0257a - Der Tod lud sie zum Whisky ein
den Wagen aufpassen. Eine dritte Möglichkeit, ihn zu den nächsten Häusern zu schicken, schied aus. Sie lagen auf der anderen Straßenseite und waren zweihundert Yards entfernt. Die Gangster hatten sich für ihren Überfall den richtigen Platz ausgesucht.
Außerdem durften wir den Wagen nicht aus den Augen lassen, denn ich war jetzt überzeugt, dass die Burschen es weniger auf unser Bargeld als auf die Leiche abgesehen hatten.
Das Knacken der Äste entfernte sich. Die Burschen setzten sich mit einer Blitzgeschwindigkeit ab. Ich riss meine Pistole aus dem Halfter und drückte sie dem schlotternden Fahrer in die Hand. Ich gab ihm Anweisung, sich gut versteckt in der Nähe seines Wagens aufzuhalten und sofort in die Luft zu schießen, wenn sich jemand dem Wagen näherte.
Tumpsy nickte.
Ich holte tief Luft und wetzte mit drei Sprüngen über die Straße. Mit einem Satz warf ich mich in das gegenüberliegende Dickicht. Ich traf auf leere Hülsen, die die Gangster hinterlassen hatten. Blitzschnell bückte ich mich und hob zwei davon auf. Ich ließ sie in meine Jackentasche gleiten. Einige Augenblicke stand ich lauschend. Ein Geräusch, das nicht mehr als fünfzig Yards von mir entfernt war, veranlasste mich, weiter in den verwilderten Park einzudringen. Vorsichtig pirschte ich mich vor. Dabei .vermied ich jeden trockenen Ast, soweit das bei der Dunkelheit möglich war.
Auch dieses Geräusch, das sich erst so nah anhörte, entfernte sich immer weiter.
Sekunden stand ich und horchte. Ich hatte mich etwa hundertfünfzig Yards weit in den Park gewagt, als ein trockener Knall die Stille zerriss.
Das war ein Schuss aus meiner 38er Special gewesen. Wie der Wirbelwind jagte ich zurück. Aber ich hatte noch keine drei Schritte gemacht, da ratterte die Tommy Gun wieder los. Das war auf der Straße, wo sich Tumpsy befand.
Das war der Bericht von Phil.
***
Mir blieb keine Wahl. Ich wurde von hinten in den kleinen Raum geschoben.
»Nimm deine Pfoten schön in die Höhe«, knurrte Pete und trat seitlich an mich heran.
»Ein G-man trägt seine Waffe im Halfter«, sagte er grinsend und fuhr mit seiner Rechten blitzschnell in meinen Jackenausschnitt. Die Burschen vor mir sahen nicht so aus, als wenn sie sieh scheuten einen G-man zu erschießen. Deshalb nahm ich die Hände in die Höhe. Hinter mir schloss sich die Tür.
Die Beleuchtung war ziemlich trübe. Trotzdem reichte sie aus, die Gangster- , gesichter zu studieren. Die drei Männer hinter dem Tisch waren unrasiert. Einer von ihnen sah aus wie Petes Zwillingsbruder, obgleich mir nicht bekannt war, dass der Gangster überhaupt Brüder hatte. Der zweite zeigte ein unverfrorenes Grinsen aus seinem Milchgesicht. Er hatte strohblonde Haare und ein Paar ausdruckslose Augen. Aber die Züge um seinen Mund verrieten Brutalität. Der dritte war mit seinen eiskalten Blicken in der Lage, einen Teich mittlerer Größe gefrieren zu lassen. Seine Backenknochen stachen scharf aus dem unregelmäßig geschnittenen Gesicht hervor. Über seine linke Wange lief eine Narbe vom Ohr bis zu dem Mundwinkel.
Ich beschloss, bei nächster Gelegenheit im Archiv nach den drei Gangstern zu suchen. Aber die Burschen schienen vorerst nicht die Absicht zu haben, mich laufen zu lassen.
Der Mann in meinem Rücken, den ich bis jetzt noch nicht gesehen hatte, bugsierte mich mit seiner Waffe in die Mitte des Raumes neben einen Stuhl.
»Bitte Platz zu nehmen«, sagte Pete höhnisch.
Jemand drückte mich auf den Stuhl.
Pete gab seinen Leuten einen Wink. Der Mann mit dem Kindergesicht und Petes Zwillingsbruder streckten ihre Waffen ein und kamen um den Tisch herum. Sie rissen meine Hände herunter und bogen mir die Arme auf den Rücken.
»Weißt du, dass das Freiheitsberaubung ist, Pete?«, fragte ich ruhig. »Auf Freiheitsberaubung steht eine Menge Zuchthaus.«
»Wo kein Kläger ist, da ist kein Richter, G-man«, sagte er. Die Burschen banden meine Hände in Windeseile auf den Rücken. »Du bist doch nicht so närrisch zu glauben, dass du ungeschoren davonkommst, Pete«, knurrte ich wütend.
»Ich ergreife diese Vorsichtsmaßnahme nur, um mich mit dir gemütlich unterhalten zu können. Denn ich habe es nicht gerne, wenn mit Waffen hantiert wird. Zu schnell geht ein Schuss los. Und anschließend trifft man noch den Falschen«, sagte Pete ironisch.
Ich muss zugeben, er hatte eigenartige Anschauungen von Gemütlichkeit. Aber es war sinnlos zu protestieren. Mister High wusste, wo ich mich befand. Wenn das
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