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025 - Die Spinne

025 - Die Spinne

Titel: 025 - Die Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maurice Limat
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andere Fälle.“ 
    „Das ist wahr“, stimmte Marcel eifrig zu. „Der Junge von Leo hat gesagt, bei ihnen sei die Mausefalle verschwunden. Weißt du, das Netz, in dem sie Leo zu Dutzenden fängt.“
    „Und, was sagst du dazu? Ist das vielleicht normal?“
    „Nein, keineswegs“, meinte Marcel. Er hatte es sich angewöhnt, dem Älteren gegenüber nicht zuviel an persönlichen Ansichten von sich zu geben. Denn Klaus behandelte ihn immer ein wenig von oben herab.
    Es war ihm auch klar, dass der andere noch etwas wusste und sich ein diebisches Vergnügen daraus machte, ihn zappeln zu lassen.
    Vielleicht war er gerade im Begriff, etwas zu sagen. Er suchte mit der Hand in der Hosentasche herum. Offenbar wollte er seinen Freund mit etwas Sensationellem verblüffen. Aber in diesem Augenblick erklangen Schreie.
    Dort drüben bei den Felsen, wo man immer Muscheln fand, riefen die anderen Kinder zu ihnen herüber und winkten ihnen zu kommen.
    „Sie haben etwas gefunden. Los, wer zuerst dort ist.“
    Sie fanden die ganze Gesellschaft im Kreis um eine Katze herumstehen, die das Meer an den Strand gespült hatte.
    Das rot-weiße Fell der Mieze kannte jeder.
    „Das ist die Katze von Mutter Calu“, erklang es im Chor.
    „Sie ist ertrunken.“
    „Eine Katze ertrinkt nicht.“
    „Ja, aber sie kann nicht schwimmen. Außerdem ist sie wasserscheu.“
    „Sicher, aber sie ist doch nicht doof und rennt ins Wasser.“
    „Dann“, sagte Klaus, dessen Autorität in Sachen Kriminalgeschichten kaum angefochten wurde, „dann hat man sie ertränkt.“
    Jeder schien Marcels Bewunderung für seinen Freund zu teilen. Aber dann ließ sich einer vernehmen und meinte, das hätte gewiss keiner fertig gebracht. Mutter Calu erfreute sich allgemeiner Beliebtheit.
    „Aber immerhin“, meinte ein anderer, „seit Anfang der Woche haben wir jetzt drei tote Katzen hier gefunden.“
    Die beiden anderen waren streunende Katzen gewesen, die keiner gesucht hatte.
    Die Kinder hielten einen richtigen Kriegsrat ab. Sollte man zum Bürgermeister gehen? Oder zum Feldhüter? Klaus, der Sachverständige, erklärte kurz und bündig, dass die Geschichte wohl eher die Gendarmerie anginge. Das bekam ein anderer Junge, der Sohn des Ortsgendarmen, in die falsche Kehle und meinte sehr von oben herab, sein Vater hätte wirklich jetzt andere Sorgen, vor allem, seit man aus Paris gemeldet habe, dass ein gefährlicher Irrer es fertig gebracht hätte, aus der Heilanstalt auszubrechen. Sämtliche Polizeibrigaden im Land seien alarmiert.
    Immerhin beschloss man, der Mutter Calu die Leiche ihres Lieblings zu bringen, und die Kinder bildeten einen seltsamen Trauerzug. Drei trugen die tote Katze auf einem Stück Fischernetz, das sie am Strand gefunden hatten, die übrigen zogen hinterdrein.
    Marcel, der sich in seinem Verhalten nach Klaus richtete, ging neben diesem her. Sie hielten etwas Abstand. Klaus hatte die Hände in die Taschen vergraben und schien wie immer tief in Gedanken zu sein, Schon allein dadurch machte er sich interessant.
    Schüchtern fragte ihn Marcel: „Wolltest du mir vorhin nicht
    etwas zeigen, etwas, das du in der Tasche hast?“
    Klaus blieb stehen und sah ihn durchdringend an.
    „Kannst du schweigen?“
    „Grosses Ehrenwort.“
    „Nun, gut denn!“
    Aber für Marcel schien der Zeitpunkt immer noch nicht ge
    kommen zu sein, das Geheimnis seines Freundes zu erfahren.
    Ein von Tränen ersticktes Stimmchen rief nach den beiden.
    Aus dem üppig wuchernden Stechginster tauchte das reizende Gesichtchen eines kleinen Mädchens auf. Ihr beinahe weißblondes Haar flatterte im Seewind und verlieh dem kleinen Geschöpf einen unvergleichlichen Reiz.
    „Yvette“, riefen sie wie aus einem Mund. „Was ist denn passiert?“
    Sie vergaßen ihre Probleme und rannten auf die Kleine zu. Sie waren stolz darauf, ihre besten Freunde zu sein, und ein Lächeln von ihr machte sie glücklich.
    Aber nun sahen sie, dass sie bitterlich weinte, und bemühten sich ritterlich um sie.
    „Was gibt es denn, Yvette?“
    „Ach“, jammerte die Kleine zwischen zwei Schluchzern, „Titi ist weg.“
    Sie warfen sich bedeutungsvolle Blicke zu. Titi, das war Yvettes Stieglitz, den sie im Käfig hielt, obwohl die geltenden Bestimmungen dies verboten.
    Yvette erzählte nun, sie sei am Strand gewesen, um Wegerich zu suchen, es gab ihn dort in Mengen. Als sie wieder heim kam, war das geliebte Tierchen weg, und dies bei geschlossenem Kä fig.
    „Und der Käfig war zu, sagst

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