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0244 - Der Seelen-Vampir

0244 - Der Seelen-Vampir

Titel: 0244 - Der Seelen-Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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war so laut und wild, daß die Frau zurückzuckte, denn mit so einer Reaktion hatte sie nicht gerechnet.
    Mrs. Lancaster stand auf. »Ich werde gehen, mein Kind«, erwiderte sie mit leiser Stimme. »Ja, ich werde verschwinden, wie du es mir soeben laut und deutlich gesagt hast. Aber vorher mache ich noch eins.« Sie senkte ihre Hand in die rechte Kitteltasche, bevor sie weitersprach. »Ich weiß, daß du von mir nichts wissen willst, aber du bist noch immer mein Kind. Ich will nicht, daß dieser furchtbare Dämon dich in seine Krallen bekommt. Deshalb habe ich mir vorgenommen, dich zu schützen. Und zwar damit!« Sie riß die Hand aus der Tasche und hielt ihrer Tochter einen Gegenstand dicht vor das Gesicht.
    Es war ein Kreuz!
    Keines aus Silber, Gold oder einem anderen Metall, sondern ein simples Holzkreuz.
    Trotzdem erschrak das Mädchen bis ins Mark. »Nimm es weg!« kreischte Lilian, »nimm das verdammte Ding weg!« Sie schüttelte sich und warf sich auf ihrem Bett hin und her. »Ich kann und will es nicht sehen!« Sie begann zu toben, doch ihre Mutter kannte kein Pardon. Zwar schmerzte es sie ebenfalls, so mit ihrer Tochter umgehen zu müssen, aber sie sah einfach keine andere Möglichkeit.
    »Und du wirst das Kreuz nehmen!« schrie sie gegen die Stimme ihrer Tochter an. »Verdammt, du nimmst es! Ich will es so, hast du verstanden, Lilian!«
    »Nein, nein…!« heulte sie. »Weg mit dem Kreuz! Steck es weg, ich will nicht, ich kann es nicht sehen …«
    »Doch, du mußt!« Mit diesen Worten tat Virna Lancaster das einzig Richtige ihrer Meinung nach. Sie drückte die Hand vor, öffnete sie und legte das Kreuz auf die Bettdecke, genau in Höhe der Brust ihrer 18jährigen Tochter.
    Lilian erstarrte. Schlagartig fiel sie wieder in den Zustand der Apathie, aus dem sie der erste Anblick des Kreuzes so herausgerissen hatte. Sie sagte auch nichts mehr, sämtliche Energien schienen ihren Körper verlassen zu haben, sie sackte unter der Bettdecke noch zusammen, aber das Kreuz blieb liegen. Virna Lancaster hatte es genau in die schmale Mulde zwischen den kleinen Brüsten gelegt.
    »Und da bleibt es!« flüsterte die Frau. »Niemand wird es wegnehmen können, und wenn es jemand versucht, dann wird er sich die Finger daran verbrennen. Wie dieser verfluchte Seelensauger. Das kann ich dir schwören, mein Kind!«
    Sie war wieder aufgestanden und blieb neben dem Bett.
    »Geh«, flüsterte Lilian, »geh weg und nimm es mit! Es ist so schwer. Bitte, nimm es, ich will es nicht mehr!«
    Virna blieb stur. Demonstrativ schüttelte die Frau den Kopf, bevor sie sagte: »Der Pfarrer soll das letzte Opfer des Seelenvampirs gewesen sein, das habe ich mir geschworen. An meine Tochter wird diese Bestie auf keinen Fall herankommen!«
    Mrs. Lancaster trat noch weiter zurück, damit das Bett ihren Blickwinkel voll ausfüllte. Sie hatte sich überwinden müssen. Lange Überlegungen waren dieser Tat vorausgegangen. Sie konnte ja von keinem mehr Hilfe bekommen, der Pfarrer war tot, ihr Mann befand sich auf See, und die Einwohner von South Trebone hatten Angst.
    Als sie ihre Tochter mit dem gequälten Gesichtsausdruck so auf dem Bett liegen sah, schluchzte sie selbst auf, weil dieses Bild wie ein Messer in ihr Herz drang. Doch sie hatte den Weg einmal eingeschlagen und wollte ihn auch zu Ende gehen.
    So war es geplant.
    Minuten verstrichen. Beide rührten sich nicht. Das Mädchen lag apathisch auf dem Bett, die Mutter stand einige Schritte vom Fußende entfernt.
    Etwas schreckte sie plötzlich auf und ließ sie jäh herumfahren. Das Geräusch war in der Nähe des Fensters aufgeklungen. Dort mußte sich jemand aufhalten.
    Der Wind säuselte in den alten Dachsparren, aber die Frau sah noch etwas anderes.
    Ein Schatten!
    Er schwebte hinter der Scheibe, flatterte hin und her, und sie erkannte in der Mitte des Schattens zwei rote, glühende Augen.
    Der Riesenvampir war gekommen.
    Mrs. Lancaster versteifte. Für wenige Sekunden rührte sie sich überhaupt nicht, sondern stierte nur den Schatten an und die schrecklichen roten Augen.
    Eine heftige Bewegung.
    Deutlich konnte die Frau sie hinter der Scheibe erkennen, und sie zog ihren Kopf ein.
    Einen Herzschlag später packte sie das nackte Entsetzen, denn das Fenster zerbarst mit einem splitternden Knall…
    ***
    »Achtung, John!«
    Auch Suko hatte dieses grauenhafte Wesen gesehen, das zwischen den Häusern über die Straße flog, und warnte mich deshalb. Es war nicht nötig, ich reagierte auch

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