. Auf mich wirkten sie kalt, leblos, und wenn ein Gefühl darin zu lesen war, dann nur ein schlechtes.
Es war eine verwandelte Jane Collins, die ich da vor mir sah, und die mich anstarrte.
Wir maßen uns mit Blicken.
Ruhig blieb ich stehen, obwohl in meinem Innern noch immer eine Hölle von Gefühlen tobte. Ich bekam sie allerdings nicht unter Kontrolle, sie wirbelten durcheinander, doch sie alle drehten sich um Jane Collins und um mich.
Wer würde zuerst das Wort ergreifen?
Es war Jane Collins, die mich aus dem Fernseher heraus ansprach. »Ich grüße dich, John Sinclair«, sagte sie. Nur war es kein fröhlicher Gruß wie früher, sondern drei harte, hervorgestoßene Worte, die mir gleich klarmachten, daß Gefühle nicht gefragt waren und auch keine Rolle spielten.
Da ich keine Antwort gab, redete sie weiter. »Hast du die kleinen Überraschungen verdaut, John?«
»Das habe ich allerdings.«
Sie lachte bissig. »War auch erst der Anfang. Was meinst du, zu was ich noch alles fähig bin.«
»Hat dich Wikka gut angelernt?«
Ihre Augen leuchteten plötzlich in einem seltsamen Rot, als ich den Namen Wikka erwähnte. »Und wie sie mich angelernt hat, John Sinclair, und wie! Ich war ihre beste Schülerin. Fast habe ich meine Lehrmeisterin schon erreicht. Mein Wissen vermehrt sich von Tag zu Tag.«
»Und darauf bist du stolz, nicht?«
»Ja, das bin ich, Geisterjäger. Sogar sehr stolz. Wenn Wikka und ich uns zusammentun, dann sind wir unschlagbar und erweisen dem Satan einen großen Dienst.«
»Du nimmst nicht einmal Rücksicht auf Kinder!« hielt ich ihr entgegen. »Dir hätte es nichts ausgemacht, den kleinen Johnny Conolly zu töten. Ich habe immer versucht, dich in Schutz zu nehmen oder Entschuldigungen für dich zu finden, doch als ich das hörte, da war es auch bei mir aus, Jane Collins. Du wirst verstehen können, daß ich dich niemals mehr unterstützen kann, auch Entschuldigungen kann ich für dich nicht finden, der Bruch zwischen uns ist da.«
Sie lachte mich aus. Ja, sie lachte und wollte sich überhaupt nicht beruhigen.
Meine sehr emotional gesprochenen Worte prallten an ihr ab.
»Was sollte es denn noch zwischen uns Gemeinsames geben, Geister jäger?« höhnte sie. »Nichts, gar nichts. Wir stehen auf zwei verschiedenen Seiten, und dabei bleibt es. Und nicht nur das, wir sind Feinde, ich gehorche Wikka, und du hast deine Aufgabe. Es macht mir Spaß, herauszufinden, wer von uns beiden stärker ist, und es macht mir Freude zu
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