0257 - Ein Grabstein ist kein Kugelfang
verschwunden.«
Phil war es, der unsere Gedanken aussprach.
»Sehr komisch«, knurrte ich.
Dann verließen wir Sullivans Hotel und fuhren zum Distriktgebäude zurück, wo uns eine schlechte Nachricht erwartete.
***
Zwei Kollegen waren nach dem Verhör mit Makulis gleichzeitig mit uns aufgebrochen, um Chester Low und David Tomson in Millers Boardinghouse ausfindig zu machen.
Unsere Kollegen Jake Dean und Hyram Wolfe hatten richterliche Haftbefehle, die allerdings nicht nur ausgestellt worden waren, weil der Neger Makulis die beiden Gangster des Bandenverbrechens beschuldigt hatte. Außerdem waren die beiden seit mehreren Wochen im Fahndungsbuch ausgeschrieben wegen bewaffneten Überfalls auf einen Drugstore.
Unsere Kollegen hatten Pech.
Low und Tomson waren nach Aussagen des Boardinghouse-Verwalters vor zwei Tagen ausgezogen, und niemand hatte eine Ahnung, wohin die beiden gegangen waren.
Wir hörten uns den Bericht unserer Kollegen an und waren nicht einmal sonderlich beunruhigt. Wir wußten, wo wir die Gangster um Mitternacht antreffen würden.
Der Rest des Tages verging mit Besprechungen bei Mr. High. Außer uns nahmen 15 G-men daran teil. Was wir vorhatten, war eine große Aktion, die uns alle Mitglieder der Mafiabande in die Arme treiben sollte.
Wir brüteten einen genauen Schlachtplan aus, erwogen alle taktischen Möglichkeiten, ließen Lageskizzen anfertigen und trafen Absprachen mit dem für die Bowery und damit auch für die alte Konservenfabrik zuständigen Polizeirevier.
In den frühen Abendstunden des 14. November waren alle Vorbereitungen getroffen. Um Mitternacht sollte die Falle zuschnappen.
***
Die elektrische Uhr in Papescas Arbeitszimmer zeigte genau acht Uhr abends, als das Telefon klingelte.
Der Millionär war in einem schweren Klubsessel eingenickt. Jetzt schreckte er auf, ging zum Telefon und nahm den Hörer von der Gabel.
Er meldete sich und vernahm kurz darauf die Stimme des Gangster-Agenten Jeff Condor.
»Ich habe zwei ausgezeichnete Leute«, sagte der Verbrecher. »In zwei Stunden werden wir bei Ihnen sein. Dann bauen wir die Falle auf. Sind Sie sicher, daß Haitch nicht vor der verabredeten Zeit kommen wird?«
»Ziemlich sicher. Ich habe ihm gesagt, daß ich nicht eher zu Hause sein werde. Das Geld würde ich bis kurz vor zehn Uhr in einem sicheren Safe deponieren. Kurz vor zehn Uhr hole ich es angeblich erst.«
»Gut! Besteht eine Möglichkeit, daß Haitch das Haus beobachtet? Er darf uns auf keinen Fall sehen. Kann er heimlich eindringen?«
»Es ist ziemlich dunkel hier. Eindringen kann er nicht, denn alle Türen und Fenster sind elektrisch gesichert. Ich weiß auch schon, wie wir vorgehen…«
Der Millionär entwickelte seinen Plan, und der Gangster war zufrieden.
Papescas größte Sorge galt dem schnellen Tod des Mörders Henry Haitch, damit dieser keine Gelegenheit mehr habe, seine Erpressungsmöglichkeiten weiterzureichen.
Papesca sorgte sich nicht zu Unrecht.
***
8.30 Uhr.
Papesca verließ seine Villa durch die Hintertür. Zwei Minuten später hatte er seinen Pontiac aus der Garage geholt und war in Richtung Manhattan davongefahren.
8.55 Uhr.
Der Pontiac kam zurück und rollte in die Garage. Der Millionär steig aus und schloß die Tore. Er ging zur Villa und betrat sie durch die Hintertür.
Neun Uhr.
Drei dunkle Gestalten traten aus der Garage und näherten sich vorsichtig dem Haus. Sie blieben im Schutz der Bäume und Sträucher, sprangen dann mit wenigen Sätzen über den breiten Kiesweg und waren Augenblicke später durch die Hintertür in das Haus eingedrungen. Man hätte die drei Gestalten nur aus allernächster Nähe wahrnehmen können. Es waren Jeff Condor, Chester Low und David Tomson. Papesca hatte die drei mit seinem Pontiac geholt.
9.50 Uhr.
100 Yard vor der Villa des Millionärs Louis Papesca hielt ein kleiner Wagen auf dem Cläre Mont Parkway.
Eine schmale, hohe Gestalt stieg aus. Die Scheinwerfer des Fahrzeugs wurden abgeblendet.
Die Gestalt bewegte sich auf das Grundstück des Millionärs zu. Ein eleganter Sprung über die nicht sehr hohe Hecke — die Gestalt verschwand im Garten.
Der Mörder Henry Haitch war gekommen, um das Geld zu holen, das er von dem Millionär gefordert hatte.
Papesca zuckte zusammen, als drei dröhnende Schläge die Hintertür seiner Villa erschütterten.
Mit schleppenden Schritten ging er durch den dunklen Flur, der sein Büro mit der Hintertür verband. Der Millionär wußte sich im Schutze der gemieteten
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