0242 - Shengs Racheschwur
leise. »Es hat sie auch erwischt. Sie flog aufs Fernsehen zu…«
Die Flimmerkiste lief immer noch. Sie zeigte einen Western. »Wo ist Zamorra? Hast du ihn nicht mitgebracht?« fragte Ted ahnungslos.
»Zamorra!« fuhr Teri auf. Sie zerrte Ted mit sich in den Flur. »Da - da ist Zamorra! Sieh!«
Teds Augen weiteten sich. Er sah in den Spiegelscherben zwei Zamorras, die immer noch gegeneinander rangen. Da sie aber gleich stark waren, gab es in diesem fürchterlichen Ringen keinen Sieger.
»Kannst du nichts machen?« fragte Ted rauh.
»Wie?« gab Teri zurück. »Ich könnte höchstens versuchen, aus allen Scherben und Scherbchen den Spiegel wieder zusammenzusetzen. Dann könnte ich Zamorra herausholen - aber bis das geschafft ist, sind sowohl er als auch sein Spiegelbild an Entkräftung gestorben. Und wenn ich nur eine einzige Scherbe behandle - bleiben tausend Zamorras übrig… es ist furchtbar!«
»Wie konnte es denn passieren, daß der Spiegel barst?« fragte Ted. Teri begriff nicht, wie er so ruhig dastehen konnte. Dabei wußte sie genau, daß niemand etwas tun konnte.
»Das Amulett. Es ging nicht in den Spiegel hinein und zerschlug ihn.«
Ted sah die Silberscheibe auf dem Boden liegen.
»Merkwürdige Untertasse«, brummte er. »Na ja… schon mal was vom gordischen Knoten gehört?«
Teri nickte. »Was hast du vor? Eine Gewaltlösung?«
Er nickte. »Mir fehlt zwar ein Schwert, aber vielleicht klappt es hiermit.« Er griff in die Tasche und holte die flache Waffe hervor, die immer noch darin steckte. Dann entsicherte er den E-Schocker und richtete ihn auf die Ansammlung von Spiegelscherben. »Kannst du die mal auf einen Haufen zusammenkehren, daß ich sie alle mit einem Schuß erwische?«
»Was versprichst du dir davon?« fragte sie und schob mit den Sandalen die Spiegelscherben zusammen.
»Nur so eine Idee«, sagte er. »Sie könnte hinhauen, aber auch zum Bumerang werden. Bloß ist der Versuch wichtiger als Nichtstun. Zurück.«
Teri stellte sich neben ihn. Ted richtete die seltsame Waffe auf den Scherbenhaufen und drückte ab.
Es knackte trocken.
Ein fahlblauer Blitz zuckte aus der Mündung und traf den Scherbenhaufen
***
»Fallenlassen«, wiederholte der fette Mann mit dem Gewehr. »Die Waffe weg!«
Nicole schluckte. Sie starrte ihren Gegner an, der jetzt hämisch grinste. Da tauchte hinter ihm ein Schatten in der Tür auf. Ein großer, bedrohlicher Schatten.
»Was geht hier vor? Morris, die Flinte ’runter. Aufhören mit dem Blödsinn!«
Am karierten Hemd des Mannes mit einem fürchterlich verschmutzten Schlapphut glänzte ein silberner Stern.
Der Sheriff…
Morris, der Bartender, ließ das Gewehr sinken. Der Sheriff schob Nicoles Gegner mit einer heftigen Handbewegung aus dem Weg und trat endgültig ein. Sein Blick erfaßte den Mann, der reglos am Boden lag.
»Kiddie ist tot«, sagte der Schmierige. »Das Indianerweib hat ihn gekillt. Er kam gar nicht mehr zum Schuß.«
Der Sheriff, ein breitgebauter Mann vom Typ Möbelpacker, drehte sich zu Nicole herum. »Die sieht aber gar nicht wie eine Indianerin aus«, sagte er.
»Sie hat einen falschen Skalp. Der da ist der echte«, sagte der Schmierige und deutete auf Nicoles Perücke.
Der Sheriff kratzte sich nachdenklich am Kinn. Der Widersinn der Behauptung ging ihm gar nicht auf. War er wirklich so beschränkt, oder spielte da etwas anderes mit? Dämonische Beeinflussung?
»Die beiden haben mich angepöbelt, und dieser«, Nicole deutete auf den Schmierigen, »wollte mich betatschen. Da habe ich ihm eine geklebt, und sein Kumpan schoß auf mich. Ich habe ihn in Notwehr getroffen.«
»Du hast also geschossen«, sagte der Sheriff dumpf. »Verdammt, du weißt doch, daß Indianer keine Feuerwaffen tragen dürfen.«
»Und daß Indianer im Saloon nichts zu suchen haben«, krächzte der Bartender. »Trotzdem kommt sie herein und erschießt meine besten Kunden.«
»Okay«, dehnte der Sheriff. »Dann komm mal mit, Täubchen. Jetzt geht’s zum Hängen.«
Nicole war sprachlos.
Erst als der Sheriff nach ihrem Arm griff, um sie mit sich zu ziehen, kam ihr Reaktionsvermögen zurück. Sie fragte sich, ob das alles nicht nur ein böser Traum sei. Aber das war es wohl doch nicht.
»Moment mal, Mister Silberstem«, protestierte sie. »So schnell geht das aber nicht!«
»Sicher«, knurrte er. »Erstens hast du gegen das Waffengesetz verstoßen, zweitens gegen die Anordnung, daß Indianern kein Feuerwasser ausgeschenkt wird, und drittens hast du
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