0240 - Vampir-Kosmetik
Tür war verschlossen.
Sheila hatte auf die Klinke geschlagen, aber da tat sich nichts. Die Tür war zu.
In diesem Augenblick legte die Benson auf. Sheila hörte das Geräusch und drehte sich langsam um.
Die Frau saß da und lächelte. »Es ist vorbei, das habe ich dir doch gesagt. Du hättest nichts unternehmen sollen, Mädchen. Ich wußte schon vorher, wer du warst und hatte dich immer genau unter Kontrolle, Es machte mir Spaß zu wissen, daß mich eine Frau besuchte, die bekannt ist mit einem Todfeind der Schwarzblütler. Daß es zur Eskalation kam, dafür kann ich nichts.«
Sheila hatte sich umgedreht. Mit dem Rücken preßte sie sich gegen das Holz der Tür. Sie schluckte ein paarmal und fragte: »Mit wem haben Sie telefoniert?«.
Die Benson lachte. »Ich kann mir vorstellen, daß du neugierig bist, Mädchen, und ich will deine Neugierde auch stillen. Ich habe mit einem Mann telefoniert, der auch dir ein Begriff sein sollte. Allerdings möchte ich seinen Namen nicht nennen, er stellt eine große Persönlichkeit hier in London dar.«
Sheila kannte Zusammenhänge. Sie war über viele Fälle informiert worden, und sie konnte sich sehr gut vorstellen, wem die Benson ihre großartige Nachricht überbracht hatte.
»Logan Costello!« sagte sie.
»Es stimmt, Mädchen. Es stimmt sogar genau. Ich bewundere deinen Scharfsinn, alle Achtung!«
»Dann kümmert er sich um die Vertreibung der verdammten Pillen, nicht wahr?«
»Möglich. So genau möchte ich dich doch nicht einweihen. Die Führung behalte ich hier, verstanden? Du wirst mir nur gehorchen, wie auch die anderen.«
»Es gibt noch welche?«
»Ja, ich habe drei Dienerinnen. Einmal May Fuller, dann Harriet Pierce und Linda Long.«
»Die kenne ich nicht.«
Die Benson lachte. »Kann ich mir vorstellen. Im Salon arbeiten sie nicht. Ich habe sie auch abgestellt. Sie kümmern sich um besondere Angelegenheiten. Manchmal werden uns auf eine Empfehlung hin Kunden geschickt, die mehr als nur eine einfache Kosmetik wollen. Um diese Leute kümmern sich meine Dienerinnen.«
»Und machen sie zu Vampiren, nicht?«
»Nein, nicht immer. Nur wenn wir einen besonderen Auftrag bekommen, werden die Leute umgebracht. Aber dann auf eine besondere Art und Weise. Wir trinken ihr Blut, ohne sie zu beißen. Es gibt da besondere Messer, die sehr scharf sind…«
»Hören Sie auf!« keuchte Sheila.
»Allmählich verlierst du die Nerven«, stellte Bella Benson fest und erhob sich.
Ihre Bewegungen glichen denen einer Raubkatze, als sie den Tisch und die Sitzgruppe passierte. Mit wiegenden Hüften kam sie auf Sheila zu, die augenblicklich eine Abwehrhaltung einnahm.
Zu einem Kampf zwischen den beiden kam es nicht, denn die Benson blieb mitten im Raum stehen.
Aber wie von Geisterhand geführt, öffneten sich plötzlich zwei Türen innerhalb der Holzverkleidung an der Wand. Die Türen waren so eingebaut, daß sie nicht auffielen, und als sie jetzt nach außen gedrückt wurden, verließen zwei Frauen die Verstecke dahinter.
Sie lächelten kalt, zeigten ihre Zähne, aber sie zeigten auch noch mehr.
Jede von ihnen hielt ein aufgeklapptes Rasiermesser in der rechten Hand…
***
Ich hatte einen Namen erfahren und war gespannt, wer oder was sich dahinter verbarg.
Die Arbeit eines Polizisten besteht auch zum großen Teil aus telefonieren. Gerade in diesem Fall konnte ich ein Lied davon singen.
Ich fand in der Wohnung ein Telefonbuch und schlug es auf.
Es gab zwar zahlreiche Bensons, aber den Namen Bella Benson fand ich sehr schnell. Er war fettgedruckt, zudem stand auch noch die Adresse eines Schönheits-Salons darunter.
BELLA COSMETIC’S.
Da war ich richtig.
Mein Blick zuckte zwischen Buch und Telefon hin und her. Ich überlegte, ob ich bei dieser Firma anrufen sollte, entschied mich aber dagegen. Nein, dem Salon wollte ich einen überraschenden Besuch abstatten.
Aber Sir James mußte informiert werden.
Das tat ich mit wenigen Sätzen. Auch mein Chef zeigte sich sehr überrascht. Die Vampirpillen waren auch ihm ein Dorn im Auge.
Allerdings wußte er nicht, wo Suko und Shao sich aufhielten, so daß ich weiterhin gezwungen war, den Weg allein zu gehen.
In May Fullers Wohnung hatte ich nichts mehr zu suchen. Ich würde später nur noch dafür Sorge tragen, daß man den Sarg abtransportierte, aber das war nicht mein Bier.
Als ich die Wohnung verließ und auf den Gang hinaustrat, kam mir ein Nachbar entgegen. Links und rechts trug er zwei Einkaufstüten. Der Mann war etwa in
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