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0236 - Voodoo-Samba

0236 - Voodoo-Samba

Titel: 0236 - Voodoo-Samba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Inez del Bosque sich je im Leben in einem Menschen geirrt hatte, dann wohl bei ihrem Leibwächter Jago. Sie hatte geglaubt, daß er auf ihrer Seite stehen würde, ein verdammter Irrtum. Jago hatte sie in dem Glauben gelassen und sein Spiel gespielt. Nun war seine große Stunde gekommen. Endlich konnte er sein wahres Gesicht zeigen.
    Jago gehörte zur anderen Seite. Auch er war dem Macomba-Zauber verfallen!
    Dabei mußte er seine Blicke überall haben, denn er fauchte auch meinen Freund Suko an.
    »Für dich gilt das gleiche, Chink. Keine Bewegung! Du bleibst still stehen, sonst ist er tot!«
    »Keine Angst«, erwiderte Suko mit einer Stimme, die vor unterdrückter Wut zitterte, »ich bleibe!«
    Auch Inez del Bosque hatte die Worte vernommen. Sie hielt inne und schaute ihren Leibwächter an. »Du bist doch der Beste, mein lieber Jago. Ich freue mich, daß du zu mir hältst. Ich werde Ernesto sagen, daß er dich belohnt.«
    Jago lachte glucksend. »Er soll mich belohnen? Ich bin bereits belohnt worden!«
    »So?«
    »Ja, durch Cassara. Ich gehöre zu ihm. Unser Herr ist der Macomba-Zauber!«
    Noch nie im Leben habe ich einen so enttäuschten Menschen gesehen.
    Für Inez del Bosque mußte eine Welt zusammenbrechen. Jago, ihr Vertrauter, hatte ihr eiskalt erklärt, daß er auf der anderen Seite stand und nicht daran dachte, sie zu beschützen. Er hatte ihr nur etwas vorgespielt, und sie war ihm auf den Leim gegangen. Auch mußte ich an Sukos Worte denken. Er wollte mit Jago keinen Streit bekommen, wie es aussah, würde sich dies nicht umgehen lassen, vorausgesetzt, Jago erschoß uns nicht.
    Es war eine teuflische Situation, und irgendwie tat mir Señora Inez del Bosque leid. Auf ihrem Gesicht spiegelten sich die Gefühle wider, die in ihrem Innern tobten.
    Es war schlimm.
    Sie torkelte zurück. Wie ein Fisch auf dem Trockenen schnappte sie nach Luft. Die rechte Hand hatte sie dorthin gelegt, wo unter der Haut das Herz schlägt. Die Augen waren groß, hatten sich in ungläubigem Staunen geweitet, und das Gesicht schien einzufallen, wobei die Wangen allmählich grau wurden.
    Sie fing sich wieder. Wenigstens konnte sie sich auf den Beinen halten, wobei sie den Kopf schüttelte und den Namen ihres Leibwächters stöhnend aussprach.
    Aus diesem einen Wort hörten wir all die Enttäuschung, und die steckte verdammt tief.
    Ich mußte schlucken. Auch mir ging dieser Vorgang an die Nerven. Hier erlebten wir das psychische Ende einer Frau, die lange Zeit der Täuschung verfallen war und für die eine Welt zusammenbrach.
    »Haben Sie das nie gewußt, daß ich auf der Seite Ihres Bruders stehe, Señora?«
    »Nein — nein…«
    »Dann wissen Sie es jetzt. Das hier ist unsere Nacht. Heute schlagen wir zu!«
    »Was…was wollt ihr denn?« Inez del Bosque quälte sich die Worte über die Lippen.
    »Macht. Wir wollen Macomba zum Sieg verhelfen!«
    Das war auch mir klar. Aber Jago hatte den Begriff Macomba erwähnt.
    Bisher hatte er nicht faßbar immer über uns geschwebt. Ich wollte endlich wissen, worum es sich genau handelte. Wenn ich mit Jago darüber sprach, gewann ich gleichzeitig Zeit.
    »Jago!« redete ich in das Schweigen hinein. »Wer oder was ist Macomba? Rede!«
    »Du kennst ihn nicht?«
    »Nein, ich habe ihn nie gesehen. Ich glaube fest, daß es ihn überhaupt nicht gibt.« Dies war provozierend gesprochen, das hatte ich auch vorgehabt.
    »Du Narr!« zischte Jago, und er konnte plötzlich englisch sprechen. »Du Tor, du Idiot, du Ignorant. Wie kann man nur so größenwahnsinnig sein und Macomba verachten.«
    »Nur wenn man nicht weiß, was er ist.«
    »Macomba ist überall. Macomba ist so alt wie die Welt. Vielleicht sogar noch älter. Macomba sitzt in den Wäldern, den Städten, den Flüssen und den Bergen. Er ist ein gewaltiger Geist, von dem niemand weiß, wie er aussieht. Überall hängen seine Bilder. Der eine stellt ihn sich wie einen Vogel mit drei Augen vor, der andere wie ein Schrumpfkopf aus dem tiefen Dschungel. Wie man ihn zeigt, spielt keine Rolle. Die Hauptsache ist, man glaubt an ihn. Er hütet die Toten, er ist Herr über das Reich der Schatten, und seine Diener müssen Böses tun, um ihm zu gefallen. Er hat die Kraft, durch den Voodoo-Zauber Tote wieder auferstehen zu lassen. Wenn die Macomba-Trommeln geschlagen sind und sein Geist beschworen wird, erleben seine Diener die Stärke dieses Zaubers. Uns zeigt er sich in den Masken, die er mit seinem Licht erfüllt hat. Wer die Masken aufsetzt, ist ihm verfallen,

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