Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0252 - Die Tochter des Totengräbers

0252 - Die Tochter des Totengräbers

Titel: 0252 - Die Tochter des Totengräbers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
jenseits der Tür.
    Bill bereitete mir den Weg.
    Da er die anderen so direkt angesprochen hatte, glaubte ich nicht, daß man auf ihn schießen würde, und wartete gespannt ab, während ich mit scharfen Blicken seinen weiteren Weg verfolgte.
    Er hatte die Arme ausgestreckt. Sie erfaßten die Türkante und zogen das ihn störende Hindernis völlig auf.
    An Bill vorbei fiel mein Blick in das andere Verlies.
    Zuerst sah ich die grauenhafte Skelett-Gestalt. Sie war es gewesen, die meine Hand umklammert hatte.
    Dieser Zombie lebte. Er bewegte sich auf ein Mädchen zu, das eine Waffe in der Hand hielt.
    Die Blondhaarige hatte auch geschossen. Jetzt allerdings machte sie nicht den Eindruck, als würde sie noch einmal abdrücken. Die Mündung der Pistole wies zu Boden.
    Eine ältere Frau sah ich ebenfalls. Sie lehnte an der Wand, hatte die Hände gegen das Gesicht gepreßt und weinte. Ihr gegenüber standen seltsame Figuren, die ich im ersten Moment nicht erkannte, weil der flackernde Kerzenschein sie zu Zerrbildern machte. Als ich genauer hinschaute, wurde mir klar, daß ich es bei ihnen mit Wachsfiguren zu tun hatte.
    Sie sahen so echt aus, daß ich das Gefühl haben konnte, ihre Gesichter würden sich bewegen, wenn sie vom Widerschein des tanzenden Lichts getroffen wurden.
    Und noch jemand stach mir ins Auge. Ein Verletzter. Er lag auf der Seite dicht neben einer anderen Tür. Eine Kugel hatte ihn ins Bein getroffen, und er preßte eine Hand auf die Wunde, ohne allerdings das Blut stoppen zu können.
    Welches Drama sich in diesem Verlies abgespielt hatte, konnte ich mir nur zusammenreimen. Jedenfalls hatte das Grauen voll zugeschlagen, und ich befand mich plötzlich mittendrin.
    In den Sekunden sprach niemand. Es bewegte sich auch keiner.
    Die Überraschung hielt beide Seiten umfangen, bis sich Bill Conolly in Bewegung setzte.
    Er hatte kurz gestoppt, jetzt ging er steif und ungelenk an mir vorbei, um den anderen Raum zu betreten. Ich ließ ihn, und die anderen taten ihm nichts.
    Man hatte ihn erwartet!
    Darauf lief es hinaus. Bill war gewissermaßen der Ehrengast in diesem höllischen Reigen.
    Die anderen ließen ihn kommen. Nur die ältere Frau bewegte sich. Sie hatte ihre Arme nach unten sinken lassen, das Gesicht zuckte. Schwer holte sie Atem und beobachtete ebenso wie ich den Neuankömmling Bill Conolly, bis sie sich einen Ruck gab und ihn ansprach.
    »Mister!« hauchte sie. »Mister, bitte, helfen Sie mir. Es ist die Hölle, ich kann nicht…«
    Bill blieb stehen, und die Frau sprach nicht mehr weiter. Wie die anderen richtete sie ihren Blick auf den Reporter, der sich allmählich drehte und seinen Körper ein Schwenk nach links gab. Er blieb so stehen, daß er die Wachsfiguren anschauen konnte.
    Sekundenlang stand das Schweigen fast greifbar innerhalb des Verlieses. Dann streckte Bill seinen Arm aus, das Gesicht verzerrte sich, die Wangen zuckten. Er öffnete weit seine Augen, und einen Moment später löste sich ein Schrei aus seinem Mund.
    Es war mörderisch, jagte mir einen Schauer über den Rücken, füllte beide Verliese aus, und als der Schrei urplötzlich abbrach, fiel der Reporter steif wie ein Ladestock zu Boden.
    Keiner sprang hin und hielt ihn auf. Ich war zu weit weg, die anderen beobachteten nur, und der schwere Aufprall meines Freundes auf dem harten Boden ging mir durch und durch.
    Bill blieb liegen. Nicht den kleinsten Finger rührte er mehr. Dafür reagierten die Wachsfiguren.
    Sie begannen zu leben…
    ***
    Es war ein unheimliches Bild, wie die erste Figur ihren Arm hob und ihn anwinkelte.
    Zwei andere nickten. Die Augen rollten in ihren bleichen Gesichtern, und die beiden letzten setzten ihre Beine vor.
    Alles geschah in einer gespenstischen Lautlosigkeit, untermalt vom Flammenschein der Kerzen, deren zuckender Widerschein ein irgendwie seltsames Leben schuf.
    Und dann das Lachen.
    Das blondhaarige Mädchen hatte es ausgestoßen. Es warf seinen Kopf zurück. Weit stand der Mund offen. Die waffenlose Hand war nach oben gestreckt, und ein Wort brach aus ihrem Mund, das sich anhörte wie klirrendes Glas.
    »Sieg! Sieg! Wir haben gewonnen. Die Kräfte des Teufels sind voll durchgeschlagen. Sie leben, Sir Edward. Deine Figuren leben. Die Geister der Toten sind zurückgekehrt. Du hast endlich deine Diener gefunden. Nimm sie, schließ sie in deine Arme, denn du allein bist würdig, sie zu führen, Sir!«
    Ich war wie vor den Kopf geschlagen. Was ich hier erlebte, ging über mein Fassungsvermögen. Eine

Weitere Kostenlose Bücher