0241 - Der Dämonen-Schneider
was das bedeutete. Warum hatte man Lewis aus dem Weg geräumt, ihn aber am Leben gelassen? Oder hatte man ihn für tot gehalten? Warum war er dann aber nicht jetzt auch dort, wo Lewis war?
Hier war etwas oberfaul.
Dieser Ansicht war er auch noch, nachdem er per Telefon Verstärkung anforderte. Vorsichtshalber schloß er Handschellen um die Gelenke der beiden Männer, damit sie ihn nicht so überraschen konnten wie er sie. Dann sah er sich gründlich um.
Nach einem Einbruch sah das alles nicht aus. Zwar war der Ladentisch bis an die Wand geschoben, aber welcher Einbrecher tut das schon? Dafür lag da ein Teppich, der mit seltsamen Zeichen bestickt war.
Carp dachte an Zamorra und dessen Gefasel von Zauberei. Das hier sah nach Zauberei aus. Ob beide Fälle zusammenpaßten?
Das wäre dann doch, überlegte er, ein wenig zu zufällig.
Interessant waren die Schaufensterpuppen. Die sahen äußerst echt aus. Wäre die Beleuchtung etwas dämmeriger, hätte er sie für lebende Menschen halten können, die in ihren Bewegungen eingefroren waren.
Meisterwerke…
Er sah sie nachdenklich an. Seine Gedanken gingen Bahnen, die für nüchterne Polizisten recht eigenartig waren. Gab es einen Zusammenhang zwischen den beiden Männern, dem Zauberteppich und den Puppen?
Eine im Schaufenster fiel ihm besonders auf. Das Kleid war außerordentlich schön, die Puppe nicht weniger. Sie war rothaarig…
Eine Gedankenbrücke schloß sich.
Zamorras Sekretärin sollte doch rothaarig sein. Sie war mit einem weißen Cadillac unterwegs, der nicht weit von hier auf einem Parkplatz stand. Patrolman Lewis hatte sie in diese Richtung gehen sehen. Laut Zamorra machte sie einen Einkaufsbummel.
Vielleicht hatte sie diesen Laden betreten.
»Nein«, sagte Carp. »Ich bin doch nicht verrückt. Das ist unmöglich. Wie zum Teufel soll denn ein Mensch zur Schaufensterpuppe werden? Das geht doch gar nicht!«
»Natürlich geht das«, sagte jemand. »Wenn man die entsprechenden Fähigkeiten besitzt…«
Carp fuhr herum.
Der Mann, der bewußtlos auf dem Teppich lag, war erwacht. Er hob den Kopf und sah Carp an.
»Was soll das heißen?« fragte der Sergeant. »Was für Fähigkeiten?«
Der Mann lächelte.
»Nun«, sagte er. »Fähigkeiten wie diese …«
Carp sah ihn fragend an.
Der Mann hob die mit den Handschellen gefesselten Hände.
Das Metall glühte plötzlich auf. Es wurde dunkelrot, dann heller und schließlich weiß.
Carp stöhnte auf. Von dem glühenden Stahl ging eine starke Hitzewelle aus. Aber warum flammten die Hände und Unterarme des Mannes jetzt nicht auf und verbrannten zu Asche? Warum schrie er nicht vor Schmerz? Er lächelte nur und sah die Handschellen an. Auf seiner Stirn hatte sich eine tiefe V-förmige Falte über der Nasenwurzel eingegraben. Seine Augen glühten wie das Eisen.
Wie konnte das Eisen überhaupt glühen?
Es tropfte ab, fiel auf den Boden und ließ den Teppich unter der furchtbaren Hitze aufflammen! Aber die Flammen erloschen sofort wieder. Nur ein finsteres Schmoren blieb zurück und ein bestialischer Gestank nach verbrannten Fasern.
Die Handgelenke des Mannes aber waren unversehrt! Es gab keine Brandblasen - nichts!
Und jetzt richtete er sich auf.
»Wie - wie ist das möglich?« staunte Carp. »Wer sind Sie?«
»Möchten Sie nicht lieber wissen, was ich bin?« fragte der Mann lächelnd. Es war das Lächeln des Teufels.
»Ich bin ein Dämon…«
Ich werde verrückt, dachte Carp. Entweder schnappe ich jetzt wirklich über, oder Zamorra hat in allem, was er sagt und tut, recht…
Unwillkürlich zog er die Dienstwaffe aus dem Schulterhalfter und entsicherte sie.
»Rühren Sie sich nicht«, befahl er.
»Wollen Sie mich erschießen? Das hat schon Ihr Kollege versucht. Er ist tot. Seine Lebenskraft lebt in mir weiter!«
Da drückte Carp ab.
Die Kugel stanzte in die Schulter des Dämons - und flog auf der anderen Seite wieder hinaus, ohne daß es eine Wunde gab! Das heiße Blei hackte ein Loch in die Wand.
Der Dämon trat auf Lew Carp zu. Er holte kurz aus. Carp sah die Faust noch heranfliegen, schaffte es aber nicht mehr, abzublocken. Dann explodierte ein Feuerwerk hinter seiner Stirn und riß ihn in die Bewußtlosigkeit.
***
»Was machen wir mit ihm?« fragte Rod Kidney und durchtrennte die Handschellen des Dämonen-Schneiders. »Hast du einen besonderen Vorschlag?«
Der Schneider reckte sich. »Es ist egal. Morgen werde ich schon nicht mehr hier sein. Es ist alles so fürchterlich verfahren. Ich
Weitere Kostenlose Bücher