0254 - Am Hafenkai regiert Gewalt
Tränentante den Auftrag geben, inzwischen die Nekrologe für die beiden G-men Jerry Cotton und Phil Decker zu verfassen.«
Louis Thrillbroker war kaum gegangen, als uns neuer Besuch gemeldet wurde.
»Eine Mrs. Fargo möchte sie sprechen«, sagte der Boy an der Anmeldung. »Sie meinte, Sie wüssten schon, wer Sie sei.«
»Soll raufkommen.«
Diese Mrs. Fargo, zweifellos die Frau des Burschen, der uns am Silo zwölf auf die große Reise hatte schicken wollen, sah ganz anders aus, als ich sie mir vorgestellt hatte. Sie war jung, leidlich hübsch, wusste sich anzuziehen und schien nicht unintelligent zu sein.
»Was kann ich für Sie tun?«, fragte ich und dirigierte sie zu dem Sessel, den Louis gerade geräumt hatte.
»Es geht um meinen Mann«, sagte sie. »Er ist seit gestern Mittag spurlos verschwunden, und ich kann mir absolut nicht denken, wohin er gegangen sein könnte. Ich habe gehört, Sie hätten kurz vor seinem Verschwinden mit ihm gesprochen, und ich dachte…« Sie blickte mich erwartungsvoll an.
»Ich muss Ihnen leider gestehen, Mrs. Fargo, dass Ihr Mann einen sehr triftigen Grund hatte, um unterzutauchen. Er hat versucht, uns auf die gleiche Manier verunglücken zu lassen, wie zwischen dem 21. und 22. Februar einen gewissen Chester Eigin. Die Sache ging schief, und er hatte gar keine andere Wahl mehr, als auszurücken.«
»Das kann ich mir nicht denken. So dumm war Steve nicht. Ich kann mir auch nicht vorstellen, er habe jemanden umgebracht oder umbringen wollen.«
»Ehefrauen können sich das von ihren Männern in den seltensten Fällen vorstellen«, antwortete ich. »Sie merken es gewöhnlich erst, wenn es zu spät ist. Wann ist Ihr Mann gestern zu Hause weggegangen?«
»Ungefähr um halb elf. Es kann auch etwas später gewesen sein. Die Firma telefonierte, er werde an der Pier gebraucht. Er beeilte sich, und ich erinnere mich noch, dass ich protestierte, weil er ja erst um halb acht morgens vom Nachdienst gekommen war, aber er meinte, davon verstehe ich nichts.«
»Hat Ihnen Ihr Mann manchmal davon erzählt, wie es so bei der Arbeit auf dem Pier zuging, und ob dort vielleicht auch Dinge vorkamen, die das Licht des Tages scheuten?«
»Sie kennen bestimmt die Waterfront, Mr. Cotton«, sagte sie. »Es vergeht kein Tag, ohne dass etwas geschieht, was Sie als unerlaubt oder gar verbrecherisch ansehen würden. Davon wusste ich natürlich. Es war selbstverständlich, denn anders kann sich am Hafen niemand halten, der eine einigermaßen verantwortliche Stellung innehat.«
»Und sind dabei bestimmte Namen gefallen?«
Mrs. Fargo saß mit Versteinertem Gesicht, und dann war sie plötzlich fertig. Sie schlug die Hände vors Gesicht und schluchzte.
»Ach, hätte Steve sich doch niemals darauf eingelassen.«
»Auf was, Mrs. Fargo?«, fragte ich.
»Ich kann es nicht sagen. Wenn er erfährt, dass ich es erzählt habe, so würde das Steve und auch wahrscheinlich mich das Leben kosten.«
»Sie sind sich scheinbar nicht bewusst, dass das, was Sie mir verschweigen, Ihren Mann das Leben kosten könnte, gerade weil Sie nichts sagen. Oder sind Sie der Ansicht, er sei aus Übermut verschwunden? Wenn das nämlich so wäre, wären Sie jetzt nicht hier. Sie sind hier, weil Sie Angst haben, um Ihren Mann und wahrscheinlich auch um sich selbst. Wenn wir Ihnen helfen sollen, so müssen Sie die Wahrheit sagen und nichts verschweigen. Sonst ist alle Mühe vergebens.«
Ich weiß nicht, wie ich auf die Idee kam, aber Thrillbrokers Tipp fiel mir ein.
»Sagt Ihnen der Name Ed Jarlatan etwas?« ,
Sie wurde totenblass, schluckte ein paar Mal, und dann schüttelte sie heftig mit dem Kopf. Sie sagte kein Wort, aber ich merkte ihr an, dass der Name sie in Panik versetzt hatte.
Wir unterhielten uns noch eine-Viertelsunde mit ihr, ohne etwas Wesentliches zu erfahren. Dann verabschiedete sich die Frau.
Wir beschlossen, ihr zu folgen. Es war interessant für uns, festzustellen, wohin sie ging.
Phil und ich kletterten in den Jaguar.
Wir folgten der Frau bis zur Haltestelle Lexington Avenue. Sie ging schnell, aber an der Third Avenue sprang die Ampel auf Rot, und so musste sie warten. Sie stand unmittelbar am Kantstein. Ein Wagen, der in der 69. gehalten hatte, fuhr in der gleichen Richtung und bog rechts in die Third Avenue ein. Als der an der Stelle vorbeikam, an der Jenny Fargo stand, schwankte diese plötzlich und wäre gestürzt, wenn ein hinter ihr stehender Mann sie nicht aufgefangen hätte.
Genau in diesem Augenblick
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