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0257 - Ein Grabstein ist kein Kugelfang

0257 - Ein Grabstein ist kein Kugelfang

Titel: 0257 - Ein Grabstein ist kein Kugelfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Grabstein ist kein Kugelfang
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nachdem er gesehen hatte, daß meine Bemühungen, Kysella einzuholen, erfolglos waren.
    »Von dem sehen wir vorläufig nichts mehr. Fragt sich jetzt, ob wir mal einen Blick in seine Behausung werfen. Wir haben ja einen Durchsuchungsbefehl.« Phil sah mich fragend an.
    »Warum soll Kysella nicht wiederkommen?« fragte ich dagegen.
    »Na, der Alte an der Reception hat doch klar und deutlich gesagt, daß Kysella mit einem Koffer bewaffnet war.«
    »Mit einem Koffer? Davon weiß ich nichts!«
    »Du hast ja auch nicht danach gefragt«, sagte Phil. »Aber ich war so frei.«
    »Wie kommt es dann, daß der Alte Kysella durchließ, ohne ihm die Rechnung vorzulegen? Muß doch so ausgesehen haben, als reise Kysella ab.«
    Auch dafür hatte Phil eine plausible Erklärung, die auf den Tatsachen beruhte, die mein Freund vom Portier wußte.
    »Erstens war Kysella ein Stammgast, der hier seit Jahren ohne Unterbrechung logiert hat. Außerdem bezahlt er immer im voraus und hat jetzt noch bis Ende des Jahres die Miete gutstehen. Drittens hatte der Dicke nur einen kleinen Koffer bei sich. Sein Davonrauschen sah also nicht wie ein Abreisen aus.«
    »Aber«, mischte sich Walter ein, »dann ist auch die Annahme nicht gerechtfertigt, daß er vorläufig nicht wieder auftaucht.«
    »Ich glaube doch«, sagte Phil. »Während der Nacht hat Kysella wahrscheinlich noch einigermaßen beruhigt schlafen können, da er annahm, der zerschundene Neger sei noch nicht entdeckt worden. Bei Anbruch des Tages mußte er mit dem Auf finden seines Opfers rechnen. Kysella wußte, genau, daß er sich damit entweder den erneuten Haß der Unterwelt zuzog oder aber den heftigen Unwillen der Polizei erweckte — falls die ihm auf die Schliche käme. Denn was Kysella tat, war im juristischen Sinne eine Geständniserpressung.«
    »Zurück zu dem Koffer!« sagte ich. »Kysella hatte nur einen kleinen bei sich. Wahrscheinlich gespickt mit den nötigsten Utensilien. Der Rest seiner Habe befindet sich demnach noch in dem Apartment. Sehen wir ruhig einmal nach!«
    »Also, los«, sagte Phil und zog ein Besteck mit Sperrhaken hervor. Er probierte eine knappe Minute, dann hatte er einen passenden gefunden und öffnete die Tür. Wir verzichteten absichtlich darauf, bei dem Portier um einen Paßschlüssel nachzusuchen. Es war nicht nötig, daß der Alte von unserer Haussuchung erfuhr.
    Wir traten in Kysellas Apartment und zogen die Tür hinter uns zu.
    Das Apartment war in der üblichen Folge aufgeteilt.
    Kleiner Vorraum, rechts davon die Pantry, links ein Bad mit Toilette. Dann das eigentliche Apartmentzimmer mit Bett, eingebauten Wandschränken, Telefon und Warmluftheizung.
    Vorsichtig, ohne auffällige Spuren zu hinterlassen, durchsuchten wir zuerst das Zimmer. Nichts von Bedeutung war zu finden. Auf dem Tisch lag eine Vielzahl von Waffenprospekten. Es war anzunehmen, daß Kysella bei seinen Selbstschutzvorträgen zwei Fliegen mit einer Klappe schlug. Zum einen verbuchte er direkte Einnahmen durch sein Publikum, zum anderen mußte er von einer führenden Waffenfirma beauftragt sein, für Faustfeuerwaffen Reklame zu machen. Mit Sicherheit tat Kysella das nicht unentgeltlich.
    Wir öffneten die Schränke und fanden Wäsche in Fülle, eine Reihe nicht mehr neuer Anzüge, Zeitschriften und vieles mehr. Wenn Kysella wirklich nicht wiederkommen sollte, dann war sein Weggang recht überstürzt vor sich gegangen. Viel konnte er nicht mitgenommen haben. Aber bestimmt war es das für ihn Wichtigste, was er in seinem Koffer weggeschleppt hatte.
    Schon wollten wir die Suche aufgeben und uns heimlich verdrücken, als Phil die kleine Tür zur Pantry öffnete, einen erstaunten Ruf ausstieß und uns aufforderte, die Kochnische zu beäugen.
    Ich trat hinter meinen Freund und blickte über seine Schulter.
    Was ich sah, nötigte mir nicht geringes Erstaunen ab.
    Der mittelgroße Kühlschrank war zur Seite gerückt worden. Hinter ihm war ein großes rechteckiges Loch in die Wand gehauen worden.
    Das Rechteck war groß genug, um eine prall gefüllte Aktentasche dahinter zu verstauen.
    Wir traten näher und schauten uns die Ränder des Loches an. Es war eindeutig festzustellen, daß man hier vor nicht allzu langer Zeit ein Loch in die Wand geschlagen hatte, das etwas später wieder zugemauert worden war. Der Gips an den Rändern des Loches war etwas dunkler als die übrige Färbung der Wand. Also war dieser Gips frischer.
    »Scheint irgend etwas eingemauert zu haben. Und ist jetzt damit

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