0235 - Hexenabend mit Jane Collins
das Gleichgewicht verloren hätte. Mit Mühe konnte ich die Balance halten. Ein Blick in das Wageninnere bewies mir, daß das Feuer auch hier auf schreckliche Art und Weise zerstörend gewütet hatte. Die Verkleidung im Innern war in Mitleidenschaft gezogen worden, zum Teil zusammengeschmolzen, so daß man nur noch von Klumpen sprechen konnte.
Der Wagenhimmel hatte sich ebenfalls im Stadium der Auflösung befunden. Er klebte als eine undefinierbare Masse unter dem Blech und war noch nicht einmal erstarrt.
All diese Eindrücke nahm ich innerhalb von Sekunden in mir auf und auch noch während ich mir den ersten Polizisten griff und ihn ins Freie zerrte.
Er war bei Bewußtsein, doch sein Körper zeigte scheußliche Brandwunden. Sein Stöhnen traf mich tief, gleichzeitig steigerte es noch die Wut und den Zorn gegen Jane Collins. Wenn einer dieser Männer sterben würde, dann hatte sie ihn auf dem Gewissen.
Den zweiten hatte es nicht so stark erwischt. Auch ihn zerrte ich aus dem Wagen und legte ihn auf den Gehsteig nieder.
Um uns herum hatte sich ein Ring von Zuschauern gebildet. Sie standen in respektabler Entfernung. Ich schrie ihnen zu, einen Notarztwagen zu alarmieren, denn die beiden Männer mußten sofort in ärztliche Behandlung.
Was blieb mir zu tun?
Mich um Glenda Perkins zu kümmern, vielleicht auch um Jane Collins, falls sie in der Nähe lauerte.
Ich ahnte Schlimmes, als ich mit langen Sätzen auf das Haus zulief…
***
Trevor Parness hatte geschellt und legte sein Gesicht in erwartungsvolle sowie grinsende Falten. Er fühlte sich leicht angetörnt, gleichzeitig auch unternehmungslustig, und mit einem Ruck zog er den Bund der Hose hoch, damit sein Bauch etwas kaschiert wurde.
Er hatte die Arme noch nicht wieder unten, als er den Schrei hörte.
Kein Schrei der Überraschung oder des Entsetzens, das stellte er sofort fest, nein, so schrie nur ein Mensch, wenn er sich in höchster Gefahr befand.
Dem Mann rieselte es kalt den Rücken hinab. Er dachte an Einbrecher, die sich vielleicht in der Wohnung aufhalten könnten, und der Mut des Nachbarn war nicht so groß.
Er vergaß sein Vorhaben, wurde bleich im Gesicht und überlegte, was er tun sollte.
Erst einmal ging er einen Schritt zurück.
Und er hörte wieder den Schrei.
Dann eine Stimme, aber nicht Glenda Perkins', sondern die einer anderen Frau.
»Wer es auch immer ist, er hat keine Chance. Ich mache ihn fertig!«
Eine Frau hatte gerufen? Damit werde ich klarkommen, sagte sich Parness, holte tief Luft und wollte Anlauf nehmen, um die Tür einzurammen.
Er kam nicht mehr dazu, denn die Frau erschien.
In den nächsten Augenblicken glaubte sich Parness in einen Horrorfilm versetzt zu sehen, denn die Tür wurde nicht aufgerissen, sondern die Frau erschien so.
Ihre Gestalt zeichnete sich im Holz genau ab, als hätte jemand die Körperformen haarklein herausgesägt.
Der Mann bekam vor Staunen den Mund nicht mehr zu. Gleichzeitig jedoch kriegte er Angst. Was da auf ihn zukam, konnte er nicht mehr mit dem Verstand erfassen, das war zwar ein menschliches Wesen, sogar eine blonde Frau, aber sie besaß rote, glühende Augen, in denen ein unheimliches Feuer strahlte.
Leider war die Öffnung nicht so groß, daß er hätte an der Frau vorbei in die Wohnung schauen können, so sah er Glenda Perkins nicht, die allerdings auch zweitrangig für ihn geworden war.
Bis er die oberste Treppenstufe verfehlte.
In diesem Augenblick riß seine Gedankenkette, er mußte sich voll auf die Gegenwart konzentrieren und auf seinen Fall, denn er hatte die Balance nicht mehr halten können.
Der Aufschlag war hart. Mit dem Rücken und dem Hinterkopf knallte er auf die Stufen, rollte kopfüber hinunter, wußte nicht, wo oben oder unten war, hörte die dumpfen Aufschläge und spürte die verdammten Schmerzen.
Er rollte dem Erdgeschoß entgegen und blieb erst im Hausflur liegen.
Die Hexe stand auf der Treppe. Wie eine Siegerin wirkte sie, und ein kaltes, grausames Lächeln lag auf ihrem Gesicht.
Der Mann konnte es genau erkennen. Parness war auf dem Rücken liegengeblieben, Schrecken zeichnete sein Gesicht, und er konnte nicht anders, er mußte die unheimlich wirkende Frau anstarren.
»Du hattest ihr helfen wollen!« zischte Jane Collins, bevor sie blechern lachte. »Jetzt sieh zu, daß dir jemand hilft, aber da wird keiner sein, ich werde dich töten.«
Nicht durch das Messer sollte der Mann umgebracht werden, Jane Collins setzte ihre Hexenkräfte ein. Plötzlich
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