0240 - Vampir-Kosmetik
ihre erste Frage sehr verbindlich stellte.
»Was kann ich für Sie tun, Mrs. Conolly? Ich hoffe, daß Sie mit unserem Service zufrieden sind und keinerlei Beschwerden vorzutragen haben.«
»Nein, das auf keinen Fall. Ihre Mitarbeiterin Janine arbeitet ausgezeichnet.«
»Danke.« Die Frau bewegte nickend den Kopf. »Da sind Sie nicht die erste, die das sagt. Ich werde überlegen, ob ich Janine nicht die Leitung unserer Abteilung übergebe.«
»Ich glaube, daß dies eine gute Entscheidung wäre, aber da habe ich Ihnen nicht hineinzureden.«
»Es macht nichts, wenn man sich einmal mit einer Außenstehenden darüber unterhält.«
Sheila kam es vor, als würde jede von ihnen um den heißen Brei herumreden. Auch sie wußte nicht genau, wie sie das Grespräch auf eine bestimmte Richtung lenken sollte, wurde dann direkt, indem sie sich erkundigte, ob Bella Benson sich vorhin in ihrem Salon aufgehalten hatte.
»Ich?« Bella schüttelte den Kopf. »Nein, ich war die Zeit über in meinem Büro.«
»Das kann ich nur schwerlich glauben, denn Sie sind in ihrem Salon gesehen worden. Ich habe eine Zeugin.«
»Janine?«
»Wer es ist, spielt wohl keine Rolle, aber Sie sind gesehen worden.«
Bellas Blick wurde ein wenig lauernd. Sie kniff die Augen sogar leicht zusammen, beugte sich dann vor und öffnete den Deckel eines kleinen Kästchens, um eine Zigarette hervorzunehmen.
Die braucht Zeit, um zu überlegen, dachte Sheila, womit sie den Nagel auf den Kopf traf.
Bella Benson zündete sich das Stäbchen umständlich an, blies den Rauch gegen die Decke und begann zu sprechen. »Sie sind eine wirklich solvente Kundin, Mrs. Conolly, und werden auch, wie Sie zugegeben haben, gut bei uns bedient. Deshalb wundert es mich, daß Sie sich für Dinge interessieren, die eigentlich nur mich etwas angehen. Es spielt doch wirklich keine Rolle, ob ich nun durch meinen Salon gegangen bin oder nicht. Das ist zweitrangig.«
»Da bin ich anderer Meinung!« konterte Sheila.
»Aus welch einem Grund?«
»Weil ich etwas klargestellt haben möchte.«
»Und was, bitte sehr?«
»Haben Sie eigentlich Angst vor einem Spiegel?« erkundigte sich Sheila lauernd.
Bella Benson schwang die Beine von der Couch und setzte sich so, daß die Füße den Boden berührten. Sie ließ den Rauch durch die Nasenlöcher ausströmen und schüttelte den Kopf. »Diese Frage verstehe ich überhaupt nicht. Aus welch einem Grunde sollte gerade ich, die Inhaberin eines Kosmetik-Salons, Angst vor einem Spiegel haben? Nein, Mrs. Conolly, da komme ich nicht mit. Ehrlich nicht.«
»Ich gebe zu, daß meine Frage etwas außergewöhnlich ist, aber ich habe meine Gründe.« Während Sheila die Worte sprach, ließ sie die Tasche von der Schulter rutschen, stellte sie neben sich auf die Sesselfläche und zog den Reißverschluß auf.
»Was machen Sie da?«
»Werden Sie gleich sehen, Miß Benson«, erwiderte Sheila, griff in die Tasche und holte einen viereckigen Gegenstand hervor, der in ihrer Handfläche verschwand. »Ich möchte Ihnen etwas zeigen, Miß Benson.«
»Und was?«
»Kommen Sie doch bitte näher, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
Bella Benson zögerte. Ihr Gesicht wirkte plötzlich hart. In den Augen lag ein lauernder Ausdruck.
»Bitte…«
Die Benson hob die Schultern. »Gut, wie Sie wünschen, Mrs. Conolly. Ich tue Ihnen den Gefallen.« Sie stemmte sich von der Couch hoch und beugte sich über den Glastisch, der zwischen den beiden Frauen stand.
Sheila hatte ihren Arm schon ausgestreckt. Als die Frau sich jetzt vorbeugte, drehte sie blitzschnell die Hand um.
Jetzt lag die viereckige Fläche des Spiegels genau so, daß Bella Benson hineinschauen mußte, Sie tat es auch.
Doch Sheila sah kein Spiegelbild.
Bella Benson war nicht normal!
***
Für Sekunden schien die Szene einzufrieren. Keine der beiden Frauen rührte sich. Sie starrten sich nur an, wobei Sheila noch zur Seite schielte, damit sie in den Spiegel schauen konnte. Nichts zeichnete sich auf der glänzenden Fläche ab. Nicht einmal ein Schatten oder ein Hauch, der Spiegel blieb blank.
Sheila war es, die als erste den Blick senkte. Dabei zuckte sie mit den Augenwimpern, dann zog sie die Hand zurück und ließ den Spiegel wieder verschwinden. Ihr Atem war kaum zu hören, weil sie den Mund geschlossen hielt und nur durch die Nase Luft holte.
Auf ihrer Stirn glitzerten plötzlich kleine Schweißperlen. Diese Reaktion wurde von Bella Benson genau registriert.
Sie lachte leise. »Wissen Sie
Weitere Kostenlose Bücher