026 - Das Mordpendel
Sprechgerätes und holte es hervor. Es entfiel seiner Hand. Er bückte sich, um es aufzuheben. Fluchend stellte er fest, daß es zerbrochen war. Wütend warf er es zur Seite und rannte weiter. Die unheimlichen Gedanken, die auf ihn einströmten, machten ihn fast bewußtlos. Doch plötzlich ließen die Gedankenströme nach. Erleichtert richtete er sich auf.
Osmondes Wagen stand vor der Kathedrale. Die Scheinwerfer waren auf das Tor gerichtet. Osmonde stand neben dem Wagen; von den Touristen und Coco keine Spur.
Gohen rannte über den kleinen Platz auf Osmonde zu, der sich wie in Trance bewegte. Er öffnete die Wagentür und wollte einsteigen, da war Cohen heran und packte ihn an der Schulter. Er riß Osmonde herum und starrte in die glasigen Augen des Mannes.
»Wo sind die Touristen?« fragte er und packte ihn am Mantelaufschlag.
Osmonde antwortete nicht.
»Raus mit der Sprache!« zischte Cohen, und wie es zu seiner brutalen Art gehörte, vergaß er nicht hinzuzufügen: »Wenn du nicht sofort redest, Bürschchen, dann schlage ich dir die Zähne aus! Aber einzeln.«
Osmonde redete noch immer nicht. Er schüttelte Cohens Hand ab. Cohen blickte den Fahrer überrascht an. Solche Kräfte hatte er dem kleinen Mann nicht zugetraut. Osmonde wollte wieder einsteigen, doch wieder riß ihn Cohen zurück. Der Agent zog seine Pistole und richtete sie auf den Fahrer.
»Rede endlich!« schrie er. »Meine Geduld ist erschöpft!«
»Sie sind – sie sind – in der Kathedrale. Sie sind …« Osmonde verdrehte die Augen. Er wollte in den Wagen steigen, doch das ließ Cohen nicht zu.
»Du bleibst da!« sagte er, hob die rechte Hand und ließ den Pistolenlauf auf Osmondes Kopf krachen.
Doch die Kappe dämpfte die Wucht des Schlages. Osmonde stöhnte und wandte sich um. Seine Augen glühten. Mit beiden Fäusten schlug er auf Cohen ein, der einen Schritt zurücktrat und eine gestochene Gerade abfeuerte, die Osmonde genau am Kinn traf, aber dem Fahrer machte sie wenig aus. Im Gegenteil. Er schlug weiter wie ein Verrückter auf Cohen ein und achtete nicht auf die Schläge, die seine Lippen aufplatzen ließen.
Cohen wich immer weiter zurück und näherte sich, von Osmonde getrieben, der Kirche. Dann hörte er ein knirschendes Geräusch. Er sprang zwei Schritte zurück und glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Eine der Steinfiguren, die über dem Haupttor der Kathedrale kauerten, bewegte sich und hielt etwas zwischen den klauenartigen Händen. Das Knirschen wurde lauter. Etwas flog durch die Luft. Cohen konnte im letzten Augenblick ausweichen, doch Osmonde reagierte überhaupt nicht. Ein metergroßes Steintürmchen zerschmetterte Osmondes Kopf. Tot brach er zusammen.
Dann war ein Zischen zu hören. Etwas tropfte auf Cohen, der schmerzgequält aufschrie. Seine linke Hand war mit einer dicken, dampfenden Flüssigkeit bedeckt: Siedendheißes Pech. Einige Tropfen des klebrigen Teers verbrühten seine Wangen.
Panikartig stürzte Cohen los. Er rannte auf den Wagen zu. Neben ihm krachte ein schwerer Gegenstand zu Boden, doch er hatte keine Zeit, darauf zu achten. Mit einigen Sprüngen hatte er den Wagen erreicht. Er glitt hinters Steuer und nahm sich nicht einmal die Zeit, die Tür zu schließen. Er startete, und der Wagen sprang sofort an. Cohen nahm den Fuß von der Kupplung, und der Wagen schoß los. Er trat stärker aufs Gaspedal. Ein riesiger Felsbrocken flog gegen die Kühlerhaube, ein Felstürmchen krachte auf den Motor. Der Wagen gab ein gurgelndes Geräusch von sich, dann blieb er stehen.
Cohen hechtete heraus und legte sich neben dem Wagen auf den Boden. Immer wieder flogen Steinbrocken in seine Richtung, trafen ihn jedoch nicht. Es stank nach Benzin. Der Tank entleerte sich. Cohen rückte näher an den Wagen heran. Für einige Augenblicke war der Platz in glutrotes Licht getaucht. Deutlich sah Cohen drei furchterregende Gestalten, die sich über dem Hauptportal bewegten. Irgend etwas Loderndes flog durch die Luft und landete vor dem Wagen. Eine Stichflamme zischte hoch. Das Benzin hatte Feuer gefangen.
Die Flammen rasten auf Cohen zu, der aufsprang und losrannte. Ein Steinbrocken traf ihn im Rücken, und er geriet ins Taumeln. Keuchend hetzte er weiter. Ein weiterer Stein traf ihn. Diesmal hinter dem rechten Ohr. Er spürte, wie es schwarz vor seinen Augen wurde. Seine Bewegungen wurden langsamer. Er hatte das Ende des Platzes erreicht. Halb ohnmächtig fiel er zu Boden und blieb liegen.
Vorsichtig wandte er den Kopf nach
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