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0236 - Ich ging in die Höhle des Löwen

0236 - Ich ging in die Höhle des Löwen

Titel: 0236 - Ich ging in die Höhle des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich ging in die Höhle des Löwen
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der Maschinenpistole. Sie zerschlugen es, und sie töteten den Mann, der die Waffe in den Händen hielt.
    Später erfuhr ich, daß drei der uniformierten Polizisten ohne Befehl das Feuer aus ihren Revolvern eröffneten, als Ruster die MP benutzte. Okay, die Cops waren dazu berechtigt, obwohl der Gangboß sie nicht direkt beschoß. Die FBI.-Beamten, die die Gruppe anführten, hatten trotz der MP versucht, Allan Ruster lebendig zu bekommen, aber die Polizisten erschossen den Gangsterkönig von Charlesville, bevor irgend jemand es verhindern konnte.
    Wissen Sie, ich habe später oftmals darüber nachgedacht, warum die Cops so rasch mit ihren Kanonen bei der Hand waren. Die Männer hatten nichts von einem Verhör Rusters zu befürchten. Das stellte sich klar heraus, als nach dem Ende der Ruster-Affäre die Polizei von Charlesville genau untersucht wurde. Alle Beamte der unteren Dienstgrade waren ehrenwerte und korrekte Burschen, die genau wußten, was ihr Beruf von ihnen verlangte, aber deren Bemühungen, Ordnung in Charlesvillle zu schaffen, immer wieder von ihrem obersten Chef, von Sharkey und von Sergeant Bred gestoppt wurden. Sie alle hatten eine weiße Weste, und alle wurden nach dem Ende der Untersuchung in ihren Dienstgraden bestätigt.
    Und dennoch glaube ich, daß die Cops Allan Ruster erschossen, weil sie ihn haßten, weil sie in ihm den Gangster sahen, der Charlesvilles Polizei von der Spitze her korrumpiert hatte und der schuld daran war, daß eine Polizeiuniform in Charlesville nicht mehr viel galt. Es mag eine Reaktion ihres Unterbewußtseins gewesen sein, und im letzten Sinne ist es überflüssig, darüber nachzudenken. Wahrscheinlich wäre es von den Nerven eines einfachen Cops, der tagsüber den Verkehr regelt oder und wieder einem kleinen Dieb nachstellt, zuviel verlangt, den Finger vom Drücker zu lassen, wenn ein Gangster auf einer Maschinenpistole ein Konzert gibt. Auf eine vertrackte Weise machten die Cop-Kugeln meine Arbeit sinnlos. Es war gleichgültig, wer die Beweise gegen Allan Ruster in den Händen hielt, denn als es auf der Baustelle still wurde, war Allan Ruster tot.
    ***
    Manche Leute begreifen nur langsam, aber von Lil Print hatte ich eigentlich erwartet, daß sie rascher kapiert hätte. Ich war ziemlich fassungslos, als sie, sobald Cops und G.-men vor unserer letzten dürftigen Deckung auftauchten, zu kreischen begann.
    »Er wollte mich umbringen! Er hat mich entführt! Hilfe!«
    Ganz vorn stand ein Mann und grinste mich an, aber auch ein Ausdruck von Schuldbewußtsein lag in seinem Gesicht.
    »Teufel«, sagte er, »ich habe das Gefühl, wir kommen verdammt spät.« Ich zuckte die Achsel und grinste zurück: »Im letzten Augenblick ließ sich leider nicht alles bis auf die Sekunde koordinieren.«
    Lil Print kreischte immer noch.
    Der Mann wandte sich an zwei Cops. »Holt sie herunter und bringt sie ein Stück weg! Bei ihrem Geschrei kann man sein eigenes Wort nicht verstehen.«
    Die Frau verstummte, als sich die Hände der Cops um ihre Arme schlossen. Sie sah sich um. Sie wollte sehen, was mit mir geschah. Plötzlich fragte sie:
    »Warum verhaftet ihr ihn nicht?« Der Mann, mein Freund Phil, Decker, drehte sich um.
    »Verhaften?« fragte er ruhig. »Aber nein, Lil Print. Er ist der G.-man Jerry-Cotton.«
    ***
    Verzeihen Sie mir, wenn ich nicht nur Allan Ruster, Chester Wälbrun, Leutnant Sharkey und Sergeant Bred an der Nase herumführte, sondern auch Sie meine Leser. Sie befinden sich in ganz guter Gesellschaft, denn auch so ehrliche Leute wie der Leutnant Tom Tarner, ja selbst die FBI.-Beamten Rod Welt und Fred Done wußten bis zuletzt, oder doch fast bis zuletzt nicht, was gespielt wurde.
    Ich habe einige Kleinigkeiten verschwiegen, z. B., daß sich Phil von einem gewissen Zeitpunkt an in Charlesville aufhielt, daß wir hin und wieder miteinander telefonierten, und daß ich ihm den Sergeanten Bred zu getreuen Händen übergab. Phil brachte ihn bis zum Ende der Sache in einem Kittchen in Atlanta unter, damit ich mir ungestört den Ruf eines Mörders erwerben konnte, und damit… aber ich glaube, ich erzähle Ihnen die Geschichte besser von Anfang an.
    Daß einiges in Charlesville nicht stimmte, bekam das FBI.-Hauptquartier für North-Carolina sehr bald heraus. Die ersten Hinweise gaben Zeitungsberichte von Reportern. Es fiel auf, daß überraschend viel Polizisten des Kommandos Charlesville um Versetzung baten. Man befragte die Leute. Sie konnten keine stichhaltigen Angaben machen.

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