026 - Das Mordpendel
die Drillinge besänftigt werden konnten.
Plötzlich lief es ihm eiskalt den Rücken hinunter. Cohens Wagen! Der Agent hatte den Auftrag gelabt, hinter Osmonde herzufahren.
Der Dämonenkiller lief los. Er verspürte nichts von einer magischen Falle, aber wahrscheinlich hatte Reese sie aufgehoben. Er bog auf den Platz ein und blieb stehen. Unweit der Kathedrale lag ein ausgebranntes Wrack, das noch schwach gloste.
»Coco!« brüllte Hunter und raste auf den Wagen zu. »Coco!«
»Hierher, Dorian!« hörte er Cohens Stimme.
Hunters Puls hämmerte stärker, als er am Wagen vorbeirannte und vor Cohen stehenblieb.
»Was ist geschehen?« fragte er mit heiserer Stimme. »Wo ist Coco?«
»Mit den anderen Touristen in der Kathedrale!«
Der Dämonenkiller wandte den Kopf herum. Reese war näher gekommen.
»Nichts wie rein in die Kirche!« sagte Hunter. »Coco schwebt in Lebensgefahr.«
»Das Tor läßt sich nicht öffnen«, sagte Cohen.
»Öffnen Sie das Tor, Reese!« brüllte der Dämonenkiller.
»Das ist nicht möglich. Im Augenblick findet gerade eine Opferung statt, und die darf nicht gestört werden, sonst werden die Drillinge ärgerlich, was heute schon einmal geschehen ist. Sehen Sie die Gesteinsbrocken und den ausgebrannten Wagen!«
»Das ist mir alles egal!« schrie Hunter. »Machen Sie sofort auf! Coco befindet sich da drinnen.«
»Zuerst den Drudenfuß, Hunter!« sagte Reese.
Hunter griff in die Brusttasche des Mantels und holte die Imitation heraus.
»Da haben Sie den Drudenfuß!« keuchte er und schleuderte ihn Reese entgegen. »Aber es ist nur eine Imitation. Den echten bekommen Sie erst, wenn Sie das Tor öffnen.«
»Sie haben mich getäuscht«, sagte Reese gefährlich ruhig, »und das werden Sie büßen, Hunter. Das verspreche ich Ihnen. Ich habe mit offenen Karten gespielt, doch Sie …«
Ein knarrendes Geräusch war zu hören. Die drei hoben die Köpfe. Und da entdeckte der Dämonenkiller die Drillinge, die er das letzte Mal im Jahr 1532 gesehen hatte. Die drei Monster hatten sich nicht verändert. Athasar war ein grüner Teufel mit vier klauenbewehrten Armen. Aus dem Rücken wuchsen ihm riesige Drachenflügel. Bethiar sah noch abstoßender aus. Der Körper war eiförmig, und daraus wuchsen vier Spinnenbeine. Er hatte Glotzaugen, eine breitgedrückte Nase und ein riesiges mit drei nadelspitzen Zahnreihen versehenes Maul. Calira hatte den Körper einer nordischen Gottheit. Sie war makellos geformt und voller Anmut, doch die Schönheit ihres Körpers wurde durch den totenkopfähnlichen Schädel mit den armlangen, hauchdünnen Haaren zerstört. Zehen und Finger bestanden aus Tierhorn. Und diese drei unheimlichen Gestalten hockten über dem Portal der Kirche.
Reese stieß einen Schrei aus, als sich Athasar bewegte, ein Türmchen ausriß und es in die Tiefe fallen ließ.
»Wir müssen hinein!« brüllte Reese. »Es bleibt uns keine andere Wahl. Wir müssen die Opferung stören, sonst töten uns die Drillinge.«
Er fuhr mit der rechten Hand in den Umhang, suchte kurz etwas und holte einige seltsam geformte Stöpsel hervor. »Die Glocken«, sagte er. »Stecken Sie sich die Stöpsel tief in die Ohren! Sie verhindern, daß sie gelähmt werden. Diese Stöpsel schalten das Läuten aus, aber sie können sonst alles hören. Rasch!«
Hunter nahm vier Stöpsel, zwei schob er in die Tasche; er wollte sie Coco geben, falls sie noch am Leben war; die beiden anderen Stöpsel drückte er sich tief in die Ohren. Cohen folgte seinem Beispiel.
Wieder krachten einige Steinbrocken zwischen die drei. Dann rann etwas Schwarzes über das Tor und vermischte sich mit einer grünen, ätzenden Flüssigkeit. Reese zog einen seltsam gedrehten Schlüssel hervor und drückte ihn gegen das Kathedralentor. Es dauerte einige Sekunden, und der Schlüssel verschwand im Loch. Knarrend sprang die Tür auf.
Cohen war als erster in der Kathedrale. Mit einem Blick erfaßte er die Situation. Er sah den Kuttenmann, der vor Coco stand. Dann fiel sein Blick auf die Glocke, die an einer dünnen Schnur hing und über ihrem Kopf hin und her pendelte und sich dabei immer tiefer senkte. Er sah die Spitzen, die nach Cocos Kopf zu fassen schienen.
Ohne nachzudenken, hob er die Pistole. So penetrant Cohen auch sein konnte, auf seine Art hing er an Coco, und seine Ausbildung als Geheimagent hatte sein unwahrscheinlich rasches Reaktionsvermögen noch gesteigert.
Der Schuß peitschte durch die Kirche, ein Schuß, auf den Cohen stolz sein
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